Elfenblick
sein.«
Tatsächlich fühlte sich Magelis Körper schwer an, ihre Augen brannten und ihr Kopf war wie leer gefegt. Müde ließ sie sich auf einen der verbliebenen Stühle fallen.
»Bin ich jetzt gut genug, um Erin zu befreien?« Mageli sah Alawin hoffnungsvoll an.
Die weise Elfe setzte sich ebenfalls und musterte Mageli schweigend. Dann schüttelte sie langsam den Kopf.
»Wie ich dir erklärt habe, müsstest du Fürst Ferocius herausfordern, denn nur derjenige, der ein Traumverlies errichtet hat, kann es auch wieder zerstören. Jedoch glaube ich nicht, dass das eine gute Idee ist. Deine Magie ist sehr kraftvoll. Du hast nicht nur starke Erbanlagen, du lernst auch viel schneller als die meisten anderen Elfen. Doch du wirst noch viele, wirklich viele Jahre benötigen, um deine magischen Fähigkeiten zu schärfen und zu kontrollieren. Du bist ein Nichts gegen den Schattenfürsten, verzeih meine drastischen Worte.«
Mageli schluckte. Ein Nichts! Sie hatte es ja die ganze Zeit gewusst. Da konnten Rikjana, Ondulas und Alawin noch so sehr jubeln über ihre magische Gabe, gegen Fürst Ferocius hatte sie keine Chance! Ondulas lehnte sich vor und wollte nach ihrer Hand greifen, aber Mageli zog sie weg. Sie wollte jetzt keinen Trost. Unglücklich schaute sie Alawin an.
»Ich habe allerdings noch einmal nachgedacht und mir ist eine weitere Möglichkeit eingefallen«, fuhr Alawin unerwartet fort. »Sie ist auch nicht ungefährlich, aber sie birgt vielleicht die größere Aussicht auf Erfolg.«
»Dann sag mir, was ich machen muss!« Ungeduldig rutschte Mageli bis an die Stuhlkante und krallte sich mit beiden Händen daran fest. Dass Elfen oft so umständlich reden mussten und nie auf den Punkt kamen!
»Du könntest versuchen, Erin aus dem Traumverlies hinauszuführen. Ohne dass der Schattenfürst es bemerkt«, setzte Alawin ihre Erklärung bedächtig fort. »Es ist ungewöhnlich – und ich habe noch nie davon gehört, dass es gelungen ist. Aber es könnte funktionieren, wenn eure Verbindung so stark ist, wie du selbst glaubst.«
Mageli hörte Ondulas leise stöhnen. Sie selbst zupfte nervös an ihren Haaren und konnte ihren Blick nicht von Alawin lösen. Los, los, erklär mir, was ich tun muss!
»Es ist aber ebenfalls sehr riskant. Nicht so riskant wie eine offene Konfrontation, aber wer weiß …«
JETZT SAG SCHON!
»Wenn es dir gelingt, dich dem Prinzen im Traum zu nähern und seinen gefangenen Geist zu berühren, dann könntest du ihn dazu bringen, dir aus dem Traumverlies zu folgen. Dazu musst du es allerdings schaffen, nicht nur deinen Traum zu beherrschen, sondern außerdem deine Kraft auf Erin zu übertragen, denn aus eigener Anstrengung wird er den Weg nicht schaffen können.«
»Und wie soll das gehen?« Mageli fand Alawins Erläuterungen wenig konkret.
»Das kann ich dir leider nicht genauer erklären. Du besitzt die Stärke, das hast du uns hinlänglich bewiesen. Und du besitzt den Willen, das hast du mir versichert. Aber nur du allein kannst eine Lösung für diese Aufgabe finden, denn in der Welt der Träume wirst du ganz auf dich selbst gestellt sein.«
»Aber, ich dachte, Erin sei derjenige, der in meinen Träumen gewandelt ist – nicht umgekehrt. Ich beherrsche doch nicht die Gabe der Traumwandelei!«, wandte Mageli ein.
»Da wäre ich mir nicht so sicher«, erwiderte Alawin nur.
Ondulas stöhnte wieder, dieses Mal vernehmlicher, sagte aber noch immer kein Wort.
»Okay, ich werde es probieren.« Mageli versuchte, entschieden zu klingen. Überzeugt. Selbstbewusst. Nur ihre Finger zwirbelten immer hektischer an ihren Haarsträhnen herum.
»Ich habe mir schon gedacht, dass du dich dafür entscheiden würdest.« Alawin lächelte ihr wissendes Lächeln. »Doch wenn wir diesen Weg gehen wollen, dann müssen wir sofort handeln. Noch ahnt Fürst Ferocius nichts von unseren Plänen, aber seine Späher sind überall und er ist gerissen. Je eher du in das Traumverlies eindringst, desto größer sind unsere Chancen, nicht entdeckt zu werden.«
Mageli atmete tief durch. Natürlich war sie ungeduldig gewesen, Erin zu helfen, aber dass es jetzt plötzlich so schnell gehen sollte, verunsicherte sie doch.
»Okay, ich bin bereit«, sagte sie und schluckte.
»Ich habe hier etwas für dich vorbereitet.« Alawin nahm eine kleine Phiole aus Kristallglas vom Tisch und hielt sie Mageli hin. Eine bläuliche, phosphoreszierende Flüssigkeit schwappte in dem Glasgefäß hin und her.
»Was ist das?«, fragte Mageli
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