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Elfen wie Stahl

Elfen wie Stahl

Titel: Elfen wie Stahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Evans
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brannte von dem hohen Lederbesatz am Uniformkragen. Die Soldaten mussten dadurch ihre Köpfe hochhalten, so wirkten sie steif und stolz, wenn sie an einem Podest mit Würdenträgern vorbeimarschierten. Aber im Kampf war dies eine gefährliche Beeinträchtigung, denn dann kam es auf Bewegungsfreiheit an. Die Knöchelstiefel, die seine weichen Lederstiefel ersetzten, umschlossen seine Füße eng und hart, seine Hose scheuerte, und der Tschako auf seinem Kopf fühlte sich wie eine Kanonenkugel an. Seine linke Hüfte schmerzte von dem Säbel, den er jetzt um die Taille gegürtet hatte. Er war ein Geschenk von Jaal. Die einen Meter lange Klinge hatte eine weiß emaillierte Parierstange mit goldenen Inlays, die seinen Status als Offizier bekundeten. Zweifellos war er wertvoll, aber er hätte seine alte Muskete jederzeit vorgezogen. Er zwang sich, diese Unbequemlichkeiten nicht mehr zu spüren, und betete, dass sich der Prinz beeilen möge.
    Â»Trotzdem glaube ich, dass Sie von, wenn auch geringem, Nutzen sein werden.« Die Stimme des Prinzen klang ein wenig nasal. »Aber Sie werden von nun an meinem Beispiel folgen, wie sich ein Offizier in der Armee Ihrer Majestät benehmen sollte.«
    Der Geruch von Pomade wehte von dem lächerlich hohen Tschako des Prinzen in Konowas Nase und erinnerte ihn an den klebrigen, süßlichen Schleim des Waldes. Ein weiß gepuderter Zopf reichte bis zum Rücken des Prinzen und endete
in einer diamantbesetzten Klammer. Wenn sie sich gegenüberstanden, reichten die Augen des Prinzen Konowa nur bis zum Kinn. Das war vielleicht der Grund, warum er so hohe Hüte trug. Seine blassgrünen Augen lagen immer im Schatten der hervorspringenden Stirn. Die breite Nase erhob sich über dünnen Lippen, aber trotz alldem war er nicht unattraktiv. Nach ein paar Wochen im Feld würde er zwanzig Pfund abgenommen haben und eher wie ein Krieger aussehen. Was ihm allerdings die Intelligenz vermitteln sollte, Männer zu befehligen, ahnte Konowa nicht.
    Er warf einen kurzen Seitenblick auf den großen Klapptisch, der in dem Zelt aufgebaut war. Es entmutigte ihn, als er die Bücher darauf sah. Als er einige der Titel erkannte, wuchs seine Verzweiflung noch.
    Grundlagenhandbuch für Offiziere zur Disziplinierung der Truppen im Feld; sei es Leichte Infanterie oder Reguläre. Vorschriften für alle Gelegenheiten, denen Sie vielleicht begegnen.
    Legenden, Mythen und Fabeln der Völker von Großelfkyna und den Territorien des Masuasubkontinents.
    Die Große und Außergewöhnliche Kollektion der Kaiserlichen Gesellschaft von Calahr der Exemplare von Tierwelt, Pflanzenwelt, Mineralienwelt und Wunderwirkerwelten mit prachtvollen Illustrationen und Anhängen, Band IV.
    Perfekt, dachte Konowa, einfach perfekt. Er will ein Regiment anführen, während er mit einem Auge in ein Handbuch schielt und mit dem anderen nach schönen Blumen und schatzhütenden Drachen Ausschau hält.
    Â»Ihre Majestät hält viel von Ihnen, wussten sie das?«, fragte der Prinz. Etwas in seinem Tonfall warnte Konowa.
    Der Prinz trat dichter an ihn heran und blickte ihm prüfend ins Gesicht. »Sie hat Ihre Taten mit großem Interesse
verfolgt. Mein galanter Dickschädel lauteten ihre genauen Worte.« Tykkin betrachtete forschend Konowas Gesicht.
    Er ist eifersüchtig! Das wurde Konowa in diesem Moment klar. Der Sohn der Kaiserin musste sich anhören, wie seine Mutter einen anderen lobte – und zwar ausgerechnet ihn. Das musste den Prinzen besonders gewurmt haben. Und jetzt bin ich sein Stellvertreter. Das wird ja immer besser.
    Â»Das war mir nicht bewusst«, antwortete Konowa. »Sir«, setzte er rasch hinzu.
    Â»Es war Ihnen nicht bewusst?« Der Prinz schien Schwierigkeiten mit seiner Atmung zu haben. »Nein … Natürlich nicht, selbstverständlich.« Welchen inneren Kampf der Prinz auch ausgefochten hatte, er war vorläufig vorbei. »Auf jeden Fall sind Sie mein Untergebener, und ich erwarte vollkommenen und sofortigen Gehorsam bei jedem Befehl. Die Loyalität der Stählernen Elfen wird nicht noch einmal infrage gestellt.«
    Während der letzten Worte hatte der Prinz sein Gesicht bis auf wenige Zentimeter vor das von Konowa geschoben. Als Letzterer sich immer noch nicht rührte, trat der Prinz zurück und kehrte ihm den Rücken zu. Ein Korken ploppte, und dann gurgelte es, als Wein in ein

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