Elfen wie Feuer
»Seht ihr, ich habe euch doch gesagt, dass es klug wäre zu desertieren.«
Falls Zwitty erwartet hatte, eine zustimmende Reaktion
von Kritton zu erhalten, hatte er sich geirrt. »Ich bin nicht desertiert!«, brüllte Kritton ihn wütend an. »Wir sind hier, um die Dinge in Ordnung zu bringen. Wir werden nicht länger den Befehlen derer folgen, die uns getäuscht und entehrt haben!«
Visyna trat vor, bevor jemand anders sprechen konnte. »Wer ist âºwirâ¹?«
Kritton warf einen Blick über seine Schulter und flüsterte etwas. Daraufhin traten die Soldaten hinter ihm vor. Ihre Musketen zielten auf Visyna und Hrem. Visyna rang nach Luft. Jedem der Soldaten fehlte die Spitze am linken Ohr, während das rechte noch unversehrt war.
»Wir«, glühender Stolz leuchtete auf Krittons Gesicht, »sind die wahren Stählernen Elfen.«
Keiner sagte ein Wort. Visyna trat eine Träne ins Auge. Das hier waren Konowas Männer, seine Brüder. Sie sah sie der Reihe nach an und versuchte zu verstehen, wer sie jetzt waren. Sie alle trugen noch die Uniform der Calahrischen Imperialen Armee. Das Tuch war zerfetzt und abgetragen, aber ihre Musketen waren sorgfältig gepflegt. Jeder von ihnen maà mindestens einen Meter achtzig, obwohl sie schlanker waren als Konowa und nicht so breitschultrig. Die hageren Gesichter sahen sie an. Keiner blickte höhnisch oder lächelte. Visyna sah ihnen in die Augen und wusste, warum.
Diese Elfen litten Schmerzen, ungeheure Schmerzen. Sie spürte es, ohne dass sie ihre Magie weben musste. Man hatte sie im Stich gelassen und entehrt, und sie trugen nicht die geringste Schuld daran.
»Hört mir zu, ihr alle. Was auch immer Kritton euch erzählt hat, es ist eine Lüge. Konowa hat euch nicht im Stich gelassen. Ihr seid der Grund, warum wir hier sind! Er ist euretwegen zurückgekehrt. Wir alle sind euretwegen hier!« Sie
deutete auf die anderen Soldaten hinter ihr. »Gerade in diesem Moment zieht euer Regiment in die Schlacht. Geht zu Konowa, und helft ihm, er braucht euch!«
Krittons Lachen hallte von den Tunnelwänden zurück. »Er braucht uns? Und was war, als wir ihn gebraucht haben? War er da? Nein, Mistress Tekoy, wir lassen uns nicht noch einmal zum Narren halten! Unsere Ehre wird wiederhergestellt, das schon, aber nicht von ihm.«
Visyna lieà ihren Blick über die Elfen gleiten, sie suchte nach einem Anzeichen, dass einige von ihnen oder auch nur einer auf sie hören würde. Jeder einzelne Elf erwiderte ihren Blick, und ihre Augen verrieten, was sie nicht aussprechen würden. Visyna gab auf.
»Ihr wisst, dass das falsch ist! Ich kann es sehen. Das kann ich in euren Augen erkennen. Niemand kann euch eure Ehre nehmen. Hierher verbannt zu werden war schrecklich, das verstehe ich, aber nur ihr haltet euer Schicksal in euren Händen. Nur ihr â¦Â«
»Das reicht!«, brüllte Kritton. »Sie brauchen uns nicht noch einmal zu belehren! Wir haben unsere Ehre bereits wiederhergestellt, und Sie werden auch gleich sehen, wie. Und jetzt bewegen Sie sich!«, befahl er und bedeutete ihr mit einem Winken, in Richtung Tunneleingang zu gehen.
Visyna wollte es noch einmal versuchen, aber Hrem streckte die Hand aus und berührte ihren Arm.
»Vergessen Sie es, Mistress Tekoy. Das sind nicht die Elfen, die wir gesucht haben.«
Visyna konnte nur nicken. Als sie in den Seitentunnel trat, tröstete sie nur ein Gedanke: Sie war froh, dass Konowa nicht hier war und mit ansehen musste, was aus seinen Elfen geworden war.
30
KONOWA DREHTE SICH um und blickte auf das Regiment. Sie waren bereits im Sand angetreten. Der Tod stand ihnen gegenüber, nur ein kurzes Stück entfernt, und dennoch mussten die Sergeanten und Korporale die Männer daran hindern vorwärtszustürmen. Sie wussten, dass ihnen eine Schlacht bevorstand, und sie waren bereit. Frostfeuer schimmerte auf ihnen, während es langsam dunkler wurde.
Der Moment war gekommen.
Konowa und der Prinz ritten mit ihren Kamelen zur Oase zurück und zügelten die Tiere vor der Kolonne. Konowa warf dem Prinzen einen kurzen Blick zu, und dieser nickte. Konowa räusperte sich. »Stählerne Elfen ⦠Musketen schultern!« Frostfeuer schlug Bögen von Bajonett zu Bajonett, als die Soldaten ihre Waffen in die Linke nahmen, den Schaft packten und das Gewehr an die linke Schulter drückten.
»Die Fahnenabteilung
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