Elfenbann
sie ordentlich
weg. So hatte sie eine auf Vorrat, schließlich hatte sie schon eine Bürste mit nach Hause genommen.
Als sie sich nach Tamani umsah, stand er unschlüssig auf der Türschwelle.
»Jetzt komm rein«, sagte sie. »Du weißt doch allmählich, dass ich nicht beiße.«
Er sah sie an und schüttelte den Kopf. »Ich warte hier.«
»Nein, du kommst jetzt rein«, erwiderte Laurel streng. »Wenn Yeardley da ist, muss ich die Tür schließen, weil wir sonst die anderen Schüler wecken würden. Und wenn du nicht mit im Zimmer bist, verpasst du das Gespräch.«
Tamani kam jetzt zwar herein, ließ aber die Tür auf und blieb direkt am Türrahmen stehen. Laurel schüttelte kläglich den Kopf, ging zu ihm und schloss die Tür. »Ich möchte mich dafür entschuldigen, wie ich mich eben benommen habe«, sagte sie leise.
Tamani sah sie verwirrt an. »Wieso? Es ist mir egal, wenn Jamison mir die Sache in die Schuhe schiebt, ich …«
»Das meine ich nicht.« Laurel blickte auf ihre Hände. »Als ich mich auf dem Grundstück so aufgespielt und dich so herablassend behandelt habe. Ich habe nur so getan, weil die anderen Wachposten mich sonst nicht ernst genommen hätten. Ich musste einfach die Rolle einer arroganten Mixerin spielen, die zu allen überheblich ist.« Sie hielt kurz inne. »Das habe ich geschafft, aber das war nicht mein wirkliches Ich. So … denke ich nicht. Das weißt du; jedenfalls hoffe ich das. Mir gefällt es auch nicht, dass die Elfen so denken und, ach egal, damit kommen wir ja nie weiter.« Sie holte tief Luft. »Was ich sagen wollte, ist, es tut mir leid, ich habe es nicht so gemeint.«
»Ist schon gut«, murmelte Tamani. »Hin und wieder muss man mich auf meinen Platz verweisen.«
»Nein, Tamani«, widersprach Laurel. »Ich nicht. Ich kann es nicht ändern, wie man dich in Avalon behandelt – zumindest noch nicht. Aber für mich bist du nie nur ein Frühlingself«, sagte sie und strich ihm über den Arm.
Er hob den Blick, aber nur kurz, dann sah er wieder zu Boden, mit tief gefurchter Stirn.
»Was ist, Tam? Was ist los?«
Er sah ihr in die Augen. »Die Frühlingselfe eben, die wusste nicht, was ich bin. Sie hat gedacht, wenn ich mit dir zusammen hier bin, muss ich auch ein Mixer sein.« Er legte eine nachdenkliche Pause ein. »Sie hat sich vor mir verbeugt, Laurel. Verbeugungen sind meine Sache. Das war seltsam. Es … es hat mir schon gefallen«, gab er zu, ehe er rasch weiterredete und sich sichtlich für das Thema erwärmte. »Ein paar Sekunden lang war ich kein Frühlingself. Sie hat die Uniform der Wachposten nicht bemerkt, sonst hätte sie mich gleich richtig eingeordnet. Es hat sich gut angefühlt, aber auch schlecht, alles gleichzeitig. Ich hatte das Gefühl …« Er wurde unterbrochen, als es klopfte.
Laurel war sehr enttäuscht, dass sie sich nicht länger unterhalten konnten. »Das ist bestimmt Yeardley«, sagte sie leise. Tamani nickte und lehnte sich wieder an die Wand.
Als Laurel die Tür öffnete, wurde sie von einem Schwall pinkfarbener Seide überfallen. »Dachte ich mir doch, dass ich dich gehört habe!«, quiekte Katya und warf Laurel die Arme um den Hals. »Ich konnte es kaum glauben. Du hast mir gar nicht gesagt, dass du so bald wiederkommst.«
»Ich habe es selbst nicht gewusst«, sagte Laurel und grinste zurück. Katya musste man einfach anlächeln. Sie trug ein ärmelloses Seidennachthemd, das hinten tief ausgeschnitten war, damit ihre Blüte genug Platz hatte. In ungefähr einem Monat würde es so weit sein. Ihr blondes Haar war nun schulterlang, was sie noch jünger aussehen ließ.
»Ist ja auch egal, Hauptsache, du bist hier. Wie lange kannst du bleiben?«
Laurel lächelte entschuldigend. »Nur ein paar Minuten, leider. Yeardley ist auf dem Weg hierher, und wenn wir alles besprochen haben, muss ich auch schon wieder zum Tor.«
»Aber es ist bereits dunkel«, protestierte Katya. »Bleib doch wenigstens über Nacht.«
»In Kalifornien ist noch heller Nachmittag«, sagte Laurel. »Ich muss wirklich nach Hause.«
Katya lächelte entspannt. »Ja dann kann man nichts machen.« Sie warf Tamani einen flirtenden Blick zu. »Und wer ist dein Freund?«
Laurel berührte Tamani an der Schulter, damit er sich ihnen zuwandte. »Das ist Tamani.«
Es missfiel ihr sehr, dass er sofort eine respektvolle Verbeugung machte.
»Oh«, sagte Katya, der dämmerte, wer er war. »Dein Soldatenfreund von Samhain, stimmt’s?«
»Wächter«, verbesserte Laurel
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