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Elfenblut

Elfenblut

Titel: Elfenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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strapazieren. Fangt an, ihn zu entladen.«
    Nanis Söhne und auch Lasar machten sich unverzüglich ans Werk, und auch Pia hätte mit zugegriffen, doch Nani scheuchte sie mit einer fast empörten Geste zurück.
    »Ich bitte Euch, Erhabene! Das ist nun wirklich keine Arbeit für Euch!«
    »Aber ich …«
    »Und außerdem wissen meine Söhne ohnehin besser, was zu tun ist«, schnitt ihr Nani das Wort ab, zwar durchaus ehrerbietig, aber zugleich in einem Ton, zu dem in seiner devoten Unverschämtheit nur Dienstboten fähig sind.
    Pia sah ein, wie sinnlos es war, sich auf eine Diskussion über dieses Thema einzulassen, und trat gehorsam ein paar Schritte zurück.
    »Und?«, fragte Alica spitz. »Würdest du mir jetzt verraten, was hier eigentlich los ist? Wer ist dieser Kerl? Das ist doch Jesus!«
    »Das ist Ter Lion.«
    »Und zugleich auch Jesus?«
    »Irgendwie … schon«, gestand Pia. »Aber auch nicht. Ich erkläre es dir, sobald ich es selbst verstanden habe.«
    »Hm«, machte Alica missmutig, sah sich noch missmutiger um und stapfte schließlich zu einer schlammigen Pfütze, vor der sie sich in die Hocke sinken ließ, um sich zwei Hände voll eiskaltes Schlammwasser ins Gesicht zu schöpfen. Anscheinend war sie der Meinung, dadurch sauberer zu werden.
    Wie sich zeigte, hatte Nani durchaus die Wahrheit gesagt, als sie angedeutet hatte, dass Pias Hilfe nicht nur nicht nötig war, sondern sie höchstens stören würde. Ter Lion und ihre Söhne befreiten den Wagen in überraschend kurzer Zeit von gut der Hälfte seiner Ladung, und den Rest erledigte Lion auf seine ganz eigene Art und zugleich ganz genau so, wie sie es auch von Jesus erwartet hätte: Er scheuchte Lasar und die vier anderen Knirpse mit einer unwilligen Handbewegung weg, nahm hinter dem gestrandeten Wagen Aufstellung und zwängte die Hände unter dessen halb im Morast versunkenen Rand. Der Ochse am anderen Ende des Gefährtes stieß ein überraschtes Brüllen aus, als er seine gewaltigen Muskeln anspannte und den Wagen ganz allein aus dem Morast hob.
    »So, so«, sagte Alica spöttisch. »Das ist also nicht Jesus, wie?«
    Pia antwortete nicht darauf, sondern half lieber mit, den Wagen wieder zu beladen. Fast zu ihrer Überraschung schien Nani dagegen nichts einzuwenden zu haben, aber als Lasar und einer ihrer Söhne nach dem zusammengerollten Zelt greifen wollten, machte sie eine abwehrende Geste. »Im Grunde können wir den ganzen Kram hierlassen«, sagte sie. »Ich brauche es sowieso nicht mehr und das zusätzliche Gewicht hält uns nur auf.«
    »Ein durchaus berechtigter Einwand«, sagte Lion, und sein Blick fügte hinzu: Auch wenn dir diese Idee vielleicht ein bisschen früher hätte kommen können. Trotzdem schüttelte er den Kopf. »Wir nehmen es trotzdem mit. Ich müsste mich sehr in Istvan täuschen, wenn er seine Männer nicht auf die eine oder andere Patrouille schickt. Sie könnten sich fragen, warum ihr euch die Mühe gemacht habt, diese Sachen bis hierherzuschleppen, nur um sie dann zurückzulassen.«
    Niemand konnte wirklich etwas vorbringen, um dieses Argument zu entkräften, und so setzten Lasar und die anderen ihre Arbeit fort. Schon nach wenigen Minuten war auch das letzte Stück wieder verladen und – dank Ter Lions kritischen Blicken und einer gelegentlichen Anmerkung – deutlich sicherer verzurrt als zuvor. Pia ging ein paar Schritt weit auf dem Weg zurück, um ihr Bündel zu holen, das sie abgelegt hatte, damit sie beide Hände frei hatte. Nani bedachte es mit mindestens genauso neugierigen Blicken wie zuvor, und Ter Lion fragte ganz unverblümt: »Was ist das?«
    »Etwas … Privates«, antwortete Pia.
    Lion runzelte zwar die Stirn, gab sich aber mit dieser Antwort zufrieden, doch Alica sagte:
    »Warum zeigst du es ihnen nicht? Früher oder später sehen sie es ja doch, und so hören sie wenigstens auf zu nörgeln.«
    Wahrscheinlich hatte sie damit recht, dachte Pia. Der Gedanke gefiel ihr zwar immer noch nicht, aber sie zuckte trotzdem nur mit dem Achseln und schlug die zerschlissene Decke zurück, in die Lasar die gläserne Waffe gewickelt hatte … nachdem sie sich vorher genauestens überzeugt hatte, an welchem Ende sich der Griff befand. Die haarfeinen Schnitte in ihren Fingerspitzen taten zwar nicht mehr weh, aber sie hatte sie nicht vergessen, ebenso wenig wie den abgeschnittenen Bettpfosten und den armlangen Schnitt in der Wand ihres Schlafzimmers.
    Sie hatte mit einer gewissen Reaktion gerechnet, als sie das Schwert

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