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Elfenblut

Elfenblut

Titel: Elfenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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dieser Überfall fand außerhalb der Stadtmauern WeißWalds statt, richtig?«, vergewisserte sich Istvan.
    Pia nickte.
    »Siehst du«, fuhr Istvan fort. Er hob beiläufig die Schultern. »Selbstverständlich steht jeder unter dem Schutz unserer Gesetze, der sich innerhalb der Stadtmauern aufhält. Was er draußen tut, geht uns nichts an.«
    Pia starrte ihn aus ungläubig aufgerissenen Augen an. »Soll das heißen …«, murmelte sie.
    »Ja, das soll es heißen«, sagte Istvan. »Ihr scheint wirklich aus einem sehr fernen Land zu stammen.« Er machte eine unwillige Handbewegung, als Pia etwas darauf erwidern wollte, warf Alica einen weiteren, jetzt schon beinahe eisigen Blick zu und wartete, bis sie ihren Hocker aufgehoben und wieder darauf Platz genommen hatte.
    »Aber wir wollten über eure Heimat sprechen, Gaylen. Und den Grund, aus dem ihr hier seid.«
    Das wollte Pia ganz und gar nicht und schwieg.
    »Ihr seid also rein zufällig nach WeißWald gekommen«, setzte Istvan neu an, als ihm klar wurde, dass sie nicht von sich aus weitersprechen würde.
    »Nein«, antwortete Pia. Sie streckte die Beine aus, sodass Istvan ihre Stiefel sehen konnte. »Ein Geschenk meiner Mutter. Sie meinte, eines Tages könnten sie mir vielleicht von Nutzen sein. Sie haben mich hergeführt.«
    Istvan starrte ihre Stiefel an. Lange. Sehr lange. Alica tat dasselbe, und ihr Gesicht war ein einziges Fragezeichen.
    Schließlich nickte der Statthalter. »Deine Mutter scheint mir eine sehr kluge Frau zu sein. Und zugleich sehr dumm, dich auf einen solchen Namen zu taufen.« Er machte eine herrische Geste, zum Zeichen, dass er keine Antwort hören wollte. »Gleichwie. Das ist eine sehr … bemerkenswerte Geschichte, die du da erzählst, Gaylen. Und was habt ihr jetzt vor, deine Freundin und du?«
    »Wir wollen wieder nach Hause«, antwortete Pia. »Sobald es das Wetter zulässt, gehen wir zur Küste und versuchen ein Schiff zu finden, das uns zurück in unsere Heimat bringt.« Sie wollte es nicht, aber ihr Blick irrte ganz von selbst wieder zum Nachbartisch und tastete über Brasils zerschlagenes Gesicht. Lasar hatte ihm mittlerweile einen Krug Bier gebracht, und er trank mit kleinen, vorsichtigen Schlucken. Vermutlich tat ihm jede Bewegung weh. Wenigstens hoffte Pia, dass es so war.
    »Dann müsst ihr bis zum nächsten Frühjahr warten«, sagte Istvan. Pia versuchte vergeblich, in seiner Miene zu lesen. Sein Gesicht war wie Stein. »Es ist ein weiter Weg bis zur Küste. Ihr werdet keinen Kapitän finden, der sich auf unbekannte Gewässer hinauswagt, wenn die ersten Herbststürme bevorstehen. Nicht ohne Entgelt.«
    »Wir haben Geld.« Brack schenkte ihr einen weiteren, verstohlenen Blick, der vorsichtige Erleichterung signalisierte, und Pia zog den Lederbeutel unter dem Mantel hervor, den sie Brasil abgenommen hatte, und legte ihn vor sich auf den Tisch. Brasil starrte sie hasserfüllt an. Istvan nahm den Beutel, warf einen Blick hinein und schüttelte den Kopf.
    »Das wird nicht ausreichen, um ein Schiff zu bezahlen.«
    »Meine Familie ist nicht arm«, sagte Pia. »Den Kapitän, der uns nach Hause bringt, wird eine großzügige Belohnung erwarten.«
    »Trotzdem müsst ihr bis zum Frühjahr hierbleiben«, antwortete Istvan. Er machte keine Anstalten, ihr den Geldbeutel zurückzugeben, sondern schloss die Finger darum. »Was sagen deine Schuhe dazu?«
    »Sie haben mich hergebracht«, erwiderte Pia. »Bislang wollen sie nicht wieder weg.«
    »Dann solltest du auf sie hören.« Der Lederbeutel verschwand wie weggezaubert unter Istvans Mantel, und Alica legte gleichermaßen missbilligend wie überrascht die Stirn in Falten. Pia schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass sie wenigstens in diesem Moment klug genug war, die Klappe zu halten. »Wenigstens so lange, bis ich mir darüber klar geworden bin, was ich von deiner Geschichte zu halten habe«, fügte Istvan hinzu. Obwohl er nicht einmal in ihre Richtung gesehen hatte, schien er Alicas Blicke zu spüren, denn er wandte langsam den Kopf und sah sie ebenso stumm wie herausfordernd an.
    Eine Herausforderung, die Alica nur zu gerne annehmen würde, wie Pia wusste.
    Brack schien das wohl ebenso zu sehen, denn er fragte fast hastig: »Dann können sie bleiben?«
    »Vorerst«, antwortete Istvan, wenn auch erst nach einer kurzen unangenehmen Pause. »Aber wovon wollen sie leben?« Der Blick, mit dem er Pia dabei maß, war nicht mehr anzüglich zu nennen. Dafür hätte man ein neues Wort erfinden

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