Elfen wie Stahl
trug ein Gewand aus sich überlappenden Blättern und einem öligen Pelz, das von dünnen stahlfarbenen Schlingpflanzen zusammengehalten wurde, die sich um seine GliedmaÃen schlangen. Knorrige Hände mit Fingern wie schwarze Spinnenbeine hielten einen groÃen geschwungenen Langbogen, der, was vollkommen unmöglich war, aus Eisen zu bestehen schien.
Der dämonische Elf spannte den Bogen, ohne den Blick von Alwyn zu lösen. Ein Geräusch wie Stahl auf Schiefer drang an seine Ohren, als der Bogen bis an seine Grenze gespannt wurde. Ein dünner schwarzer Pfeil war aufgelegt. Das Wesen drehte leicht den Kopf und zielte über den Schaft des Pfeils auf Alwyn.
Alwyn sprang vor. Er hörte einen metallischen Knall, ein Pfeifen und das Krachen, als der Pfeil den Schaft der Muskete traf. Sie flog Alwyn aus den gefühllosen Händen, als etwas Eiskaltes ihn in die Brust stach. Er stolperte und fiel auf die Knie. Alwyn griff mit einer Hand hoch und umfasste den Teil des Pfeils, der aus seinem Körper herausragte. Es fühlte sich an, als versuchte er, Feuer zu halten. Er begann heftig zu zittern. Seine Hand sank herunter. Ein Streifen Haut blieb an dem Pfeil kleben, aber er spürte keine Schmerzen mehr.
Das Rakke schien zu spüren, dass dies ein günstiger Moment war, stürzte vor und schleuderte Alwyn auf den Rücken. Er blickte hoch in das schwankende, schaukelnde Blätterdach. Immer noch fielen Blätter wie Schneeflocken herunter und zeigten dabei beide Seiten: hell, dunkel, hell, dunkel, hell, dunkel.
Das Rakke stand über ihm und hob den Prügel hoch über den Kopf. Alwyn versuchte sich aufzurappeln, aber er hatte keine Kraft mehr. Ihm war so kalt.
Das Rakke hob den Kopf und schrie. Es war ein grausiger, triumphierender Schrei. Dann senkte es den Kopf, um zuzuschlagen, als Alwyn aus dem Augenwinkel eine schnelle Bewegung bemerkte.
Im nächsten Moment fiel das Rakke in zwei Teile zerhackt auseinander. Ein Schatten stand darüber, ein Langschwert lässig in den Händen. Ein Umhang aus mitternachtsschwarzem Tuch umhüllte diesen so vollständig, dass Alwyn Schwierigkeiten hatte, seinen Blick darauf gerichtet zu halten. Trotzdem wusste er, wer sein Retter war.
»Danke, Meri«, murmelte er, schloss die Augen und überlieà sich der Kälte.
36
KONOWA SCHWANKTE IN seinem Sattel, als ihn etwas, das er nicht sehen konnte, wie ein Schlag traf. Er fuhr mit der Hand zu seiner Brust und umfasste den Lederbeutel.
»Es ist etwas passiert.«
Der Prinz drehte sich etwas zur Seite und trieb sein Pferd um eine groÃe Schlammpfütze herum, was ziemlich sinnlos war, denn der Schlamm war überall. Der Fluss war zwar wieder abgeschwollen, aber das Ufer war eine Schlammwüste, und es regnete immer noch, wenngleich nicht mehr so heftig wie zuvor. »So kann man die offene Rebellion im nördlichen Elfkyna sicherlich beschreiben, aber das ist nicht unbedingt eine Neuigkeit, da Rallies Herausgeber ihr die Nachricht bereits vor Stunden geschickt hat, habe ich recht?«
»Natürlich, Sir, selbstverständlich. Ich habe nur gerade über alles nachgedacht«, erwiderte Konowa, während er sich insgeheim für sein närrisches Verhalten verfluchte. Trotz des warmen Regens überlief es ihn kalt. Er warf einen Blick über die Schulter auf das Regiment hinter ihnen und schüttelte den Kopf. »Wir müssen so rasch wie möglich nach Luuguth Jor gelangen, aber dieser Schlamm hält uns auf.«
»Dann beheben Sie das«, antwortete der Prinz.
»Es beheben, Sir? Ich habe keine Pflastersteine mitgebracht.«
Der Prinz runzelte die Stirn, stellte sich in seine Steigbügel
und zog ein glänzendes Messingteleskop aus einem Lederetui, das an seinen Sattel geschnallt war. Die königlichen Initialen waren mit kunstvollen Intarsien aus Onyx, Elfenbein und winzigen Rubinen in die Röhre eingearbeitet. Der Prinz zog das Fernrohr zu seiner vollen Länge auseinander und hielt es an ein Auge wie ein Kapitän auf dem Meer. Vielleicht verlieh ihm der Fluss neben ihnen ja das Gefühl von GroÃartigkeit.
»Die Hexe hat die Nacht zum Tage gemacht ⦠Sicherlich kann sie auch etwas gegen diesen Schlamm tun. Und sagen Sie ihr, dass sie sich beeilen soll. Wir verlieren wertvolle Zeit.« Er setzte sich wieder in den Sattel, von dem das Wasser in einem feinen Sprühnebel aufspritzte.
Konowa wollte erwidern, dass Visyna
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