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Elfenblut

Elfenblut

Titel: Elfenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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machtlos in einer Welt, in der nicht einmal die grundlegendsten Begriffe der Hygiene bekannt waren. Lasars Armstumpf war brandig geworden, und die Entzündung hatte sich längst ausgebreitet und den gesamten Arm bis zur Schulter hinauf anschwellen lassen. Die Haut sah aus, als würde sie bei der leisesten Berührung aufplatzen. Pia verstand mit jeder Sekunde weniger, wieso der Junge überhaupt noch lebte. Sie verstand nicht viel davon, aber soweit sie wusste, führte Wundbrand normalerweise binnen weniger Tage zum Tod. Dass Lasar in diesem Zustand zwei Wochen durchgehalten hatte, war geradezu unglaublich. Er musste über eine gewaltige Willenskraft verfügen … oder Varga hatte doch noch ein paar Tricks mehr auf Lager, als sie ihr zutraute. Sie bezweifelte allerdings, dass sie dem Jungen damit einen Gefallen getan hatte.
    Lasar bewegte sich unruhig. Ein dumpfes Stöhnen kam über seine Lippen, kein artikulierter Laut, sondern ein bloßer Ausdruck von Leid, der sich wie eine dünne Messerklinge in ihre Brust bohrte. Tränen füllten ihre Augen, ohne dass sie es auch nur merkte.
    »Es tut mir so leid«, flüsterte Pia. »Warum hast du das nur getan, du dummer, tapferer Junge?« Lasar stöhnte im Fieber, als hätte er sie tatsächlich verstanden, und versuchte zu antworten, und Pia streckte nun doch die Hand aus und berührte seinen verstümmelten Arm. Seine Haut platzte nicht auf, wie ihre überbordende Fantasie ihr weismachen wollte, aber sie fühlte sich genauso an, wie sie es befürchtet hatte: heiß und fiebrig, so rau wie warmes Sandpapier und krank . Sie konnte spüren, wie sein Herz jagte, und etwas Unsichtbares und Verwundetes schien sich unter ihren Fingern zu krümmen. Sie konnte auch spüren, welch großen Schmerz ihm die sachte Berührung ihrer Hand bereitete, und wollte die Finger ganz instinktiv zurückziehen.
    Stattdessen griff sie nur noch fester zu, spürte, wie seine Qual regelrecht explodierte, und machte den Schmerz zu ihrem eigenen, ohne ihn ihm zu nehmen. Geteiltes Leid war in diesem Falle nicht halbes Leid, sondern doppeltes, und erneut hörte sie ein gequältes Stöhnen, ohne auch nur zu begreifen, dass dieser Laut über ihre eigenen Lippen kam. Etwas in ihr krümmte sich in einer Pein, wie sie sie nie zuvor im Leben kennengelernt hatte, ja, sich bis zu diesem Moment nicht einmal hatte vorstellen können, aber sie schrak nicht davor zurück, sondern stellte sich ihr, schritt durch einen Vorhang aus purem Feuer und suchte nach seinem Ursprung. Sie brannte. Ihre Seele berührte das Herz einer lodernden weißen Sonne und tauchte hinein in einen Ozean aus reiner Qual. Da war etwas Verzehrendes in ihm, eine schwarze Flamme, die das hellere Feuer des Lebens erstickte und durch schwärende Fäulnis ersetzte, die an ihm fraß und nagte und alles verdarb, was irgendwann einmal lebendig an ihm gewesen war.
    Prinzessin Gaylen streckte eine unsichtbare Hand nach dieser Flamme aus, erstickte sie und entzündete ein helleres, reineres Licht an ihrer Stelle, dann schwanden ihr die Sinne, und sie brach über dem bewusstlosen Jungen zusammen.

XXXII
    E twas Kühles berührte ihre Stirn, und eine knochige, aber sehr sanfte Hand machte sich an ihrem Gesicht und ihren Schläfen zu schaffen, ohne dass sie genau sagen konnte, was sie dort tat. Aber es tat gut, und sie hatte das ebenso grundlose wie bestimmte Gefühl, nicht nur in Sicherheit, sondern auch unter Freunden zu sein, was vielleicht sogar wichtiger war.
    Das Gesicht, in das sie sah, als sie die Augen aufschlug, gehörte jedoch keinem ihrer wenigen Freunde, sondern einer verhutzelten alten Frau, die mindestens zweihundert Jahre alt sein musste und nur aus Falten und Runzeln und zu Sorgenfalten erstarrter blasser Haut voller Altersflecken zu bestehen schien. Vargas Augen wirkten noch trüber als sonst und von einer Mischung aus Sorge und Angst und sachter Panik erfüllt, doch in ihnen waren auch Erschrecken und Zorn und fast so etwas wie Wut. Ihre linke Hand tastete weiter über ihr Gesicht und tat irgendetwas daran, das Pia immer noch nicht verstand und das immer noch ungemein wohltat, und ihre andere Hand tupfte ein angefeuchtetes Tuch auf ihre Stirn, das ihre Haut kühlte, das schwelende Feuer darunter aber eher zu noch heißerer Glut anzufachen schien. Da waren Geräusche, die ihr verrieten, dass noch jemand hier drinnen war, aber es vergingen ein paar Sekunden, bis sie sich daran erinnerte, wo dieses hier überhaupt war.
    »Hattet Ihr mir nicht

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