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Elfenblut

Elfenblut

Titel: Elfenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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hat beinahe jeder so etwas. Es ist nichts Besonderes.« Sie blies die Flamme aus, klappte den Deckel zu und legte das Feuerzeug zurück. Bracks Blick ließ es keinen Sekundenbruchteil los.
    »Jeder besitzt so etwas?«, vergewisserte er sich ungläubig. »Dann müsst ihr wirklich aus einem sehr reichen Land kommen.«
    »Wegen eines Feuerzeugs? «
    »Aber es ist mit Edelsteinen besetzt!«, beharrte Brack. »Nur ein König könnte sich so etwas leisten!«
    »Das sind keine Edelsteine«, antwortete Pia lächelnd. »Nur wertloser Strass.«
    »He!«, protestierte Alica.
    »Sie sind nicht echt?« Brack klang eher noch zweifelnder.
    »Nur billiger Krempel«, bestätigte Pia.
    Brack streckte die Hand nach dem Feuerzeug aus, zögerte aber und wartete Pias aufmunternden Blick ab, bevor er die Bewegung zu Ende führte und es ergriff, um es eindeutig bewundernd, fast schon ehrfürchtig hin und her zu drehen. »Wenn es eine Fälschung ist, dann ist sie hervorragend«, sagte er. »Ich glaube, selbst der Hofjuwelier würde darauf hereinfallen.« Sein Blick war ein bisschen gierig, fand Pia. »Und so etwas besitzt jeder bei euch?«
    »Vielleicht nicht jeder«, schränkte Pia ein. »Aber jeder könnte eins haben, wenn er wirklich wollte. Sie sind nicht teuer.«
    »Davon träumst du, Süße«, sagte Alica. »Das ist ein Geschenk von Esteban. Er lässt sich nicht lumpen.«
    Pia sagte nichts dazu. Sie wusste, dass Esteban schon vor etlichen Jahren eine ganze LKW-Ladung der Dinger gefunden und einem talentierten jungen Goldschmied ein paar Euros gegeben hatte, damit er den Stempel Made in China entfernte. Seitdem verscherbelten seine Leute sie mit einem hübschen Gewinn an Touristen, die dämlich genug waren, die Fälschung nicht zu erkennen, und auch noch glaubten, ein gutes Geschäft zu machen – abzüglich der zwei Dutzend, die er für sich selbst zurückbehalten hatte.
    Aber Alica hatte ja schließlich selbst gesagt, dass sie nicht alles wissen musste.
    »Allmählich werde ich wirklich neugierig auf das Land, aus dem ihr kommt«, sagte Brack. Er drehte das Feuerzeug weiter zwischen den Fingern. Schließlich klappte er den Deckel auf und betrachtete interessiert den simplen Mechanismus. Pia ließ ihn noch einen Moment gewähren, dann nahm sie es ihm aus der Hand, drehte das Zündrad und ließ die Flamme zwei oder drei Sekunden lang brennen, bevor sie das Zippo zuklappte und demonstrativ an Alica zurückgab.
    »Ein Wunder«, sagte Brack.
    »Ein technisches Wunder«, sagte Pia. »Wenn auch nur ein ganz kleines.«
    »Ich könnte ein reicher Mann werden, wenn ich genug von diesen kleinen Wundern hätte, um sie zu verkaufen«, sagte Brack, aber schon im nächsten Moment schüttelte er auch enttäuscht den Kopf. »Aber wenn eure Heimat so weit weg ist …«
    »Ziemlich weit, fürchte ich«, sagte Pia. »Womit wir beim Thema wären. Ich fürchte, wir müssen uns allmählich auf den Weg machen.« Sie wandte sich zu Alica um und versuchte ihr mit Blicken etwas zu signalisieren, das Brack besser nicht mitbekam. »Bist du reisefertig?«
    Alica riss die Augen auf. »So, wie ich bin?«
    »So, wie ihr seid, kommt ihr nicht weit«, sagte Brack, als hätte er jedes Wort verstanden. »Ihr braucht warme Sachen. Wartet hier. Ich will sehen, ob ich etwas Passendes für euch finde.«
    Er wollte aufstehen, aber Alica machte eine hastige Geste und wandte sich direkt an Pia. »Was soll das?«
    »Vertrau mir einfach«, sagte Pia. »Bitte!«
    Alica setzte zu einer scharfen Antwort an, dann aber schien sie etwas in Pias Augen zu erkennen, sah plötzlich ein bisschen verunsichert aus und schüttelte den Kopf. »Frag ihn, wo ich mich fertig machen kann.«
    »Fertig machen?«
    »Waschen, ein bisschen herausputzen, stadtfein machen …mein Gott, du weißt doch, was ich meine!« Sie schnippte ihre Zigarettenasche zu Boden. »Was Frauen eben so tun, bevor sie das Haus verlassen.«
    »Alica möchte sich waschen«, sagte Pia. »Gibt es hier irgendwo Wasser?« Sie fragte erst gar nicht nach einem Bad oder etwas Vergleichbarem.
    »Draußen im Hof ist ein Brunnen«, antwortete Brack.
    Pia übersetzte, und Alica schauspielerte ein hoffnungslos übertriebenes Schaudern, das Pia nur zu gut nachvollziehen konnte. Draußen vor den Fenstern hatte es leicht zu schneien begonnen. Sie fror schon allein bei der bloßen Vorstellung, sich unter freiem Himmel und mit eisigem Brunnenwasser waschen zu sollen.
    Dennoch stand Alica auf und verschwand hinter der Theke, und auch Brack erhob

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