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Elfenblut

Elfenblut

Titel: Elfenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sie ihn gehalten hatte … oder vielleicht doch, aber zugleich auch wieder nicht, und es war …
    Auf jeden Fall ziemlich verwirrend
    »Ich erinnere Euch an jemanden, habe ich recht?«, drang Ter Lions Stimme in ihre Gedanken.
    Pia schrak heftiger zusammen, als ihr lieb war, rettete sich in ein verlegenes Lächeln und brachte es gerade noch fertig, sich nicht vollends zur Närrin zu machen, indem sie etwa den Kopf schüttelte. Stattdessen sagte sie: »Wie kommst du darauf?«
    »Weil ich ein guter Beobachter bin«, sagte Lion ernst, »und Ihr mich ständig auf eine ganz besondere Art anstarrt.«
    Pia sagte nichts dazu.
    »Der Mann, an den ich Euch erinnere, muss ein sehr guter Freund von Euch sein«, fuhr Lion fort. Er war ein guter Beobachter. Vielleicht war seine Beobachtungsgabe sogar besser ausgeprägt als ihre Gefühle, dachte sie. Jesus war ein guter Freund. Vielleicht der Einzige, den sie je gehabt hatte.
    »Ja«, sagte sie nur.
    »Aber Ihr wollt nicht über ihn sprechen?«, vermutete Lion. Allmählich begann er ihr fast unheimlich zu werden.
    »Nein«, sagte sie. »Aber über dich.«
    »Über mich?« Lion wirkte ehrlich überrascht. »Da gibt es nicht viel Interessantes zu erzählen. Ich bin nur ein einfacher Mann, der tut, was man ihm aufgetragen hat.«
    »Immerhin bist du ziemlich groß«, sagte Pia und legte demonstrativ den Kopf in den Nacken, um in sein Gesicht zu sehen.
    »Ja, das ist wahr«, sagte Lion. »Wenn auch vielleicht nur in diesem Teil des Landes.«
    »Nur in diesem Teil des Landes?«
    »Die Menschen hier sind klein.«
    »Ja, das ist mir aufgefallen«, sagte Pia amüsiert. »Du willst damit sagen, dass sie nicht überall so klein sind?«
    »Bei Kronn, natürlich nicht«, antwortete Lion lachend. Seine linke Hand landete mit einem klatschenden Laut auf dem bronzefarbenen Harnisch, der zu seiner Rüstung gehörte. »Was glaubt Ihr, woher ich das habe? Aber Ihr habt recht: Ich gehöre selbst in meiner Heimat nicht unbedingt zu den kleinsten Männern.«
    »Und wo ist deine Heimat?«
    Ter Lion machte eine ausholende Geste. »Hier.«
    »Aha.«
    »Nein, das war kein Scherz«, sagte Lion. Ihr hilfloser Blick war ihm nicht entgangen. »Würde ich es wagen, Scherze mit jemandem wie Euch zu treiben?«
    »Niemals«, sagte Pia ernst.
    »Seht Ihr?«, bestätigte Lion ebenso ernst. Nur das spöttische Funkeln verschwand nicht aus seinen Augen. Er wiederholte seine Geste, die überall und nirgends zugleich hinzudeuten schien. »Das alles hier ist unsere Heimat. So weit Euer Auge reicht. Und noch ein gutes Stück weiter.«
    Es dauerte nur einen kurzen Moment, bis Pia begriff, was er meinte. »Ihr seid Nomaden«, vermutete sie.
    Das Wort schien Lion nichts zu sagen.
    »Ihr habt keine Heimat«, erklärte sie. »Keinen Ort, an dem ihr dauerhaft lebt, meine ich.«
    »Das ist richtig«, bestätigte er. »Ich bin der Ter meiner Sippe. Vor mir war es mein Vater, und nach mir wird es mein Sohn sein … wenn ich irgendwann die richtige Frau treffe, die mir einen Sohn schenkt, heißt das.«
    Pia musste sich nicht anstrengen, um Überraschung zu heucheln. »Du willst mir nicht wirklich weismachen, dass ein Mann wie du keine Frau findet«, sagte sie.
    Lion machte zwar ein geschmeicheltes Gesicht, schüttelte aber noch einmal den Kopf. »Es liegt weniger am Können als am Wollen«, sagte er. »Bisher ist mir noch nicht die Richtige begegnet … und wenn ich ehrlich zu mir selbst wäre, dann müsste ich wohl zugeben, dass ich auch noch nicht wirklich danach gesucht habe. Die Stellung eines Ter lässt einem Mann nicht viel Zeit für private Dinge.«
    »Du klingst nicht so, als wärst du besonders unglücklich darüber.« Pia wartete einen Moment vergebens auf eine Antwort und bekam auch jetzt wieder nur dieses sonderbare Lächeln. Vielleicht ging sie einfach zu weit, und vielleicht verleitete sie seine schon fast unheimliche Ähnlichkeit mit Jesus (ein Teil von ihr beharrte immer noch darauf, dass er es war, basta) dazu, mehr Vertraulichkeit von ihm zu erwarten, als ihr zustand.
    Pia rief sich in Gedanken zur Ordnung. Ganz gleich, wie bekannt und vertraut er ihr auch vorkommen mochte, für ihn war sie eine Fremde. Wie kam sie also auf die Idee, dass er mit ihr über derart intime Dinge reden wollte?
    Weil ein Teil von dir es will , flüsterte eine Stimme in ihren Gedanken. Mach dir nichts vor. Er ist Jesus. Genau der Jesus, den du dir insgeheim immer gewünscht hast .
    Sie verscheuchte auch diesen Gedanken.
    »Dieses Wort«,

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