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Elfenblut

Elfenblut

Titel: Elfenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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echt, aber der Ausdruck von Sorge in seinem Blick nahm eher noch zu. »Das auch, ja«, räumte er ein. »Aber man sagt auch, dass Leute, die in Streit mit ihnen geraten, die unangenehme Gemeinsamkeit entwickeln, spurlos zu verschwinden … wenn sie Glück haben.«
    Pia zog es vor, den letzten Teil seiner Antwort zu ignorieren. »Dann ist es ja gut, dass ich nicht in Streit mit ihnen geraten bin«, sagte sie. » Sie haben mit dem Ärger angefangen.«
    »Das ist die Wahrheit, Istvan!«, versicherte Brack. Er kam mit einem Krug Bier an den Tisch, stellte ihn vor Istvan ab und machte eine wedelnde Handbewegung auf die Tür, durch die die drei Zwerge verschwunden waren. »Ich habe es genau gesehen! Gamma Graukeil hat sie …«
    »Gamma Graukeil«, fiel ihm Istvan ins Wort, »ist ein übler Raufbold und Säufer, aber das sind sie schließlich alle, diese Dreckwühler aus Ostengaard.«
    »Dann wundert es mich ein wenig, dass sie sich so ungeschoren hier bewegen können«, sagte Pia. Ihre innere Stimme riet ihr dringend, jetzt besser die Klappe zu halten, aber sie fuhr trotzdem fort: »Ich meine, wo die Stadtgarde doch angeblich dafür sorgt, dass es hier ruhig und gesittet zugeht.«
    Brack japste nach Luft, und auch Alica, die bisher kein Wort gesagt hatte, runzelte ein bisschen erschrocken die Stirn. Aber Istvan lächelte nur. »Man merkt in der Tat, dass du von weit her kommst«, sagte er. »Unser Verhältnis zum Volk der Zwerge ist … etwas kompliziert. Aber wo wir schon einmal dabei sind: Warum hast du uns verschwiegen, dass du eine Kriegerin bist?«
    Weil ich es selbst nicht wusste?, dachte Pia. Istvan sah sie an, als hätte sie die Worte laut ausgesprochen, und Pia rettete sich in ein beiläufiges Achselzucken und die Behauptung: »Ich bin keine Kriegerin. Aber ich habe gelernt, mich meiner Haut zu wehren. Da, wo ich herkomme, lernen das alle.«
    »Dann scheint ihr mir ein sehr wehrhaftes Volk zu sein«, sagte Istvan nachdenklich. »Vielleicht eines, über das man genauer nachdenken sollte.«
    »Wir sind ein sehr friedliches Volk«, antwortete Pia. »Wir haben nicht einmal eine Armee.«
    Istvan lächelte dünn. »Nach dem, was ich gerade gesehen habe, braucht ihr die ja wohl auch nicht.«
    »Den Frieden zu lieben, bedeutet nicht, dass man automatisch wehrlos sein muss«, erwiderte Pia.
    »Das ist wohl wahr«, gestand Istvan lächelnd, wurde aber sofort wieder ernst. »Du solltest diese Sache nicht auf die leichte Schulter nehmen«, fuhr er fort. »Keiner meiner Krieger hätte es gewagt, drei Zwerge zugleich herauszufordern.«
    Genau genommen hatte sie das auch nicht. Und ganz genau genommen hatte sie Gamma Graukeil und seine beiden Begleiter auch nicht wirklich besiegt, sondern schlichtweg überrumpelt. Die drei hatten einfach nicht damit gerechnet, dass sie sich so heftig zur Wehr setzen würde.
    Eigentlich hatte sie das auch selbst nicht getan.
    »Ich hatte einfach nur Glück«, sagte sie wahrheitsgemäß.
    »Ja, vermutlich«, antwortete Istvan. »Nur fürchte ich, dass Gamma Graukeil das etwas anders sehen wird. Nicht, dass ich nicht der Meinung wäre, er und diese beiden anderen Trunkenbolde hätten die Abreibung nicht verdient … aber diese Zwerge aus Ostengaard haben ein paar komische Gebräuche. Einer davon besagt, dass eine erlittene Schmach nur mit Blut gesühnt werden kann. Na ja, und von einer Frau verprügelt zu werden – noch dazu in aller Öffentlichkeit –, stellt wohl so ziemlich die schlimmste Schmach dar, die sich Gamma Graukeil nur denken kann. Ich werde natürlich versuchen, mit ihm zu reden, und ihm sagen, wer du bist und wie wenig du von unseren Sitten und Gepflogenheiten weißt – aber du solltest trotzdem sehr vorsichtig sein, solange die drei in der Stadt sind.«
    »Ich kann mich täuschen«, sagte Pia, »aber haben Alica und ich Euch nicht für unseren Schutz bezahlt?«
    »Den ihr bekommen werdet«, antwortete Istvan ruhig. »Die beiden Männer draußen vor der Tür werden weiter ein Auge auf den Weißen Eber werfen, und ich selbst rede mit den Zwergen. Aber sie sind unberechenbar. Sei besser vorsichtig.«
    Pia musste sich auf die Zunge beißen, um Istvan nicht die Antwort zu geben, die ihm für diese Unverschämtheit zustand. Sie hob nur die Schultern.
    »Darüber hinaus«, fuhr Istvan fort, nunmehr an Brack gewandt, der noch immer neben ihm stand und vor Nervosität von einem Bein auf das andere trat, »beginne ich mich allmählich zu fragen, ob es nicht ein Fehler war, mein

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