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Elfenbann

Elfenbann

Titel: Elfenbann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aprilynne Pike
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und bog den Arm mit erstaunlicher Kraft nach hinten. »An deiner Stelle würde ich die Laute nicht anfassen«, sagte sie nüchtern. »Entschuldige bitte, ich hätte dich warnen müssen. Wir haben uns schon an ihre reizvolle Verlockung gewöhnt und nehmen sie kaum noch wahr.«
    Yasmine kehrte leichten Schrittes auf den dunkelblauen Teppich zurück, ohne dass ihre nackten Füße auf dem Marmor ein Geräusch verursachten. Laurel sah sich noch einmal zu der Laute um. Sie zog sie nach wie vor an, aber der Sog war nicht mehr so stark wie zuvor. Doch bevor sie länger darüber nachdenken konnte, eilte sie weiter.
    Am Ende der weitläufigen Höhle bogen sie um eine Ecke. Als Laurel Jamison entdeckte, hatte er sie bereits gehört. Er beendete sein geheimnisvolles Tun und ging ihnen mit ausgebreiteten Armen durch einen marmornen Torbogen entgegen. Beidseits des Bogens glitten zwei schwere Steinmauern langsam unter tiefem Widerhall aufeinander zu.
    Über Jamisons Schulter hinweg erspähte Laurel ein Schwert, das in einem viereckigen Granitblock steckte. Die Klinge glänzte wie ein polierter Diamant, ehe die schweren Steine Laurel den Blick verstellten.
    »Hattest du Erfolg?«, fragte Yasmine.

    »Nicht mehr als sonst«, antwortete er lächelnd.
    »Was war das?«, fragte Laurel, ohne nachzudenken.
    Doch Jamison winkte ab. »Ein altes Problem und wie die meisten alten Probleme nicht sonderlich dringlich. Jetzt zu euch«, sagte er und strahlte sie an, »wie schön, euch zu sehen.« Er streckte Laurel und Tamani jeweils eine Hand hin. Laurel nahm sie in beide Hände und neigte respektvoll den Kopf. Tamani zögerte, schüttelte Jamison dann normal die Hand und verbeugte sich tief, ohne ein Wort zu sagen.
    »Kommt mit«, sagte Jamison und führte sie in einen kleinen Raum, der von der Marmorhalle abging. »Hier können wir reden.« Laurel setzte sich in dem geschmackvoll eingerichteten Zimmer an das eine Ende eines mit rotem Brokat bezogenen Sofas. Jamison nahm in einem großen Sessel zu ihrer Linken Platz. Tamani blieb stehen, sah zögerlich auf den Platz neben ihr und lehnte sich dann an die Wand und verschränkte die Hände. Entweder hatte er seine Meinung geändert oder traute sich nicht.
    Yasmine zauderte an der Tür.
    Jamison hob den Blick. »Vielen Dank, Yasmine, dass du unsere Gäste begleitet hast. Morgen haben wir viel zu tun. Gleich geht die Sonne unter, und ich möchte nicht, dass du zu erschöpft bist.«
    Wie Laurel bemerkte, wollte Yasmine einen Schmollmund ziehen, riss sich jedoch im letzten Moment zusammen. »Selbstverständlich, Jamison«, erwiderte sie höflich und zog sich zurück. Bevor sie um die Ecke verschwand, wagte sie noch einen letzten Blick, der Laurel daran erinnerte,
dass Yasmine, sei sie noch so mächtig und verehrt, noch ein Kind war – genau wie Laurel, insbesondere für jemanden, der so alt und weise war wie Jamison.
    »Also«, sagte er, kaum dass Yasmines Schritte verklungen waren. »Was kann ich für euch tun?«
    »Hm«, sagte Laurel schüchtern, weil sie immer mehr zu der Überzeugung kam, dass ihre Forderungen am Tor übereilt und unangemessen waren. »Es ist wichtig«, platzte sie dann heraus, »aber es rechtfertigt diesen Aufwand nicht.« Sie zeigte auf die reiche Ausstattung ihrer Umgebung.
    »Lieber zu vorsichtig als zu leichtsinnig«, sagte Jamison. »Jetzt erzähle mir, worum es geht.«
    Laurel nickte und versuchte, ihre überbordenden Gefühle in den Griff zu bekommen. »Es geht um Klea«, begann sie. »Sie ist wieder da.«
    »Das hatte ich erwartet«, sagte Jamison. »Du hast doch nicht etwa gedacht, wir würden sie nie wiedersehen?«
    »Weiß ich nicht«, antwortete Laurel zurückhaltend. »Ich dachte, vielleicht würde sie …« Sie unterbrach sich. Darum ging es heute nicht. Sie räusperte sich und setzte sich gerade hin. »Sie hat jemanden mitgebracht. Eine Elfe.«
    Diesmal machte Jamison große Augen und sah Tamani an, der den Blick erwiderte, aber immer noch nichts sagte. Jamison richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf Laurel. »Weiter.«
    Laurel fasste Kleas Geschichte zusammen – wie sie Yuki als Setzling gefunden hatte und Orks ihre Eltern getötet hatten. »Klea hat mich gebeten, ein Auge auf sie zu
haben. So wie ich sie verstanden habe, soll ich mich mit ihr anfreunden – weil sie weiß, dass ich den Orks schon einmal entkommen bin.«
    »Klea«, sagte Jamison leise. Er sah Laurel an. »Wie sieht sie aus?«
    »Äh … sie ist groß. Kurze braune Haare, schlank, aber

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