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Elfenblut

Elfenblut

Titel: Elfenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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auch ihre Müdigkeit, als sie die Gaststube betrat und sah, wem die aufgebrachten Stimmen gehörten. Da waren Brack und Lasar auf der einen und Istvan und eine kleinwüchsige Frau mit rosigem Gesicht und stechenden Augen auf der anderen Seite. Es dauerte einen Moment, bis Pia sie erkannte, aber dann verschwand schlagartig auch der allerletzte Rest von Müdigkeit.
    Es war Malu.
    »Ah, Gaylen«, begrüßte sie Brack. Er versuchte erfreut auszusehen, wirkte aber schrecklich verunsichert und nervös. »Gut, dass du kommst! Gerade wollte ich Lasar schicken, um dich zu wecken. Es tut mir leid, dass es noch so früh ist, aber …«
    »Was ist hier los?«, fragte Pia alarmiert.
    Brack sah nur noch verstörter aus und begann zusätzlich mit den Händen zu ringen, und Alica sagte: »Sieht so aus, als wäre dein kleiner Stunt von gestern Abend nicht besonders gut angekommen.« Pia hatte sie bis zu diesem Moment noch nicht einmal bemerkt, was nicht nur daran lag, dass Brack, Istvan und die anderen vor der Theke am anderen Ende des Schankraumes standen, während sie selbst wieder an ihrem Lieblingsplatz vor dem Kamin saß (in dem im Übrigen kein Feuer brannte), sondern auch daran, dass Alica sich in ihrem Schemel zusammengekauert hatte und ganz gegen ihre sonstige Art intensiv versuchte, so zu tun, als wäre sie gar nicht da.
    »Wie meinst du das?«, fragte Pia.
    »Anscheinend hat unseren Freunden dein Rekord im Zwergenweitwurf doch nicht so gut gefallen«, antwortete Alica, ohne sie dabei direkt anzusehen.
    »Hat sie recht?«, wandte sie sich an Istvan. Der Kommandant der Stadtwache runzelte fragend die Stirn, und Pia erinnerte sich wieder daran, dass er Alicas Worte ja nicht verstehen konnte. »Seid Ihr wegen gestern Abend hier?«, fügte sie erklärend hinzu, während sie zugleich Malu mit einem fragenden, ein ganz kleines bisschen auch feindselig-misstrauischen Blick maß. »Wegen Gamma Graukeil und den anderen?«
    »Bitte, Gaylen, setz dich«, sagte Istvan. Er unterstrich seine Bitte mit einer Handbewegung, die eindeutig einen Befehl daraus machte. Das allein wäre schon beinahe Grund genug für Pia gewesen, der Aufforderung eben nicht nachzukommen, doch in diesem Moment registrierte sie noch etwas, was ihr bis jetzt völlig entgangen war. Ihre beiden Leibwächter waren wieder da (es waren immer noch dieselben, die anscheinend tatsächlich keinen Schlaf brauchten), und diesmal warteten sie nicht draußen vor dem Haus, sondern standen vor der halb geöffneten Tür; zwar beide in einer Haltung, die deutlich machte, wie wenig wohl sie sich in diesem Moment in ihre Haut fühlten, zugleich aber auch bedrohlich. Hätte sie noch irgendeinen Zweifel daran gehabt, spätestens dieser Anblick hätte sie überzeugt, dass Istvan nicht zu einem Freundschaftsbesuch gekommen war. Lautlos und mit einem trotzigen Schulterzucken, für das sie sich beinahe selbst hasste, setzte sie sich. Istvan nahm ihr gegenüber Platz, während Malu mit raschen Schritten um den Tisch herumging und sich hinter ihr aufstellte. Pia konnte nur mit Mühe den Impuls unterdrücken, den Kopf zu drehen und sie ärgerlich anzufunkeln.
    »Ich nehme nicht an, dass Ihr aus reiner Freundschaft gekommen seid«, begann sie übergangslos. »Was ist passiert?«
    »Das kannst du dir nicht denken?«, gab Istvan zurück. Pia fiel es immer schwerer, seinem Blick standzuhalten. Etwas war darin, das sie erschreckte.
    »Nein«, antwortete sie.
    »Lass dich nicht von ihm ins Bockshorn jagen«, sagte Alica. »Ich habe zwar nicht genau verstanden, worum es ging, aber sie scheinen …«
    »Wenn deine Sklavin nicht in unserer Sprache reden kann«, sagte Istvan eisig, »dann sollte sie besser schweigen.«
    »Was hat er gesagt?«, fragte Alica.
    »Nichts.« Pia machte eine rasche Geste, still zu sein, und Alica wäre nicht Alica gewesen, hätte sie nicht zumindest noch ein trotziges Schnauben hervorgestoßen, aber sie schien den Ernst der Situation durchaus zu begreifen, denn sie schwieg.
    »Du hast mich gefragt, warum ich hier bin«, begann Istvan, »und ich hätte geglaubt, dass du dir das denken kannst.«
    »Es ist wegen der Zwerge, habe ich recht?«
    Istvan nickte.
    »Aber gestern Nacht habt Ihr noch gesagt …«
    »Gestern Nacht«, fiel ihr Istvan ins Wort, »war gestern Nacht. Die Dinge ändern sich. Und ich … habe über das eine oder andere nachgedacht. Ich glaube, ich habe einen Fehler gemacht.«
    Pia konnte sich gerade noch verkneifen zu antworten, dass diesen Fehler eher seine

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