Elfenbann
abschneiden, und dann muss ich damit leben, dass ich es hätte packen können, wenn ich mehr getan hätte. Da lerne ich doch lieber«, sagte sie und reckte ironisch den Daumen.
Laurel schüttelte den Kopf und lächelte. Sie war stolz auf ihre guten Noten, aber Chelsea und David spielten in einer anderen Liga.
Es wurde leerer in den Gängen. Laurel überlegte, in die Cafeteria zu gehen, aber sie hatte keine Lust aufzustehen. Vielleicht sollte sie ein Nickerchen machen, obwohl das sonst nicht ihre Art war.
»Darf ich dich etwas ganz Schräges fragen?«
Laurel starrte sie an. »Das war doch schon schräg, jedenfalls für dich.«
Chelsea kicherte nervös. »Ich … also, ich habe da eine Frage. Du und David, ihr seid jetzt schon ganz schön lange getrennt. Bleibt es dabei?«
Laurel sah auf den Boden. »Weiß ich nicht.«
»Immer noch nicht?«
Laurel hob die Schultern.
»Ich meine, wäre das ein Problem, wenn ich ihn – theoretisch – fragen würde, ob er nächste Woche mit mir zum Winterball geht?«
Laurel starrte Chelsea entsetzt an, sie bekam Bauchschmerzen. »Hast du mit Ryan Schluss gemacht?«
Chelsea verdrehte die Augen. »Nein, nein. Deshalb habe ich ja ›theoretisch‹ gesagt.«
»Das ist aber extrem theoretisch«, sagte Laurel. Ihre Gedanken rasten. Eigentlich hielt sie es für unwahrscheinlich, dass Chelsea David wirklich fragte. Aber was wäre wenn?
Chelsea zuckte die Achseln.
»Ich … ich …« Laurel war sprachlos. Was sollte sie sagen? Es war undenkbar, dass David mit jemand anderem zu irgendeinem Schulball gehen könnte. Sie hatten keinen einzigen ausgelassen, seit Laurel auf die Schule gekommen war.
»Vergiss es«, sagte Chelsea. »Ich sehe, dass dir die Vorstellung nicht gefällt. Es tut mir leid, dass ich etwas gesagt habe. Sei bitte nicht sauer auf mich.«
»Bin ich nicht«, sagte Laurel, stand auf und streckte Chelsea die Hand hin, um ihr aufzuhelfen. »Alles okay. Ich bin froh, dass du das gesagt hast. Echt. Läuft es mit dir und Ryan so schlecht? Du hast seine Bewerbungen schon eine Weile nicht mehr erwähnt, deshalb dachte ich, ihr hättet das geklärt.«
»Man könnte auch sagen, unter den Teppich gekehrt.« Chelsea zuckte die Achseln. »Ist auch egal, komm, wir besorgen dir was zu essen.«
Doch auf einmal war Laurel das Essen ganz egal. Wegen des Geheimnisses um die Hütte der Orks, des ungelösten Rätsels um das blaue Pulver und Yuki, hatte Laurel keine Zeit und noch weniger Energie gehabt, an andere Dinge wie zum Beispiel den Winterball zu denken. Nachdem Chelsea sie darauf angesprochen hatte, stand er auf einmal ganz oben auf Laurels Liste. Sie wusste zwar nicht genau, was sie tun sollte, aber irgendwas musste passieren.
Der Lärm in der Cafeteria quälte ihre Ohren, als sie über die Köpfe der Schüler hinweg nach David suchte. Er war leicht zu finden, weil er neben Ryan saß und die beiden größer waren als die meisten anderen Schüler. Chelsea stellte sich bei der Austeilung des warmen Mittagessens an, während Laurel zu den Jungen ging und David auf die Schulter tippte.
»Hi!«, sagte er und drehte sich grinsend zu ihr um. So freundlich . David war die perfekte Verkörperung platonischer
Zuneigung, wenn da nicht die Sehnsucht in seinen Augen gewesen wäre. Laurel hatte plötzlich Zweifel, ob sie darauf verzichten wollte.
»Können wir reden?«, fragte sie. »Irgendwo, wo es ruhiger ist?«
»Gerne«, sagte er und stand ein wenig zu schnell auf.
Sie gingen zusammen in den Gang hinaus und suchten sich ein ruhiges Eckchen.
»Geht es dir nicht gut?«, fragte David und strich über ihre Schulter.
»Ich …« Als er so direkt vor ihr stand, hatte sie Angst, nicht sagen zu können, was sie wollte. »Ich wollte nur wissen …« Sie holte tief Luft und sagte dann ganz schnell: »Hast du schon ein Mädchen zum Winterball aufgefordert?« Erst als sie mit der Frage herausplatzte, merkte sie, dass sie längst wusste, was sie wollte.
Sie konnte an seinem Gesicht ablesen, wie überrascht er war, und fragte sich, ob er es ihr auch ansehen konnte.
»Ich dachte nur … irgendwie habe ich gehofft, wir könnten zusammen gehen. Ich weiß, das hört sich komisch an, aber ich finde, es sollte nicht passieren, dass … diese Umstände uns auch noch die Freizeit kaputt machen, deshalb wollte ich …« Sie machte den Mund zu, ehe sie endlos weiterplapperte.
»Was wolltest du mich denn nun genau fragen, Laurel?«, fragte David mit Blick auf seine Schuhspitzen.
Diese
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