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Elfenblut

Elfenblut

Titel: Elfenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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wieder in die Decke; was ihn zumindest halb zufriedenzustellen schien.
    »Also gut«, sagte er, räusperte sich ebenso gekünstelt wie übertrieben und fuhr dann in verändertem Tonfall fort. »Wir haben jetzt wirklich genug Zeit verloren. Lasst uns aufbrechen.«
    Nanis Söhne sprangen hastig auf, um seinem Befehl Folge zu leisten, während Nani selbst Mühe zu haben schien, wieder in die Höhe zu kommen. Pia wollte ganz instinktiv die Hand ausstrecken, um ihr aufzuhelfen, aber irgendetwas sagte ihr, dass das im Moment vielleicht die falscheste aller möglichen Reaktionen sei, und so bat sie Alica mit einem stummen Blick, es für sie zu tun.
    »Du lernst schnell«, sagte Lion anerkennend.
    Pia wartete ganz bewusst, bis Alica der alten Frau aufgeholfen und sie sich weit genug entfernt hatten, um nicht mehr jedes Wort zu verstehen. Sie wartete auch ab, bis sich der Wagen ein kleines Stück entfernt hatte, bevor sie ihm folgte.
    »Das ist wohl das Mindeste, was ich ihr schuldig bin«, sagte sie. Lion runzelte die Stirn, aber sie konnte nicht sagen, ob sein fragender Blick tatsächlich ihren Worten galt oder vielleicht vielmehr dem bitteren Ton, der sich plötzlich in ihre Stimme geschlichen hatte.
    »Du machst dir Vorwürfe«, vermutete er. »Wegen dem, was mit ihrem Mann geschehen ist.«
    »Du weißt davon?«
    »Jedermann weiß, was geschehen ist«, antwortete Lion. »Flammenhuf ist zurückgekommen. Und jedermann weiß, wer dafür gesorgt hat.«
    »Dann weißt du ja auch, dass es meine Schuld ist.«
    »Dass diesem edelsten aller Tiere die Freiheit zurückgegeben wurde?«
    »Dass ihr Mann tot ist!«, antwortete sie. » Nur, falls es dir entgangen sein sollte: Er ist ums Leben gekommen, als ich Flammenhuf die Freiheit wiedergegeben habe . Ihr Mann ist tot, ihr Geschäft ist ruiniert, und Nani und ihre Söhne werden mit ein bisschen Pech für den Rest ihres Lebens auf der Flucht vor Istvans Soldaten sein. O ja, ich lerne wirklich schnell. Gibt es einen Weg, wie ich noch schneller und noch mehr Schaden anrichten kann?«
    »Schaden?« Lion sah ein bisschen hilflos aus. »Du hast sie glücklich gemacht! Hast du denn nicht gesehen, wie sie auf den Anblick des Schwertes reagiert hat?«
    »Eines Schwertes, von dem niemand weiß, ob es echt ist oder nur eine Fälschung.« Lion wollte antworten, doch Pia fuhr in noch schärferem Ton fort: »Ich weiß ja nicht einmal, ob ich wirklich die bin, für die mich jeder hier zu halten scheint! Was ist, wenn ich es nicht bin?«
    »Spielt das eine Rolle?«, fragte Lion.
    »Wie?«
    »Für Nani«, antwortete er. »Sie hat mehr erreicht, als sie sich jemals zu erträumen gewagt hätte. Seht sie Euch an, Gaylen! Sie ist eine verbitterte alte Frau, der das Leben sehr wenig geschenkt hat, aber dafür umso mehr genommen.«
    »Wie ihren Mann zum Beispiel?«, fragte Pia.
    »Sie hat nicht mehr lange zu leben«, fuhr Lion ungerührt fort. »So oder so bleiben ihr nur noch wenige Jahre. Was hätten diese Jahre für sie bereitgehalten?«
    »Ein friedliches Leben?«
    »Ein Leben als Betrügerin«, sagte Lion. »Sie und ihr Mann sind über die Jahrmärkte gezogen, jahrein, jahraus und von Stadt zu Stadt. Sie haben in einem schmutzigen Zelt gelebt, gehungert und gefroren und den Menschen einen falschen Pegasus gezeigt.«
    »Er war nicht falsch!«
    »Was sie nicht wussten.« Ter Lion schüttelte den Kopf und brachte sie mit einer zusätzlichen Geste zum Schweigen, aber das Lächeln, das noch immer irgendwo tief in seinen Augen war, wurde weicher. »Es spielt keine Rolle, ob sie die ganze Zeit über den wirklichen König Pegasus in ihrer Gewalt hatten oder nicht. Sie haben geglaubt, es sei ein Betrug, und jeder, der in ihr Zelt genommen ist, auch.«
    »Und?«, fragte Pia verwirrt.
    »Denkt Ihr nicht, dass sie darunter gelitten hat, Erhabene ?«, fragte Lion, wobei er das Wort Erhabene auf eine ganz besondere Art betonte.
    »Gelitten?«
    »Ich glaube nicht, dass es ein schönes Gefühl ist, sein Leben als Betrüger zu fristen«, sagte Lion. »Das erstaunt Euch, wie ich sehe? Ihr glaubt, ein Betrüger hätte kein Anrecht auf ein Gewissen?«
    »Nein«, antwortete Pia. »Ich meine: doch, natürlich. Aber wenn ihr das Gewissen so sehr zu schaffen macht, warum hat sie es dann getan?«
    »Weil sie keine andere Wahl hatte?«, schlug Lion vor. »Ich weiß nicht, woher Ihr kommt, Prinzessin Gaylen, und wie die Menschen dort leben. Aber hier müssen sie das nehmen, was das Schicksal ihnen zuweist. O nein, sie hatte

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