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Elfenblick

Elfenblick

Titel: Elfenblick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Lankers
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ehrfürchtig.
    »Ein Schlaftrunk«, erklärte Alawin. »Kein gewöhnlicher allerdings. Er führt dich in den Schlaf, macht dich jedoch nicht matt und träge und beeinträchtigt auch nicht deinen Geist und Verstand, sondern schärft vielmehr deine Sinne. Das alles gilt natürlich nur für dein inneres Ich. Deine äußere Hülle, dein Körper, wird hier bei uns in tiefstem Schlaf liegen.«
    »Das ist Irrsinn!« Ondulas sprang so heftig auf, dass sein Stuhl polternd nach hinten fiel. Mit zwei schnellen Schritten trat er zu Mageli und wollte ihr die Phiole aus der Hand reißen, doch sie war schneller und versteckte das Fläschchen hinter ihrem Rücken. Ondulas baute sich so dominant vor ihr auf, die Hände in die Hüften gestemmt, dass Mageli sich unwillkürlich nach hinten lehnte.
    »Gib mir das Gebräu. Du darfst das nicht tun. Es ist viel zu gefährlich!«
    »Aber du wusstest, was ich vorhabe«, entgegnete Mageli verwundert. »Du hast mich die ganze Zeit unterstützt. Du hast mich hierhergebracht …« Die Argumente gingen ihr aus. Was wollte Ondulas von ihr?
    »Was, wenn du den Weg aus dem Traumverlies nicht mehr zurückfindest? Was, wenn der Schattenfürst dich angreift? Was, wenn … ach, keine Ahnung! Es ist zu gefährlich!« Ondulas hatte sich in Rage geredet. Und das Schlimmste war: Mageli teilte seine Befürchtungen. Aber das konnte sie unmöglich zugeben.
    »Ich schaffe das schon«, erklärte sie deshalb betont selbstsicher. »Und Ferocius hat keine Ahnung, dass ich in sein Traumverlies eindringe.«
    Ondulas schnaufte unwillig, trat aber zwei Schritte zurück, sodass Mageli sich wieder normal hinsetzen konnte.
    »Ich stimme Mageli zu«, mischte Alawin sich ein. »Ich glaube, dass sie dieser Aufgabe gewachsen ist. Sonst hätte ich ihr die Möglichkeit gar nicht erst eröffnet.«
    Mageli fühlte sich von Alawins Vertrauen gestärkt. Wenn sogar die weise Elfe an sie glaubte, hatte sie vielleicht wirklich eine Chance.
    »Dann lasst uns bitte keine Zeit mehr vergeuden.« Mageli stand auf und wollte aus dem Labor laufen. Endlich konnte sie etwas unternehmen! Doch Ondulas trat ihr in den Weg. Seine jadegrünen Augen leuchteten und sein Blick bohrte sich in ihren.
    »Pass auf dich auf«, sagte er eindringlich, beugte sich zu Mageli und küsste sie auf die Stirn. Dann machte er einen Schritt zur Seite.
    Alawin legte von hinten sanft ihre Hand auf Magelis Schulter und führte sie durch den Raum mit der Sternenkuppel in ihr eigenes Schlaf- und Studierzimmer.
    »Leg dich hier hin.« Alawin deutete auf die breite Matte mit den vielen Kissen am Boden. »Es wird vermutlich eine lange, anstrengende Traumreise werden. Da solltest du es bequem haben.«
    Sie nahm Mageli die Phiole ab, und diese setzte sich auf die Matte, dann reichte ihr Alawin das Fläschchen wieder.
    »Trink.«
    Mageli hob die Phiole an die Lippen und trank den Inhalt mit einem einzigen großen Schluck. Die Flüssigkeit schmeckte nach nichts. Komisch , dachte sie noch. Dann verschwamm der Raum mitsamt Alawins Gestalt vor ihren Augen, sie ließ sich in die Kissen zurückfallen und der Schlaf übermannte sie.

Das Lachen des Meisters hallte von den steinernen Wänden des großen Saales wider, aus allen Winkeln schlug es zurück, laut und seltsam verzerrt. So heftig hatte Damorian seinen Herrn noch niemals lachen gehört. Es klang nicht belustigt, sondern böse und vor allem siegesgewiss.
    »Dieses dumme Kind!« Das Lachen verstummte so plötzlich, wie es begonnen hatte, und seine lidlosen schwarzen Augen, die Damorian unter der Kapuze nur schwer erkennen konnte, schienen davon unberührt und hart wie der Obsidian seiner Schwertklinge zu sein.
    Mit drei langen Schritten ging Ferocius zum Tisch hinüber, wobei sein langer Mantel seine hagere Gestalt umwehte. Er legte seine knochigen Finger auf die gläserne Kugel, die zwei Fingerbreit über der schweren Platte schwebte. Damorian kannte diese Kugel bereits. Sie gehörte zu den größten Schätzen seines Meisters, denn in ihr konnte er die Gedanken vieler anderer lesen, ihre Träume und gelegentlich sogar ihr Schicksal. Normalerweise war die Kugel, die der Meister in einem geheimen Versteck aufbewahrte, schwarz, wenn Damorian sie zu Gesicht bekam, doch im Augenblick schimmerte sie in trübem Weiß, als hätte der Meister in ihrem Inneren ein Licht entzündet, und unter ihrer Oberfläche zogen weiße Gebilde wie undurchdringliche Nebelschwaden dahin. Reflexartig wich Damorian einen Schritt zurück. Diese Kugel

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