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Elfenbann

Elfenbann

Titel: Elfenbann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aprilynne Pike
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etwas herausgefunden?«, fragte Tamani und strich über ihren Handrücken.
    »Viel ist es nicht«, sagte Laurel, verwirrt von dem sanften Druck seiner Finger. »Einiges könnte aber ganz interessant sein. Hoffentlich weiß ich bis Donnerstag mehr. Ich arbeite jeden Abend nach den Hausaufgaben daran.«
    »Ich habe nie auch nur eine Sekunde an dir gezweifelt«, sagte Tamani und drückte liebevoll ihre Hand.

Dreißig
    T hanksgiving zählte schon immer zu Laurels Lieblingsfeiertagen. Warum, wusste sie nicht genau – schließlich konnte sie weder Truthahn, noch Kartoffeln oder Kürbiskuchen essen, zumindest nicht in der traditionellen Zubereitung. Doch die Feierlichkeiten und das familiäre Zusammensein hatte sie immer schön gefunden.
    In diesem Jahr hatte sich ihre Mutter gegen den üblichen Truthahn und für zwei Stubenküken entschieden. »Ich weiß wirklich nicht, warum ich mir die Mühe mache, wenn man bedenkt, dass nur die Hälfte der Anwesenden davon essen wird«, scherzte sie. Laurel fand die Idee trotzdem gut und die Rosmarinmarinade verbreitete einen köstlichen Duft in der Küche. Wenn man sich auf das Gewürz und nicht auf den Geruch gebratenen Fleisches konzentrierte.
    Laurels Mutter stellte eine große Gemüseplatte zusammen und Laurel legte letzte Hand an einen Obstteller. Sie wollte ihre Mutter fragen, ob sie die Erdbeeren kleinschneiden sollte, aber ihre Mutter starrte aus dem Küchenfenster. »Mom?«
    Ihre Mutter zuckte zusammen und sah Laurel an. »Sollen wir sie nicht einladen?«, fragte sie.
    »Wen?«

    »Die Wachposten.«
    Oh nein, das hätte ihr gerade noch gefehlt. »Nein, wirklich nicht, Mom. Denen geht’s gut. Wenn wir mit dem Essen fertig sind, bringe ich ihnen das restliche Obst und Gemüse, aber ich glaube kaum, dass sie ins Haus kommen wollen.«
    »Bist du sicher?«, fragte ihre Mutter, die immer noch mit mütterlicher Sorge auf den Waldrand blickte.
    »Ganz sicher.« Laurel hatte es lebhaft vor Augen, wie ernste, grün gekleidete Männer in ihrer Küche standen, die hochkonzentriert auf das kleinste Geräusch lauschten. Sehr festlich, wirklich.
    Als es klingelte, sprang Laurel vom Barhocker. »Ich gehe schon!«
    »Endlich, was?«, murmelte ihre Mutter.
    »Mom!«, schimpfte Laurel, ehe sie um die Ecke bog.
    Als sie die Tür öffnete, stand Tamani mit dem Rücken zur Sonne, die ihn in ätherisches Licht tauchte. Laurel bekam weiche Knie und fragte sich, ob es wirklich eine gute Idee gewesen war, ihn einzuladen.
    Er lächelte und kam ihr so nah, dass sie scharf Luft holte, doch er flüsterte ihr nur etwas zu. »Ich weiß wirklich nicht, wie das geht. Hätte ich vielleicht etwas mitbringen sollen?«
    »Ach, nein«, sagte Laurel und lächelte ihn an. Es war schön zu merken, dass er sich trotz seiner coolen Fassade auch manchmal Sorgen um solche Kleinigkeiten machte. »Du hast doch dich mitgebracht.« Ich Dummi! Als hätte er sich zu Hause lassen können! So ein Mist, dass sie seinetwegen immer noch dummes Zeug redete.

    Ihre Mutter stand gebückt am Herd und prüfte, ob die Stubenküken gar waren, als Laurel mit Tamani in die Küche kam. Sie hatte den Verdacht, dass sie gar nicht hätte nachsehen müssen, aber es war auch ganz nett, in die Küche zu kommen, ohne dass ihre Mutter erwartungsvoll dastand. Es war schon erstaunlich, wie entgegenkommend ihre Eltern in Bezug auf Tamani waren – vor allem ihre Mutter gab sich richtig Mühe. Warum nur?
    »Hallo, Mom«, sagte Laurel. »Tamani ist da.«
    Ihre Mutter sah vom Herd auf und lächelte. Dann schloss sie die Ofentür, wischte sich die Hände an der Schürze ab und streckte Tamani die Hand hin. »Schön, dass du kommen konntest.«
    »Die Freude ist ganz meinerseits«, sagte Tamani wie ein englischer Gentleman. »Und … ich wollte mich noch für mein Verhalten bei unserer letzten Begegnung entschuldigen«, sagte er ausgesucht höflich, »die Umstände waren nicht gerade … ideal.«
    Doch Laurels Mutter winkte ab. »Keine Ursache.« Sie legte den Arm um Laurel und lächelte auf sie hinunter. »Wenn man eine Elfe zur Tochter hat, lernt man, mit solchen Dingen umzugehen.«
    Tamani entspannte sich sichtlich. »Kann ich irgendwie helfen?«, fragte er.
    »Nein, danke. An Thanksgiving gibt es immer Fußball. Du kannst zu Mark in den Hobbyraum gehen«, sagte sie und zeigte auf eine Tür. »Das Abendessen ist in einer Viertelstunde fertig.«
    »Wie Sie möchten«, sagte Tamani. »Ich kann ganz wunderbar Obst schneiden.«

    Laurels Mutter lachte.

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