Elfenblut
Einverständnis zu diesem … Arrangement zu geben. Du hattest mir versprochen, dass es keinen Ärger gibt, Brack.«
»Aber das war doch nicht meine Schuld!«, protestierte Brack. »Und auch nicht die Gaylens! Die Zwerge …«
»Ich muss darüber nachdenken«, unterbrach ihn Istvan. »Vorerst bleibt alles so, wie es ist, aber es kann sein, dass ich unsere Übereinkunft überdenken muss. Vor allem, wenn es zu weiteren … Zwischenfällen kommen sollte, die dazu angetan sind, die öffentliche Ruhe und Ordnung zu stören.«
»Die Zwerge haben mit dem Streit angefangen«, erinnerte Pia, aber Istvan schüttelte nur den Kopf.
»Das allein ist es nicht«, sagte er. »Es gab auch vorher schon …gewisse Beschwerden.«
»Beschwerden? Worüber?«
Statt zu antworten, warf Istvan Brack einen bezeichnenden Blick zu, und der schmerbäuchige Wirt begann plötzlich nervös zu lächeln und trat noch unruhiger von einem Bein auf das andere.
»Es war ein ziemlich aufregender Abend, Pia«, sagte er. »Warum … äh … geht ihr, deine Freundin und du nicht nach oben und ruht euch aus? Es sind sowieso keine Gäste mehr da, und ihr habt für heute wirklich genug gearbeitet. Lasar kann hier aufräumen.«
Pia verstand. »Ganz wie du meinst«, sagte sie, stand auf und bedeutete Alica mit einer entsprechenden Kopfbewegung, dasselbe zu tun. Sie rechnete mit Widerspruch, doch Alica überraschte sie, indem sie kommentarlos aufstand und sogar als Erste zur Treppe ging.
»Dann sehen wir uns morgen früh«, sagte sie. Brack nickte wortlos (und jetzt sehr nervös) und Istvan erwiderte gar nichts, sondern sah sie nur eisig an, und schließlich drehte sie sich mit einem Ruck um und folgte Alica.
Das Zimmer war nicht so dunkel und kalt, wie sie es in Erinnerung hatte, sondern noch sehr viel dunkler und kälter. Ihr Atem kondensierte zu grauem Dampf vor ihrem Gesicht, und die einzelne Kerze, die Alica angezündet hatte, schien die Dunkelheit ringsum eher noch zu betonen. Selbst Alica war kaum mehr als ein verschwommener Schemen, die sie eigentlich nur an ihrer Bewegung erkannte.
Und natürlich an ihrem Tonfall.
»Würden es Durchlaucht in ihrer unermesslichen Güte vielleicht über sich bringen, ihre unwürdige Dienerin darüber aufzuklären, was da unten gerade passiert ist?«, fragte sie.
»Hör mit dem Scheiß auf, ja?«, sagte Pia gereizt, beantwortete Alicas Frage aber trotzdem: »Ich schätze, Istvan der Schreckliche versucht gerade, seinen Anteil an Bracks Umsatz ein bisschen zu erhöhen.«
»Stell dir vor, das ist mir auch schon aufgefallen. Aber das meine ich nicht. Nicht dass es mich etwas anginge, Gott bewahre, aber hättest du mir nicht trotzdem verraten können, dass du den siebenundvierzigsten Dan im Mikado hast?
»Hab ich nicht«, antwortete Pia. »Ich habe mich einfach nur gewehrt, das ist alles.«
Sie ging zum Bett, dachte eine halbe Sekunde darüber nach, wenigstens den Mantel abzustreifen, und entschied sich dann dagegen. Es war so bitterkalt hier drinnen, dass sie das Gefühl hatte, gemahlenes Eis zu atmen.
»Moment mal«, sagte Alica. »Du willst dich doch jetzt nicht einfach hinlegen und schlafen, oder?«
Wahrscheinlich würde sie es gar nicht können. »Ja.«
»Was für eine tolle Idee«, nörgelte Alica.
Pia legte sich hin, rollte sich in die viel zu dünne Decke und versuchte, nicht allzu laut mit den Zähnen zu klappern. Alica grummelte noch eine Weile herum, aber irgendwann gab sie es auf, löschte die Kerze und kroch auf der anderen Seite unter die Decke. Pia glaubte ihre Gänsehaut geradezu hören zu können.
»Diese ganze Geschichte ist doch vollkommen beknackt«, murrte sie.
Pia konnte ihr nur zustimmen, aber sie tat es vorsichtshalber lautlos und nur für sich, denn sie wollte wenigstens so tun, als wäre sie bereits eingeschlafen. Sie war noch immer aufgewühlt und so nervös, dass sie meinte, das Adrenalin richtiggehend schmecken zu können, trotzdem wollte sie jetzt nicht mit Alica sprechen. Weder mit ihr noch sonst jemandem. Da war zu viel, über das sie erst einmal nachdenken musste.
Es schien zu funktionieren. Alica rollte sich noch ein paar Minuten unruhig hin und her und versuchte zwei- oder dreimal ein Gespräch in Gang zu bringen, aber irgendwann gab sie auf, und ihre Atemzüge wurden ruhiger und flacher. Gerade als Pia glaubte, sie wäre endgültig eingeschlafen, vernahm sie erneut ihre Stimme.
»Schläfst du schon?«
»Tief und fest«, antwortete Pia. »Und es wäre nett, wenn du mich
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