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Elfenblut

Elfenblut

Titel: Elfenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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gutes Stück kleiner gewesen als Hernandez im Sitzen, hätte es durchaus beeindruckend ausgesehen.
    »Ist alles in Ordnung?«, fragte er.
    »Ja«, antwortete Pia. »Kein Problem. Ich habe nur … einen alten Freund getroffen. Wir haben etwas zu besprechen. Es dauert nicht lange.«
    Brack wirkte nicht überzeugt. »Bestimmt?«
    »Ganz bestimmt«, versicherte Pia. »Ich komme gleich zurück, keine Sorge.«
    Brack machte sich Sorgen, das sah man ihm deutlich an, aber er sagte nichts mehr, sondern schenkte Hernandez nur noch einen weiteren grimmigen Blick und ging.
    Hernandez sah ihm amüsiert nach. »Manche Dinge sind anscheinend überall gleich«, sagte er. »Kaum ist eine junge Dame irgendwo in Gefahr, taucht ein Ritter in schimmernder Rüstung auf, um ihr beizuspringen. Obwohl …« Er sah noch einmal und noch deutlich amüsierter in Bracks Richtung, und sein Grinsen wurde abfällig.
    »Brack ist ein Freund«, sagte Pia kühl. »Vielleicht einer von sehr wenigen, die wir hier haben.«
    »Nein«, antwortete Hernandez, »das ist er nicht. Nicht, wenn es derselbe Brack ist, der dich und deine Freundin an den Kommandanten der Stadtwache verkauft hat.«
    »Blödsinn!«, fauchte Pia. »Ohne Brack …«
    »Hätten deine Freundin und du die Stadt vielleicht schon längst verlassen und wärt entweder tot, in der Gefangenschaft irgendwelcher Barbaren – was mit ein bisschen Pech auf dasselbe hinausläuft, aber vorher wesentlich unangenehmer sein kann – oder würdet im besten Fall durch die Wildnis irren. Und Istvan müsste euch suchen und würde nicht nur seine manikürten Fingernägel riskieren, sondern wahrscheinlich auch die Hälfte seiner Männer verlieren, statt in aller Ruhe abzuwarten, bis die Truppen aus Apulo hier sind, um euch einzukassieren.«
    Hernandez brachte nicht nur das Kunststück fertig, dieses Monstrum von Satz auszusprechen, ohne über seine eigene Zunge zu stolpern oder auch nur ein einziges Mal Luft zu holen, Pia brauchte auch mindestens noch einmal genauso lange, um den Sinn seiner Worte zu begreifen.
    »Wie bitte?«, murmelte sie dann.
    »Ja, das dachte ich mir, dass dir das nicht gefällt«, sagte Hernandez. Er schien sich köstlich zu amüsieren.
    »Ich verstehe es nicht einmal.«
    »Wie auch? Aber es ist die Wahrheit. Die Soldaten sind bereits unterwegs. Man hört, die Orks machen ihnen das Leben ein bisschen schwer, aber ich glaube trotzdem nicht, dass sie noch länger als zwei Wochen brauchen, bis sie hier sind. Allerhöchstens drei, wenn ihr Glück habt … aber darauf würde ich mich an deiner Stelle nicht verlassen.«
    »Apulo?«
    »Die Hauptstadt des Reiches«, erklärte Hernandez, doch Pia schüttelte den Kopf.
    »Das weiß ich«, sagte sie. »Aber Brack hat mir erzählt, dass ein Bote allein drei Monate braucht, um dorthin zu kommen.«
    »Da hat er wohl gelogen.« Hernandez trank einen großen Schluck Bier und wischte sich mit dem Handrücken den Schaum von den Lippen. Pia sah, dass ihm auch an der anderen Hand das letzte Glied des kleinen Fingers fehlte.
    »Und warum sollte er das tun?«
    Hernandez lachte. »Um genau das zu erreichen, was er erreicht hat, Prinzessin Gaylen. Ihr fühlt euch sicher und kommt auf keine dummen Ideen.«
    »Das meine ich nicht«, erwiderte Pia. »Warum sollte sich jemand in der Hauptstadt für Alica und mich interessieren?«
    »Ja, warum wohl, Prinzessin Gaylen?«, erwiderte Hernandez spöttisch.
    »Hören Sie mit dem Quatsch auf! Sie wissen genau, dass ich nicht diese Elfenprinzessin bin!«
    »Ach?«, fragte Hernandez. »Weiß ich das?«
    »Sie sind …«
    »Und außerdem spielt es überhaupt keine Rolle«, fuhr er ungerührt fort. »Jemand in der Hauptstadt scheint es zu glauben … oder zumindest die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, und das immerhin ernsthaft genug, um ein ganzes Regiment der besten Krieger des Landes in Bewegung zu setzen, das euch abholen soll.«
    »Das ist doch alles Unsinn«, widersprach Pia. Aber ihrer Stimme fehlte die notwendige Überzeugung. »Das hätte man uns doch gesagt.«
    »Weil die Leute hier ja so nett sind«, vermutete Hernandez und schürzte gleich darauf verächtlich die Lippen. »Das Dumme ist nur, dass sie es nicht sind. Ich kann nichts über diesen Brack sagen. Vielleicht spielt er euch nur etwas vor, vielleicht ist er tatsächlich die große Ausnahme … aber das wird euch nichts nutzen, wenn sie euch erst einmal den Truppen übergeben haben und ihr auf dem Weg nach Apulo seid. Du bist nicht die Erste, die von sich

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