Elfenblick
Grünschattierungen, deren Hefte silbrig glänzten und deren Knäufe mit kleinen Edelsteinen besetzt waren. Messer und Dolche unterschiedlicher Größe, gerade und gebogen, alle mit Klingen aus dem gleichen grünen Stein wie die Schwerter und mit ähnlich geschmückten Griffen. Auch einige Bögen hingen dort, beinahe mannsgroß, aus hellem Holz gefertigt und mit einer Vielzahl schöner Schnitzereien verziert. Daneben gab es Waffen, wie Mageli sie noch nie gesehen hatte: messerartige Gebilde, an deren Griffen drei oder sogar noch mehr Klingen befestigt waren, lange Holzstäbe, die in scharf geschliffenen Kristallen ausliefen, und Schwerter, die nur über einen kurzen Griff in der Mitte, dafür aber über glatte Klingen auf beiden Seiten verfügten. Mageli war überrascht, wie schön solche Waffen aussehen konnten.
»Warum sind sie alle grün?«, fragte sie staunend.
Ondulas war zum Tisch geschlendert, auf dem weitere seiner Schätze ausgebreitet lagen. Er ließ sich auf einen Stuhl fallen, griff betont gelangweilt nach einem ledrigen Tuch und fing an, die Klinge eines Messers damit zu polieren.
»Das sind Elfenwaffen«, erklärte er gelassen, aber Mageli konnte den Stolz in seiner Stimme genau hören. »Wir fertigen sie aus Edelstein, den wir mit Magie härten. Jeder Elf und jede Elfe besitzen einen eigenen Kraftstein, meistens harmoniert dieser mit der Farbe der Augen. Eine Waffe aus diesem Stein verstärkt die natürliche Kraft eines jeden Kämpfers.«
Grün, jadegrün wie Ondulas’ Augen. Jetzt begriff Mageli.
»Genug davon!« Rikjana wippte ungeduldig auf ihren Fußballen auf und ab, bis auch Mageli ganz kribbelig davon wurde. »Dieses Geschwätz über Waffen will niemand hören.«
»Mageli schon«, antwortete Ondulas belustigt, schenkte dann aber endlich Rikjana seine Aufmerksamkeit. »Also, was ist los? Spuck es schon aus. Was ist Unglaubliches passiert, dass du halb Enigmala deshalb zusammenschreien musst?«
»Ihre Magie!«, platzte Rikjana heraus. »Sie ist hochbegabt.« Sie zeigte mit ausladender Geste auf Mageli wie auf eine Jahrmarktsattraktion.
Mageli verstand gar nichts mehr. Gerade eben noch hatte Rikjana mit ihr geschimpft, weil sie ihre komischen Pilze nicht auseinanderhalten, ja, nicht einmal die Zutaten für einen simplen Trank mischen konnte. Und jetzt führte sie sie hier vor wie ein Wunderkind. Was hatte sie verpasst?
Auch Ondulas zog fragend die Brauen in die Höhe. Immerhin legte er sein Messer und das Leder wieder auf den Tisch und heftete seine ganze Aufmerksamkeit auf Rikjana.
»Ein Feuer zu entfachen, war ihre leichteste Übung«, erzählte sie begeistert weiter. »Andere brauchen dafür Tage, Wochen oder sogar Monate, bis sie es schaffen. Du weißt, wie das ist. Aber sie! Wusch, schon flackerte die Flamme. Das hättest du sehen sollen!«
Ein Lächeln schlich sich in Ondulas’ Augen, aber er unterbrach sie nicht und Rikjana fuhr unbeirrt fort.
»Also dachte ich, ich versuche es mal mit ein bisschen Heilkunde. Was soll ich sagen? Großer Fehler! Dafür hat sie rein gar keine Begabung. Ein Fehlgriff nach dem nächsten.« Ondulas verdrehte die Augen nach oben, was Mageli nicht entging. Doch Rikjana ignorierte ihn.
»Ich beginne also zu zweifeln. Habe ich sie überschätzt? Aber dann spüre ich, wie sie versucht, meinen Geist zu erreichen. Sie will mich zwingen, den Trank selbst zuzubereiten. Und ihre Kraft ist beinahe überwältigend. Ich sage dir, ich musste mich mit allen meinen Sinnen dagegenstemmen, sonst hätte sie mich glatt niedergerungen!«
Was? Mageli hatte keinen Schimmer, wovon Rikjana sprach. Was sollte sie getan haben? Und was sollte daran so toll sein? Sie schaute zu Ondulas, rechnete damit, dass ein spöttisches Lächeln in seinen Augen blitzte oder er wenigstens so verwirrt aussah, wie sie sich fühlte. Aber nichts dergleichen! Ondulas starrte Rikjana mit leicht geöffnetem Mund fassungslos an.
»Unmöglich«, war das Einzige, was er herausbrachte.
»Wenn ich es dir sage.« Rikjanas Gesichtsausdruck war sehr zufrieden.
Mageli hätte schreien mögen. Oder mit dem Fuß aufstampfen. Die beiden redeten über sie, als stünde sie nicht direkt daneben. Sie wollte endlich wissen, was vor sich ging.
»Hallo, ich bin auch noch da«, wandte sie genervt ein. Die anderen schauten sie an, als hätten sie ihre Anwesenheit tatsächlich erst in diesem Moment bemerkt. Und plötzlich sprachen Rikjana und Ondulas wild durcheinander.
»Du hast riesiges Glück.«
»So etwas
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