Elfen wie Feuer
ihr, während Jir, offenbar zufrieden, dass er nicht mehr angekettet war, auf die Pritsche sprang.
»Wir müssen Tyul finden«, erklärte Chayii. »In seinem jetzigen Zustand ist er unberechenbar. Ich dachte, er wäre in Sicherheit, wenn er auf dem Schiff bliebe. Ich dachte, die beiden wären in Sicherheit.«
Visyna legte Chayii eine Hand auf die Schulter. Die Elfe hatte mehr Kummer als die meisten anderen. Tyul war ein Diova Gruss, ein an die Macht einer Silbernen Wolfseiche Verlorener. Ihr Ehemann Jurwan war ebenso verzaubert und wurde in der Gestalt eines Eichhörnchens festgehalten.
Und dann war da auch noch ihr Sohn.
»Wenigstens wissen wir, wo Konowa die nächsten Stunden verbringen wird«, erklärte Visyna.
Rallie schnalzte mit der Zunge und lieà die Zügel klatschen. Die Brindos warfen ihre Köpfe hoch, legten sich ins Zaumzeug und marschierten los. Sie sahen aus wie Pferde, die eine dunkelgraue Rüstung trugen; ihre zähen, ledrigen Hautplatten glitten ein wenig unheimlich übereinander, wenn sie gingen, während die weichen Ohren der Tiere bei jedem Schritt auf- und abschwangen. Ihre kurzen Stummelschwänze wackelten heftig, und es war nicht klar, ob aus Freude, weil sie sich bewegen konnten, oder in dem vergeblichen Versuch, die Fliegen zu verscheuchen.
Chayii lächelte. »Er hatte keine einfache Kindheit. Er war einer der ersten Elfen, die nicht schon bei ihrer Geburt verbannt wurden. Ich selbst habe sein Ohr verstümmelt. Sein Vater hatte es ihm lassen wollen, um den Hynta-Elfen und der ganzen Welt zu zeigen, dass keinen seiner Söhne ein Schicksal ereilen würde, das er nicht freiwillig gewählt hatte.« Chayiis Stimme wurde leiser. »Ich wusste allerdings, dass sein Lebensweg auch ohne das schon schwierig genug werden würde.«
»Aber warum ist er so â¦Â« Visyna wusste nicht genau, wie sie die Frage beenden sollte.
»Er würde es niemals zugeben, aber seine Zurückweisung auf der Geburtswiese hat ihn schwer getroffen. In unserer Kultur gibt es keine höhere Ehre, als mit einer Wolfseiche eine Verbindung einzugehen. Man sagt, dass bis zu diesem Tag kein Elf wahrhaft vollständig ist. Konowa glaubte, dass sich an dem Tag, an dem er diese Verbindung eingehen würde, für ihn alles ändern würde. Er würde der erste von der Schattenherrscherin gezeichnete Elf sein, der von einem Ryk Faur erwählt und in die Lange Wacht eintreten würde.«
»Und nachdem er zurückgewiesen wurde?«, erkundigte sich Visyna.
»Er hat uns den Rücken zugekehrt, seinem Volk und sich selbst. Kurz danach ist er in die Imperiale Armee eingetreten. Sein Vater hat ihn dazu ermutigt.« Die Verbitterung in Chayiis Stimme war unüberhörbar, ebenso wie das Bedauern.
»Es ist noch nicht zu spät für ihn«, sagte Visyna und hoffte, dass ihre Worte zutrafen. »Es ist noch nicht zu spät für keinen von ihnen. Wir haben den Roten Stern meinem Volk wiedergegeben und Elfkyna gerettet. Wir haben den Wald der Schattenherrscherin auf den Inseln zerstört. Und wir werden auch hier siegen.«
Chayii wandte den Kopf und betrachtete Visyna aufmerksam. »Dein Land und dein Volk wurden tatsächlich gerettet, und doch bist du hier.«
Visyna errötete, wandte den Blick jedoch nicht ab. »Konowa ist noch immer in Gefahr, und ich werde auch ihn retten ⦠wenn ich kann.«
Darauf antwortete Chayii nicht, sondern streckte die Hand aus und nahm Visynas in ihre. Rallie blickte in den Himmel und deutete auf die Sterne. »Dann solltet ihr besser eure Augen aufhalten, weil wir jede Hilfe brauchen können, die wir bekommen können.«
Der Wagen rollte über das Gelände und näherte sich einem Tor des Palastes. Etliche Wachposten standen da und sahen ihnen entgegen, machten jedoch keinerlei Anstalten, sie aufzuhalten. Sie grüÃten die Ladys nur mit einem Tippen an ihre Tschakos, als sie vorbeifuhren. Visyna sah Chayii und Rallie an und dachte daran, was sich in dem Planwagen befand. Ihr wurde klar, dass die Soldaten eine sehr kluge Entscheidung getroffen hatten.
»Sollten wir es nicht jemandem sagen?«, erkundigte sich Visyna, die zusah, wie die Lichter des Palastes verschwanden, als sie um eine Ecke bogen.
»Es ist besser, wenn wir das einstweilen für uns behalten«, erwiderte Rallie. »AuÃerdem haben wir ja noch meine Sreex. Wenn wir dem Prinzen und dem Major
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