Elfen wie Feuer
weià ich nicht; ich bin ein Kriegerelf. Ohne die militärische Rangordnung wären wir nur wenig mehr als Pöbel mit Musketen.«
Der Suljak drückte Konowas Arm. »Dann haben Sie wohl selten schlaflose Nächte, Major, in denen Sie darüber nachgrübeln, wo Ihre Schlingen in dem groÃen Teppich des Lebens gewoben sind?«
»Gar keine«, log Konowa. Die Träume, in denen die Schattenherrscherin
ihn verfolgte, gingen niemanden sonst etwas an. Dann merkte er, dass seine Antwort etwas abrupt klang, und er versuchte ein bisschen zu plaudern, wenigstens eine Minute lang, bis er sich unter einem Vorwand verabschieden konnte. »Ich schlafe ziemlich gut, aber andererseits bin ich vermutlich nicht klug genug, um zu wissen, dass ich mir Sorgen machen sollte. Sie erwähnten vorhin etwas über meine Strategie?«
Der Suljak drohte ihm mit einem knochigen Finger und zwinkerte. »Eine Ablenkung, natürlich. Für so etwas sollten Sie einen Adjutanten haben, einen loyalen Kameraden, der bereit ist, eine Suppenterrine umzukippen oder vielleicht eine Ratte in eine Punschschüssel zu werfen.«
Das Gesicht von Regimentssergeant Lorian blitzte in Konowas Kopf auf. Ihre erste Begegnung war nicht besonders herzlich gewesen; Lorian hatte damals versucht, Konowa mit einem Säbel den Kopf abzuschlagen. Aber sie hatten sich irgendwie arrangiert. Konowa vermisste ihn.
»Die Stählernen Elfen sind im Moment nicht in ihrer vollständigen Stärke unterwegs«, erwiderte Konowa. »Deshalb muss ich diese Dinge bedauerlicherweise ganz alleine ausfechten.«
»Ah, der einsame Wolf.« Die Stimme des Suljak klang aufrichtig. »Leider habe ich nie einen Wolf mit eigenen Augen gesehen, aber soweit ich weià jagen sie üblicherweise in Rudeln. Nur die Kranken oder Wahnsinnigen jagen allein ⦠jedenfalls hat man mir das erzählt.«
Konowa blinzelte und betrachtete den Suljak genauer. Der Mann schien dem Grab so nahe zu sein, dass er fast nach frisch ausgehobener Erde hätte riechen können, aber das Timbre seiner Stimme zeugte von einem Lebenswillen, der nicht vorhatte, in nächster Zukunft aufzugeben. »Sind Sie
auch ein einsamer Wolf, oder haben Sie einen Adjutanten, der Zwischenfälle und Ablenkungen provoziert, wenn die Situation es erfordert?« Konowa versuchte sich vorzustellen, wen von den Stählernen Elfen er für diese Aufgabe auswählen würde. Korporal Arkhorn kam ihm in den Sinn. Der Zwerg war bereits eine Ablenkung an sich.
»Ich habe mehrere Adjutanten«, erwiderte der Suljak. »Obwohl es ihnen nicht immer bewusst ist.«
Obwohl er den Wunsch hatte, diese Feier zu verlassen, fand Konowa den Suljak sehr unterhaltsam. »Warum habe ich nur das Gefühl, dass ich einer von ihnen bin?«
Der Suljak schüttelte sich mehrere Sekunden vor Lachen. So lange, bis Konowa sich Sorgen machte, dass der alte Mann sich möglicherweise eine Rippe brechen könnte.
»Ein andermal vielleicht. Aber durch die Unruhe, die durch Ihren unglücklichen Unfall erzeugt wurde, haben die drei zauberhaften Ladys, die vom Prinzen eskortiert wurden, die Gelegenheit genutzt und sind verschwunden. Sie scheinen die Feier fast unbemerkt verlassen zu haben.«
Konowa wirbelte herum und sah zu der Stelle hinüber, wo er Visyna, Rallie und seine Mutter das letzte Mal gesehen hatte. Sie waren nicht mehr in Sicht.
»Verdammter Hurensohn!«, stieà Konowa halb ärgerlich und halb bewundernd hervor.
Der Suljak öffnete seine Augen ein bisschen weiter. »Gewiss, und wenn ich das richtig verstanden habe, sind Sie der Sohn eines Zauberers. Sagen Sie, haben sich die magischen Fähigkeiten Ihrer Eltern auf Sie übertragen?«
Konowa hatte vergessen, wo er war ⦠und wer der Suljak war. »Wenn Sie mitzählen, wie schnell man in Schwierigkeiten geraten kann, bin ich ganz gewiss ein Zauberer, jedenfalls was das angeht.«
Der Suljak neigte den Kopf. »Sie sind sehr bescheiden. Die Gerüchte über die legendären Stählernen Elfen und Major Konowa Flinkdrache fegen wie Staubfahnen durch die Wüste. Ich habe den Eindruck gewonnen, dass Sie recht geschickt darin geworden sind, Macht zu wirken.«
»Und was sind das für Gerüchte?«, erkundigte sich Konowa. Die Eichel auf seiner Brust gab keinerlei Hinweise darauf, dass der Suljak eine Bedrohung wäre, aber allmählich dämmerte Konowa, dass die Macht der
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