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Elfenblick

Elfenblick

Titel: Elfenblick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Lankers
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könnte sie fliegen. Mageli spielte und spielte und vergaß für den Moment alles um sich herum. Wie von selbst strebte die Musik irgendwann dem Finale zu, der Rhythmus wurde ruhiger, die Töne leiser, und schließlich entließ Magelis Atem den letzten von ihnen aus dem Instrument, ließ die Flöte sinken und öffnete die Augen.
    Alawin stand in der Tür zum Labor, Ondulas am Eingang und beide betrachteten sie mit einem versunkenen Ausdruck auf ihren Gesichtern. Alawin fing sich als Erste.
    »Eine beinah ebenso große Begabung für die Musik wie für die Magie«, stellte sie fest. Mageli senkte beschämt den Blick.
    »Ich wollte nur … ich dachte … ich hatte gehofft, es könnte meine magischen Fähigkeiten verstärken. So hat Ondulas es mir erklärt«, stotterte sie.
    Ondulas lachte und Alawin schmunzelte. »Ich fürchte, Ondulas ist in Fragen der Magie kein guter Lehrmeister. Deine Magie geht weit über das hinaus, was du durch Musik beeinflussen kannst.« Alawin bemerkte Magelis Enttäuschung. »Aber Musik ist in jedem Fall ein gutes Mittel, um unseren Körper für die Kraft der Magie zu weiten. Du solltest für deine weiteren magischen Übungen jetzt also bestens gerüstet sein.«
    Tatsächlich fühlte Mageli sich gestärkt wie nach einem von Rikjanas Mittelchen, als sie hinter Alawin ins Labor ging. Ondulas folgte ihnen – er musste ja als Versuchskaninchen für Magelis Magieübungen herhalten. Doch Mageli spürte sofort, dass etwas anders war als vor ihrer Pause. Während sie sich innerlich ausgeglichen fühlte, schien Ondulas angespannt und kribbelig zu sein. Fast hatte Mageli den Eindruck, er habe eine Habachtstellung eingenommen, fest entschlossen, sie nicht mehr an sich heranzulassen. Ob das mit dem Kuss und ihrer Zurückweisung zu tun hatte? Hoffentlich nicht. Als Freund wollte sie ihn auf keinen Fall verlieren.
    Alawin schien von alldem nichts zu bemerken. Voller Elan forderte sie: »Wir machen da weiter, wo wir aufgehört haben. Ondulas, bitte setz dich auf diesen Stuhl. Und Mageli, vielleicht solltest du ihn nicht gleich dazu zwingen, den Stuhl zu zerschlagen. Mir würde es schon vollkommen genügen, wenn er aufsteht und einmal herum geht oder darauf steigt. Weißt du, ich hänge ein wenig an meinen Möbeln.«
    Mageli sammelte und konzentrierte sich. Augenblicklich spürte sie die Wärme in ihrer Brust aufsteigen. Sie schloss die Augen kurz und entzündete ihre innere Flamme. Als sie das vertraute Brennen spürte, öffnete sie die Augen wieder und schaute Ondulas an, der mit verschlossenem Gesichtsausdruck ihr gegenüber auf dem Stuhl saß. Sie versuchte, das Lodern aus ihrem Inneren auf den Elfen zu übertragen und die Flammen zusammen mit ihren Gedanken in seinen Geist zu schicken.
    Steh auf!
    Vorhin hatte sie es einfach nicht geschafft, ihre Magie genug zu bündeln und mit ausreichend Kraft auszusenden, um Ondulas’ Geist damit zu berühren. Jetzt aber wusste sie mit überraschender Klarheit, dass ihr genau das gelungen war.
    Steh auf! Jetzt!
    Ihr Befehl hatte den Elfen erreicht, aber Ondulas sperrte sich dagegen, das merkte sie genau. Sein Geist fühlte sich plötzlich für Mageli an wie eine undurchdringbare Mauer, wie eine Festung, die sie nicht einnehmen konnte. Sie warf sich mit all ihrer magischen Kraft dagegen. Doch Ondulas hielt ihr stand. Dieser störrische Mistkerl! Nur weil sie nicht mit ihm rumgeknutscht hatte, machte er es ihr jetzt schwer. Wütend atmete Mageli tief ein, und wie befeuert durch den frischen Sauerstoff schwoll die Flamme in ihrer Brust zu immenser Größe an.
    Steh auf, verdammt!
    Und Ondulas erhob sich. Mageli spürte, wie er mit sich rang, spürte den Widerstand und den inneren Kampf, aber Ondulas war nicht stark genug, um ihre geballte Magie abzuwehren. Mit gequälter Miene stieg er auf die Sitzfläche des Stuhls, drehte sich einmal um sich selbst und kletterte wieder hinunter. Seine Bewegungen wirkten hölzern und mechanisch wie die einer Marionette.
    Und jetzt Hip-Hop!, dachte Mageli. Doch dann musste sie über ihren eigenen Einfall lachen und der Spannungsbogen der Magie sackte in sich zusammen. Ondulas’ Arme und Hände fielen an seinen Seiten herab, sein ganzer Körper schien aus Gummi zu bestehen und er plumpste auf den Stuhl zurück. Dabei betrachtete er Mageli mit einem komischen Ausdruck, beeindruckt, aber irgendwie auch erschrocken.
    »Gut, wirklich gut.« Alawin klopfte Mageli sanft auf die Schulter. »Nun musst du aber sehr erschöpft

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