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Elfenbann

Elfenbann

Titel: Elfenbann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aprilynne Pike
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»Das kann ich mir gut vorstellen. Aber nein, das schaffen wir schon. Geh ruhig.«
    Laurel wollte protestieren, aber Tamani ging bereits lächelnd zum Hobbyraum. Sie folgte ihm und blieb auf der Schwelle stehen, um den beiden Männern zuzusehen. Nicht, dass es viel zu sehen gäbe. Nachdem sie sich die Hände geschüttelt und ein paar Worte zur Begrüßung gemurmelt hatten, erklärte ihr Vater Tamani die Fußballregeln. Dennoch musste Laurels Mutter sie zwei Mal rufen, ehe sie sich losriss, um den Obstteller fertigzustellen.
    Zum Essen setzten sie sich an den Küchentisch. Als alle etwas auf dem Teller hatten, gratulierte Tamani Laurels Mutter zu der Zubereitung der Stubenküken. »Das sieht alles köstlich aus, Mrs Sewell. Fleisch ist bekanntlich nichts für mich, aber es duftet verführerisch. Rosmarin, stimmt’s?«
    Laurels Mutter strahlte. »Danke schön. Ich bin beeindruckt, dass du das Gewürz kennst. Und bitte nenn uns Sarah und Mark. Schluss mit den förmlichen Anreden.« Sie drückte die Hand ihres Mannes. »Sonst kommen wir uns so alt vor.«
    »Ihr seid alt«, sagte Laurel kichernd.
    Ihre Mutter zog die Augenbrauen hoch. »Vorsicht, kleine Miss.«
    »Bitte, Tamani, erzähl noch etwas über das Leben als Wachposten.«
    »Also …«
    »Mark, lass ihn doch am Feiertag mit seiner Arbeit in Ruhe!«
    »Das stört mich nicht, wirklich«, sagte Tamani. »Ich
liebe meinen Beruf. Und im Augenblick ist er mein Leben, Feiertag hin oder her.«
    Laurels Vater löcherte Tamani mit Fragen, größtenteils zu den Aufgaben eines Wachpostens. Er wollte aber auch wissen, wie er in Avalon aufgewachsen war und was die Elfen dort aßen. Zum Schluss stellte er sogar einige Fragen zur Elfenwirtschaft, die Tamani beim besten Willen nicht beantworten konnte. Als ihre Mutter endlich den Kuchen aus dem Ofen holte, fühlte Laurel sich sehr unwohl. Tamani hatte sein Essen erst zur Hälfte geschafft – und er hatte von vornherein wenig auf den Teller getan. Laurel sehnte sich danach, Tamani nach oben zu schmuggeln, ehe ihr Vater noch mehr von seinen sonderbaren Fragen über Avalons Bruttoinlandsprodukt oder die politische Rangfolge stellen konnte.
    »Lass den Jungen essen«, schimpfte Laurels Mutter und brachte ihren Mann mit einem großen Stück Kürbiskuchen mit Schlagsahne zum Schweigen. Für Laurel und Tamani hatte sie kleine Sorbetschalen mit einer halbgefrorenen Obstspeise vorbereitet.
    »Normalerweise sehen wir uns nach dem Dessert einen Film an«, sagte Laurels Vater zu Tamani. »Möchtest du vielleicht mitgucken?«
    »Ich gehe mit Tamani ein bisschen spazieren«, antwortete Laurel an seiner Stelle. Das war die Gelegenheit. »Aber wir kommen rechtzeitig zurück, um das Ende zu sehen.«
    »Ich persönlich könnte höchstens noch watscheln«, scherzte ihr Vater.
    Laurel verdrehte die Augen und stöhnte. Eltern . Sie
packte Tamani am Arm und zog ihn praktisch zur Haustür, weil sie abhauen wollte, bevor noch jemand etwas sagte.
    »Du hast es aber eilig, mich für dich zu haben!«, murmelte Tamani grinsend, als sie die Tür hinter sich zuzog.
    »Ich habe es wohl falsch eingeschätzt, wie schräg es sein würde.«
    »Schräg?«, fragte Tamani aufrichtig erstaunt. »Ich fand es nicht schräg. Gut, am Anfang …«, gab er dann doch zu. »Aber so ist das immer, wenn man sich kennenlernt. Im Gegensatz zu dir hatte ich es mir wesentlich schräger vorgestellt. Sie sind wirklich nett.«
    Sie liefen eine Zeit lang ziellos umher, ehe Laurel merkte, dass ihre Füße sie auf den vertrauten Weg zur Schule trugen. Doch statt einen anderen Weg zu nehmen, ging Laurel mit Tamani auf die Tribüne am Football-Platz. Als sie oben angekommen waren, stellte sie sich ans Geländer und hielt das Gesicht in den Wind, der ihr Haar zerzauste. Nach kurzem Zögern stellte Tamani sich neben sie.
    »Es tut mir leid, was du alles durchmachst«, sagte er, ohne sie anzusehen. »Als ich als Wachposten anfing, hatte ich sehr geringe Erwartungen. Es gibt Wächter, die nie im Leben einem Ork begegnen. Du solltest eigentlich in eurem Häuschen ein völlig normales Leben führen und nach Avalon zurückkehren, wenn du das Grundstück geerbt hättest. Danach wäre meine Aufgabe noch leichter gewesen.«
    »Das hat Jamison auch gesagt«, meinte Laurel und schaute über die Schulter zu Tamani. »Das mit dem normalen
Menschenleben bis zu meiner Rückkehr nach Avalon. Es ist im Leben wohl selten so, wie wir es uns erhoffen.« Sie meinte nicht nur die Orks. Hatten sie wirklich

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