Elfen wie Stahl
Zelten herausgetreten und versperrte Konowa den Weg, der mit dem Rücken zum Jimikfeld stand. Ihm blieb nur eine Richtung: am Korporal vorbei.
»Haben Sie das denn erwartet?« Kritton stieà die Worte zwischen den Zähnen hervor. Speichel rann ihm über das Kinn. »Glauben Sie wirklich, ich würde ausgerechnet den Elf respektieren, der uns alle hintergangen hat? Wir sind Ihnen gefolgt, wir haben Ihnen vertraut. Sie sagten, Sie würden unseren Stamm retten, unser Volk. Tretet dem Imperium bei und verändert es von innen heraus.« Er drehte den Kopf ein wenig zur Seite und zeigte Konowa sein eigenes verstümmeltes Ohr. »Es wäre unser Schicksal, sagten Sie, die Bestimmung der Gezeichneten, die nicht in der Lage wären, Ryk Faur zu werden.«
Der Inhalt des Lederbeutels in Konowas Jacke zitterte, als wollte er unbedingt freigelassen werden. »Und das glaube ich immer noch.«
Jetzt endlich veränderte sich die Miene auf Krittons Gesicht. Sie zeigte Ãberraschung. »Sie wagen es, das zu sagen, nachdem Sie zugelassen haben, dass Pwal gor die Stählernen Elfen beschmutzt?«
Konowa zuckte bei der Beleidigung zusammen. Pwal gor â Unreines. Dieses Wort hatte er in seiner Jugend oft genug gehört, gegen ihn und seinesgleichen gerichtet. »Menschen und Zwerge gehören zur gröÃeren Welt. Wenn wir die Hynta retten wollen, müssen wir lernen, mit ihnen auszukommen, mit ihnen und den anderen Rassen.«
Kritton schnaubte verächtlich. »Also soll das Regiment nicht mehr sein als eine Sammlung von Abschaum?«
Konowa hatte den Knauf seines Säbels in der Hand, bevor er sich dessen überhaupt bewusst wurde. Er zwang sich, den
Griff zu lösen. »Die Zeiten haben sich geändert. Der Prinz persönlich hat das Regiment ausgehoben und kann es folglich zusammenstellen, wie er es für richtig hält.« Das entsprach nicht ganz der Wahrheit. Konowa hatte den Zwerg aufgenommen, weil er ein erfahrener Veteran war, aber auch weil dies, wie er wusste, den Prinzen ärgerte. »Sie hätten den Zwerg sicherlich abhalten können, sich zu melden; immerhin war er wie Sie der Handelsgesellschaft zugeteilt.«
Diesmal sah Kritton zur Seite, und Konowa zog die richtigen Schlüsse. »Sie haben ihn dazu angestachelt«, sagte er. Er konnte die Ãberraschung in seiner Stimme nicht verbergen. »Als Test, um zu sehen, was ich tun würde.«
Wie viele der Gezeichneten hatte Kritton niemals mit dem Frieden schlieÃen können, was er war. Er wurde von Scham und Schuldgefühlen, unrein zu sein, verzehrt. Die Gezeichneten konnten der Langen Wacht nicht beitreten und hingen dem Glauben an, dass die Wolfseichen sie eines Tages akzeptieren und ihre befleckten Seelen von ihrer Berührung reinigen würden, wenn sie nur hart genug im Dienst der Hynta kämpften. Aus diesem Grund dienten sie eben dem Imperium, das ihre uralte Heimat und eine Lebensweise bedrohte, an der sie nicht partizipieren konnten. Sie fochten wie Dämonen in der Hoffnung, dass ihnen das eines Tages doch gelingen könnte. Obwohl sie ihr ganzes Leben lang unter Vorurteilen gelitten hatten, waren sie dennoch nur allzu bereit gewesen, ein reinrassiges Regiment nur aus gezeichneten Elfen zu bilden. Das Imperium wiederum hatte diese wilden Krieger nur zu gerne aufgenommen und ihre Wut erfolgreich gegen seine Feinde eingesetzt.
»Es war ein Test, und Sie haben ihn nicht bestanden«, gab Kritton zu. Sein Griff um die Muskete lockerte sich nicht, aber seine Stimme bebte. »Die Stählernen Elfen waren einst
stolz und vornehm. Jetzt unterscheidet sich das Regiment nicht mehr von irgendeinem anderen.«
Konowa schüttelte den Kopf. Die Schwärze an seiner Brust pulsierte im Gleichtakt mit seinem Herzschlag und pumpte kaltes Gift durch seine Adern. »Sie irren sich, Takoli.« Konowa benutzte Krittons Hynta-Namen. »Das Regiment ist vollkommen anders. Sie müssen mir vertrauen.«
Kritton riss die Augen auf, und sein Kopf zuckte zurück, als hätte man ihn geschlagen. »Ich soll Ihnen vertrauen? Wir haben Ihnen einmal vertraut, und wo sind die anderen jetzt?«
»Ich tue alles, was ich kann, um sie zurückzuholen. Aber warum sind Sie nicht bei ihnen?«, wollte Konowa wissen.
»Meine Versuche, Sie davon abzuhalten, den Vizekönig zu töten, wurden als Beweis für meine Loyalität der Krone gegenüber gewertet. Deshalb wurde mir das
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