Elfenbann
waren.
»Ich habe fünf Proben angelegt. Hoffentlich reicht das.« Sie zeigte auf drei verschiedene Schalen, als Chelsea und Tamani ihr über die Schulter blickten. »Wie man sieht, habe ich damit verschiedene Versuche gemacht. Die erste Probe habe ich mit demineralisiertem Wasser vermischt und eine Paste hergestellt, die ich berührt und gekostet habe …«
»Gekostet?«, fragte Tamani. »Hältst du das wirklich für eine gute Idee? Das könnte giftig sein.«
»Das habe ich natürlich vorher ausgeschlossen. Völlig ungiftig, ich bin durchaus in der Lage, das herauszufinden. Normalerweise jedenfalls.« Als sie seinen erschrockenen Blick sah, fuhr sie schnell fort. »Außerdem habe ich jetzt schon drei Tage in Folge davon probiert und noch ist mir nichts passiert. Ich habe nicht mal mehr Kopfschmerzen. Glaub mir, das ist sauber.«
Tamani nickte, doch überzeugt sah er nicht aus.
»Diese Probe habe ich mit einem Basisöl vermischt – das ist ein neutrales Öl, das die Mixtur nicht beeinflusst«, erklärte Laurel, als Tamani und Chelsea sie verständnislos ansahen. »Diesmal habe ich Mandelöl genommen, damit sich die Bestandteile absetzen. Auf diese Weise konnte ich zwei Inhaltsstoffe identifizieren.«
»Ich wusste gar nicht, dass du so was kannst«, staunte Chelsea, deren Atem Laurels Wange kitzelte.
»Ich experimentiere ein bisschen herum«, gestand Laurel. »Es ist gar nicht so einfach, ein Gemisch in seine Bestandteile
aufzulösen. Dafür muss ich das Potential jedes Inhaltsstoffs ausfindig machen und in der Folge die Ergebnisse mit der Liste der mir bekannten Pflanzen abgleichen. Einige sind ganz leicht«, sagte sie mit wachsender Zuversicht, während sie den anderen beiden beschrieb, wie sie vorgegangen war. »Zum Beispiel die Pflanzen, mit denen ich regelmäßig zu tun habe, etwa Birkenfeige und Kranzschlinge. Aber hier sind unendlich viele Inhaltsstoffe drin.«
»Und was hast du damit vor?« Chelsea zeigte auf eine Schale mit Brandflecken.
»Zu dem habe ich nichts hinzugefügt. Ich erhitze es nur über der Flamme und lasse es wieder abkühlen. Dann sehe ich mir die Ablagerungen an. Leider wird durch das Erhitzen die Wirkung des Pulvers zerstört. Immerhin habe ich auf diese Weise die Heidelbeere entdeckt.«
»Heidelbeere?« Chelsea legte den Kopf auf die Seite. »Blau ist es ja.«
»Dabei handelt es sich um eine Maske. Sie hat keinerlei Funktion in der Mischung. Im Gegenteil, wenn noch mehr davon drin wäre, würde die Abwehr nicht mehr so gut funktionieren.«
»Warum hat man sie dann reingetan?«, fragte Tamani.
Laurel hob die Schultern. »Keine Ahnung. Ich habe elf Inhaltsstoffe identifiziert, und ich weiß, es gibt noch mehr. Das größte Problem besteht jedoch darin, dass ich den Hauptbestandteil noch nicht gefunden habe. Über die Hälfte dieses Pulvers besteht aus einer Art blühendem Baum, und ich komme einfach nicht darauf, welcher es ist.«
»Ein Apfelbaum zum Beispiel?«, fragte Chelsea, aber Laurel schüttelte den Kopf.
»Eher in Richtung Trompetenbaum«, erklärte Laurel. »Nur Blüten, keine Frucht.« Sie zeigte auf einen großen Bücherstapel neben ihrem Bett. »Die habe ich Seite für Seite geprüft, um die Pflanze zu finden. Was mich endgültig wahnsinnig macht, ist die Tatsache, dass ich schon damit gearbeitet habe. Ich kann mich nur nicht daran erinnern.« Seufzend sah sie Tamani an. »Ich muss es eben weiter versuchen.«
»Du machst das gut«, sagte Tamani und legte ihr tröstend eine Hand auf die Schulter. »Du wirst es bestimmt irgendwann herausfinden.«
»Hoffentlich.« Laurel schaute frustriert aus dem Fenster, obwohl sie eigentlich wusste, dass sie ohne Grund von sich selbst enttäuscht war. Keiner konnte von ihr erwarten, dass sie schon so weit war wie die besten Schüler der Akademie. Aber sie hatte noch nicht einmal die anderen Lehrlinge eingeholt, und das müsste sie doch längst geschafft haben. Sie war das Pfropfreis! Sie sollte das ein oder andere können.
Ich glaube, ich habe zu viele Fantasybücher gelesen.
»Hättest du gern noch mehr von dem Pulver?«, fragte Tamani.
»Oh nein«, antwortete Laurel rasch. »Das Risiko wäre zu hoch. Außerdem habe ich ja noch zwei Proben, mit denen ich bisher nicht experimentiert habe.«
»Sag mir sonst einfach Bescheid«, sagte Tamani sanft. »Ich werde schon einen Weg finden.«
Laurel nickte. Sie wünschte, sie wären allein. Nicht unbedingt,
weil sie wer weiß was mit ihm machen wollte, aber so, dass sie ihm Gute
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