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Elfen wie Stahl

Elfen wie Stahl

Titel: Elfen wie Stahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Evans
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kurzen Blick über die Schulter und stellte überrascht fest, dass sie nur wenige Schritte hinter ihm ging. Sie bewegte sich mit der Sicherheit eines Elfs der Langen Wacht. Konowa fragte sich, was eine Frau, die so deutlich die Natur liebte, dazu bringen konnte, ausgerechnet dem Imperium zu dienen, der größten einzelnen Vernichtungsmacht der Welt. Über seine eigenen Gründe wollte er lieber nicht nachdenken; er hatte auch so schon genug Schmerzen.
    Es dauerte nicht lange, bis Konowa merkte, dass er sich hoffnungslos verirrt hatte. Die Chancen, noch heute Nacht seine Hütte zu finden, waren ebenso gering wie seine Chancen herauszufinden, warum dieser Tag so schrecklich schiefgelaufen war. Noch heute Morgen hatte er den ganzen Wald für sich gehabt, ihn nur mit Jir und den verfluchten Käfern teilen müssen.
    Jetzt wusste er nicht mehr, was er denken sollte.
    Das Auftauchen lange ausgelöschter Kreaturen – ihrer ausgelöschten Kreaturen, die seinen Namen aussprachen –, dann ein kaiserliches Dekret, ebenfalls mit seinem Namen darauf. Beides zusammen verstand es wahrlich, die Einschätzung seiner Zukunft zu verändern.
    Er sah erneut zurück. Visyna war immer noch dicht hinter ihm. Er drängte sich weiter durch das Dickicht, hielt sich die Rippen und verfluchte jeden Schritt. Er tröstete sich damit, dass dies hier das Schlimmste war, was das Leben ihm zwischen die Beine werfen konnte. Von jetzt an konnte es nur noch besser werden.
    Konowa glaubte an diese Lüge, solange er konnte. Es gelang ihm einen ganzen Tag.

6
    Â»JETZT ERZÄHL MIR bloß, dass du das nicht gesehen hast«, flüsterte Soldat Yimt Arkhorn und spähte über den gewaltigen Stamm eines umgestürzten Wahatti-Baumes. Fette Blätter, die so breit waren wie Paddelenden, hingen von den Zweigen des Baumes herab und boten einen perfekten Schutz.
    Â»Ich sehe nicht mal die Hand vor meinem Gesicht«, erwiderte Soldat Alwyn Renwar. Er tastete im Dreck nach seiner Brille und verwünschte erneut seine Entscheidung, zur Kaiserlichen Armee zu gehen. Da er für die Pflicht an der Front als ungeeignet eingestuft worden war, hatte man Renwar ohne viel Federlesens zum weitest entfernten Außenposten versetzt, den man hatte finden können – eben ins Protektorat von Groß-Elfkyna. Als wäre das nicht schon schlimm genug gewesen, musste er nach seiner Ankunft feststellen, dass er zu einem der Nachhut-Wachbataillone versetzt worden war, das die vornehme Aufgabe hatte, die Wagenkolonnen der Handelsgesellschaft der Äußeren Territorien zu bewachen. Das Essen war schrecklich, es herrschte eine brutale Disziplin, und die Pflicht bestand aus langen Zeiten betäubender Langweile und kurzen scharfen Momenten reinen Terrors – so wie jetzt. Und die Frauen drängten sich nicht gerade um ihn.
    Alwyn verachtete die Armee, das heißt, die bislang drei Monate seines Dienstes. Er war jetzt Tausende von Meilen von zu Hause entfernt, fühlte sich hundeelend und verschwitzt,
war verängstigt und hatte als Kameraden ausgerechnet einen Zwerg, der dringend einen Zaubertrank zu brauchen schien.
    Â»Ich hätte das Gold der Kaiserin nicht nehmen sollen«, murmelte Alwyn. Das Handgeld für seine Anwerbung hatte er längst ausgegeben. Wofür, wusste er nicht mehr.
    Â»Hör mit deinem Gemecker auf und mach die Augen auf«, befahl Yimt und spie einen Strahl Crutesaft auf den Boden. Das Felsgewürz blubberte zischend auf der Erde. »Es ist irgendwie schattig und wirklich groß.«
    Â»Ich kann meine Brille nicht finden.«
    Â»Du brauchst keine Brille, um es zu sehen. Es ist größer als die Zwillingsjuwelen Ihrer Majestät mitsamt den Kissen, auf denen sie sie präsentiert«, meinte Yimt mit einem anzüglichen Grinsen.
    Â»Ich sollte nicht mal hier sein.« Alwyn tastete hektisch den Boden ab. »Einen Monat lang Pikendienst, und wofür? Ich hab nicht einmal etwas gemacht! Du warst derjenige, der ›zufällig‹ die Gans des Offiziers mit dem Bajonett erlegt, sie gekocht und gegessen hat. Ich hatte nur eine Keule.«
    Â»Hör auf mit dem Gejammer, Ally«, erwiderte Yimt. »Kameraden halten eben zusammen. Und wie ich dem Offizier schon sagte: Diese Gans hat mich wirklich böse angesehen, als sie sich auf mich stürzte. Ich habe mich nur verteidigt, mehr nicht.«
    Â»Sie werden eine Meldung über deinen ungewöhnlichen

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