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Elfenbann

Elfenbann

Titel: Elfenbann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aprilynne Pike
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Vater!«
    »Die Verzauberung schadet ihm nicht im Mindesten«, protestierte Tamani. »Abgesehen davon lebe ich seit vielen
Jahren allein. Mit gluckigen Eltern kann ich nicht gut umgehen.«
    »Mein Haus, meine Regeln«, sagte Laurel streng. »Mach das bloß nicht noch mal.«
    »Ist ja gut«, sagte Tamani und hob die Hände. Dann sah er zu ihr hoch, weil sie einige Stufen weiter oben stand. »Er hatte übrigens recht, du bist wunderschön.«
    Ihr Ärger verflog, und sie blickte auf die Stufe, weil sie nicht wusste, was sie sagen sollte.
    »Los, komm«, sagte Tamani und lief an ihr vorbei – der Inbegriff sorgloser Unbekümmertheit, »fangen wir an.«
    In den letzten Jahren hatte sich Laurels Zimmer von einer typischen Teenagerhöhle in ein pinkfarbenes flauschiges Chemielabor verwandelt. Die hauchdünnen Gardinen und eine mädchenhafte Tagesdecke waren geblieben und auch die Prismen an ihren Fenstern funkelten noch in der Sonne und sandten Regenbogen durch den Raum. Doch das Licht tanzte nicht über CDs, Make-up, Bücher oder Anziehsachen, sondern fing sich in Phiolen, Mörsern und Reagenzien – Tüten mit Blättern, Ölfläschchen und Körben mit trocknenden Blumen.
    Zumindest roch es daher in ihrem Zimmer immer gut.
    Laurel setzte sich auf ihren Schreibtischstuhl und zeigte auf einen pinkfarbenen Hocker, auf den Tamani sich setzen konnte. Sie wollte jetzt nicht daran denken, wie oft David dort gesessen hatte, um ihr zuzusehen.
    »Schieß los«, sagte Tamani mehr zu ihrer Blüte als zu ihrem Gesicht, »wie weit bist du inzwischen?«
    »Äh«, sagte Laurel und verdrängte den Druck auf ihrer Brust. »Leider nicht sonderlich weit. Der Leuchtstoff
ist mir gut gelungen, das wäre geschafft. Aber ich habe auch versucht, Cyoanpulver herzustellen, nur übersteigt das meine Fähigkeiten bei Weitem.«
    »Was willst du denn mit Cyoan? Das sagt doch gar nichts über eine Elfe aus.«
    »Wir möchten doch etwas Ähnliches zum Experimentieren haben. Und wenn das Mixen echt gut klappt und ich dann einen Fehler mache, dann beschleicht mich so ein Gefühl, als ob, also ehrlich gesagt, kann ich es gar nicht beschreiben. Es ist wie beim Gitarrespielen, wenn ich einen Akkord anstimme und es sich zwar richtig anhört, ich aber weiß, dass er falsch ist, weil ich etwas anderes wollte  …«
    Tamani lächelte hilflos. »Ich habe keine Ahnung, wovon du redest …«
    Laurel lachte. »Ich auch nicht! Das ist Teil des Problems, fürchte ich. Ich glaube, dass Katya recht hat und die verschiedenen Elfenarten Licht unterschiedlich verarbeiten. Zum Beispiel ich: Ich mag das Sonnenlicht zwar, aber ich benutze es nicht zum Mixen. Und Frühlingselfen … ich glaube, ihr seid anpassungsfähig. Manchmal bleibt ihr doch sogar ganze Nächte auf, nicht wahr?«
    »Oft sogar«, antwortete Tamani in einem erschöpften Tonfall, der andeutete, dass er in letzter Zeit nicht viel Schlaf bekommen hatte.
    »Und die Wachposten in Hokkaido können klirrender Kälte widerstehen«, sinnierte Laurel.
    »Das stimmt zwar, aber nur mit Hilfe der Herbstelfen«, erwiderte Tamani bedächtig. »Sie brauen einen besonderen Tee aus …«

    »Teufelsrüben, ich weiß«, unterbrach ihn Laurel. »Trotzdem, die Energie muss woanders herkommen. Und die Winterelfen brauchen sehr viel Energie, wenn sie … was?«, fragte sie, als Tamanis Augen plötzlich aufleuchteten.
    »Was für ein Vergnügen, dir zuzuhören«, sagte er mit einem Anflug von Stolz. »Du bist unglaublich, du kapierst es echt. Ich wusste, es würde dir leichtfallen, wieder eine Herbstelfe zu werden.«
    Laurel verkniff sich das Lächeln, räusperte sich und machte sich an einer bereits zerstoßenen Mischung am Boden ihres Mörsers zu schaffen.
    »Gut. Und was hast du nun vor?«, fragte Tamani.
    »Keine Ahnung. Ich bin immer noch dagegen, das Zeug zu trinken. Allerdings habe ich mich gefragt, ob es irgendeine Wirkung auf deine Haut haben könnte …«
    Tamani reckte ihr auf der Stelle seinen Unterarm entgegen.
    » … aber ich will nicht willkürlich loslegen. Mixen ist eine ziemlich zupackende Angelegenheit«, sagte Laurel. »Damit meine ich berührungsintensiv. Was ich sagen will … ehe ich etwas mache, möchte ich ein Gefühl für die Beschaffenheit deiner Zellen bekommen, und das bedeutet, dass ich Hand anlegen muss … bei dir.«
    Hätte ich das noch blöder formulieren können? , fragte sich Laurel verzweifelt, während sie zusah, wie Tamani – vergeblich – verbergen wollte, dass er sich

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