Elfenblick
zusehen, wie du da wieder rauskommst.
Die Schritte hinter ihr wurden noch schneller. Kein Jogger. Kein Pilzesammler. Nein, bestimmt nicht. Sondern jemand, der hinter ihr her war und der sicher keine freundlichen Absichten hatte.
Magelis Herz hämmerte in ihrer Brust. Panik durchströmte ihren Körper.
Lauf, los, lauf!
Mageli fing an zu rennen. Sie war eine gute Läuferin, schnell und ausdauernd. Aber sie war bereits ein wenig erschöpft von ihrem ersten Lauf. Bis Oberbachem würde sie es wohl kaum schaffen, bevor ihr Verfolger sie einholte.
Schneller, schneller!
Ihr Atem brannte im Hals. Stoßweise stieß sie die Luft durch den Mund aus und trieb ihre müden Beine vorwärts.
Da! Eine zweite Gestalt löste sich aus den Schatten vor ihr. Zwei gegen einen! Das war nicht fair!
Weg hier, weg!
Doch wo sollte sie hin? Hinter ihr näherte sich ein Verfolger, vor ihr wartete bereits ein anderer auf sie … Sie hatte nur eine Chance: Blitzschnell bog Mageli vom Weg ab und schlug sich zwischen die Bäume. Sofort wurde es stockfinster. Egal! Mageli hetzte weiter. In diesem Teil des Waldes fand sie sich auch blind zurecht. Hier ging es zu ihrer Lichtung. Hinter sich hörte sie die gedämpften Stimmen ihrer Verfolger.
»Hier ist sie durchgelaufen.«
»Da hat es geknackt. Da ist sie!«
»Ja, da.«
Die Männer waren ihr direkt auf den Fersen. Ganz nah klangen die Stimmen. Viel zu nah!
Mageli hastete weiter, stolperte über einen dicken Ast, stützte sich im Fallen mit den Händen ab, Dornen stachen ihr in die Finger und zerkratzten ihre Arme, in letzter Sekunde unterdrückte sie einen Schmerzensschrei. Als sie einen Finger in den Mund steckte, schmeckte sie Blut.
Weiter, weiter, weiter!
Schnell rappelte sie sich auf, kam aus dem Tritt, torkelte gegen einen Baum. Ein Brennen fuhr vom Ellenbogen durch ihren Arm.
Egal, weiter!
Ein schwaches Licht schimmerte vor ihr durch die Bäume. Endlich! Das musste ihre Lichtung sein. Vielleicht konnte sie sich bei der Höhle verstecken, bis die Kerle weg waren. Mit letzter Kraft taumelte sie nach vorn und stieß einen Seufzer der Erleichterung aus, als sie aus der Dunkelheit auf die Lichtung trat. Der Mond war hinter den Wolken hervorgekommen und in dem silbrigen Licht erkannte sie auf der anderen Seite der Lichtung den Eingang zur Höhle. Sie eilte darauf zu.
Da schloss sich eine schwielige Hand um ihren Arm und hielt sie grob fest.
»Hab ich dich, Kleine«, raunte eine heisere Männerstimme ihr ins Ohr.
»Dann kann der Spaß ja losgehen«, schnaufte eine zweite Stimme.
Mageli schloss die Augen.
»He, was …?« Ein dumpfer Schlag. Der Griff um ihren Arm lockerte sich, die fremde Hand ließ sie los und Mageli fiel ins Gras.
»Ihr wolltet der jungen Dame doch nicht etwa Schaden zufügen?« Eine dritte Stimme, die jung und sehr ruhig klang. Gefährlich ruhig! Mageli war erstaunt, erleichtert, aber noch zu verängstigt, um sich umzudrehen und zu sehen, wer ihr zu Hilfe kam.
»Was soll das, Bürschchen?«, fragte einer ihrer Verfolger wütend. »Wir wollen hier ein bisschen Spaß haben, und ich glaube nicht, dass wir dich eingeladen haben.«
»Die Einladung hätte ich ohnehin ablehnen müssen. Ich gehe nicht auf Feste, zu denen nicht alle Gäste freiwillig erschienen sind.«
Wie konnte der Junge nur so unglaublich gelassen bleiben gegenüber zwei brutalen Kerlen, die ein Mädchen in ihre Gewalt gebracht hatten, vermutlich, um sie … zu vergewaltigen. Mageli wurde ganz übel bei dem Gedanken. Vorsichtig wandte sie sich um.
Etwa einen Meter von ihr entfernt lag etwas auf dem Boden. Das Etwas stöhnte. Mageli vermutete, dass es sich um ihren Verfolger handelte, der sie so grob am Arm gepackt hatte. Im Moment schien ihm allerdings die Puste ausgegangen zu sein. Dahinter erkannte Mageli zwei weitere Personen: Die eine davon war sehr groß, eher schmal gebaut und wirkte noch recht jung, die andere war sicher einen halben Kopf kleiner, hatte aber ein kräftiges Kreuz.
»Ich werde dir zeigen, was ich mit Leuten mache, die sich ungefragt in meine Angelegenheiten einmischen«, fauchte der Kerl mit den breiten Schultern und schwang seine Faust so schnell nach vorn, dass Mageli überrascht zurückzuckte. Sie war überzeugt, dieser Hieb würde den anderen zu Boden werfen. Doch der war mit einer eleganten Bewegung einfach zur Seite getreten und der Faustschlag ging ins Leere. Der Angreifer, durch das Manöver aus der Balance gebracht, schwankte, verlagerte sein Gewicht und riss die
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