Elfen wie Feuer
sagten, was passiert war. Ganz offensichtlich hatte hier ein Kampf stattgefunden, und zwar erst vor kurzem. Alte, bittere Fäden bezeichneten die drei Aschehaufen, die auf dem Boden lagen, aber sie konnte nicht herausfinden, was diese Haufen einmal gewesen waren. Sie konzentrierte sich stärker und suchte nach verräterischen Anzeichen der Macht der Schattenherrscherin.
»Ich glaube auch nicht, dass du sie hier finden wirst«, meinte Rallie, die immer noch auf dem Kutschbock saà und sie beobachtete. »Das hier ist etwas vollkommen anderes.«
Chayii kniete ein paar Meter entfernt und lieà nachdenklich den Sand durch ihre Finger rieseln. Dann verzog sie das Gesicht und schleuderte den Sand zur Seite. »Die Magie, die hier gewirkt wurde, war uralt. Sehr viel älter als ihre Magie. Tyul war hier, und mein Ehemann ebenfalls«, setzte sie hinzu.
Visyna konnte nicht unterscheiden, ob ihre Stimme gereizt oder besorgt klang. Vermutlich beides, dachte sie. »Dann ist das hier Kaman Rhals Werk?«, fragte sie. Sie dehnte ihre Sinne ein kleines Stück weiter aus, als sie versuchte, einen Faden zu packen, der so dünn war, dass sie ihn mit ihrem Verstand nicht ganz fassen konnte. Sie seufzte und lieà die Hände sinken.
»Genau das«, antwortete Rallie, »müssen wir herausfinden. Es ist noch ein paar Stunden dunkel, das sollten wir nutzen und Nazalla unbemerkt verlassen. Ich nehme an, wir müssen immer noch nach Süden?«
Chayii nickte. »Tyul hinterlässt keinerlei Spuren, aber Grauender Morgen schon. Sie sind eindeutig unterwegs in die Wüste.«
»Aber warum nur?«, wollte Visyna wissen. »Warum sollten Tyul und Jurwan das Schiff verlassen und hierherkommen?« Sie stieg wieder auf den Wagen und drehte sich, um Chayii hinaufzuhelfen. Die Elfe lächelte ihr dankbar zu und setzte sich neben sie.
»Tyul sieht die Dinge anders als wir. Für ihn ist die Welt einfach, oder sollte zumindest einfach sein. Entweder befinden sich die Dinge in ihrem natürlichen Zustand oder nicht. Aus diesem Grund ist er immer noch bei mir. Er versteht die Bedrohung, die die Schattenherrscherin darstellt und versucht, ihren Berg in seine ursprüngliche Form zurückzuverwandeln. Wenn er hier ebenfalls etwas Falsches wahrgenommen hat, dann wird er es verfolgt haben. Nach seiner Denkweise würde er ihn oder es auch töten, um ihm zu helfen.«
»Und Jurwan?«
Chayii schüttelte den Kopf. »Mein Ehemann ist ein Narr. Ein tapferer, intelligenter, zärtlicher Narr. Niemand anders hätte diesen Ausflug auf ihren Berg überleben können, und ich bin nicht ganz sicher, ob er ihn wirklich überlebt hat. Was er will und was er weiÃ, kann ich nicht mehr sagen.«
Die Brindos legten sich ins Zaumzeug, und der Wagen setzte sich in Bewegung. Visyna wob weiterhin die Energie um sie herum, traf auf verschiedene Fäden und versuchte, aus ihnen schlau zu werden. Es hatte sie zutiefst gedemütigt,
dass sie von ihrem Emissär in Elfkyna hereingelegt worden war, und sie wollte auf keinen Fall zulassen, dass so etwas noch einmal geschah.
Es war nicht leicht, Magie so spät in der Nacht auf einem rollenden Wagen in einer groÃen Stadt zu weben. Visyna gähnte und wollte die Fäden gerade loslassen, als etwas ihre Aufmerksamkeit erregte. Sie versuchte, es zu identifizieren, aber es lieà sich nicht fassen.
»Habt ihr �«, fragte sie die beiden anderen Frauen, kam jedoch nicht dazu, die Frage zu Ende zu stellen, als sie die beiden anblickte. Beide Frauen starrten in den südlichen Himmel. Ein kleines blaues Licht schimmerte zwischen den Sternen.
»Ich fühle es auch«, sagte Chayii, die ohne zu blinzeln in den nächtlichen Himmel blickte. »Das Juwel der Wüste kehrt zurück.«
Rallie klatschte mit den Zügeln, und die Brindos beschleunigten ihren Gang. »Das ist nicht das Einzige, was kommt. Das Wetter schlägt um und maskiert eine Macht dort drauÃen in der Wüste.«
Visyna war plötzlich nicht mehr müde, sondern konzentrierte sich mit frischer Kraft auf ihr Weben, folgte den Fäden tief in die Wüste hinaus.
Nach etlichen Meilen fransten die Fäden aus und verloren sich in einer bitterkalten Dunkelheit. Visyna kannte deren Geschmack nur zu gut. »Der Forst der Schattenherrscherin hat das Meer überquert und wächst dort drauÃen in der Wüste«, sagte sie. Sie lieà die
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