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Elfenblut

Elfenblut

Titel: Elfenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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runtergehen. Es sei denn, du willst noch ein bisschen hier rumstehen und das Dach anstarren.«
    Sie folgten Brack die beiden Treppen hinunter in den Schankraum, in dem es genauso verlockend roch wie vergangene Nacht. Auf einem Tisch wartete ein Korb mit frischem Brot und Obst, und in einer hölzernen Schale befand sich frische Milch. Pia lief beim bloßen Anblick schon wieder das Wasser im Mund zusammen, und auch Alica sah zum ersten Mal an diesem Morgen nicht mehr ganz so schlecht gelaunt aus.
    Sie waren nicht die einzigen Gäste. An einem Tisch ganz am anderen Ende des Raumes saßen zwei Männer, beide hochgewachsen und dunkelhaarig und beide mit zerknitterten Kleidern und ebenso zerknitterten Gesichtern. Anscheinend war Alica nicht die Einzige, die gestern Abend versucht hatte, Bracks Biervorräten den Krieg zu erklären.
    Sie sahen zwar müde aus, doch als Pia hereinkam, schraken sie regelrecht zusammen und starrten sie aus aufgerissenen Augen an. Einer von ihnen wollte etwas sagen, aber Brack kam ihm zuvor.
    »Was immer dir auf der Zunge liegt, Teroc, lass es dort liegen«, schnappte er. »Es sei denn, du willst mir erklären, dass du deine Zeche endlich zahlst, die schon seit etlichen Tagen überfällig ist.«
    Der mit Teroc Angesprochene klappte den Mund wieder zu, und er und sein Tischnachbar beugten sich hastig tiefer über ihr Frühstück, das im Übrigen weitaus einfacher zu sein schien als das, das Brack für sie vorbereitet hatte.
    »Beachtet die beiden Dummköpfe gar nicht«, fuhr Brack an Alica und Pia gewandt fort. »Setzt euch und esst. Und dann besprechen wir, was mit euch zu geschehen hat.«
    Pia musste an die Gestalt draußen auf der Straße denken.
    »Was hat er gesagt?«, fragte Alica.
    »Nichts«, antwortete Pia.
    »Was sagt deine Freundin?«, wollte Brack wissen.
    »Nichts«, erwiderte Pia.
    »Deine Freundin ist wirklich erstaunlich«, sagte Brack, während er ebenfalls am Tisch Platz nahm und seine auffordernde Geste zum dritten Mal wiederholte. »Ich bin noch nie jemandem begegnet, der so viele Worte macht, um nichts zu sagen.«
    »Was meint er?«, fragte Alica misstrauisch.
    »Nichts«, sagte Pia. »Nur dass du dir dein Frühstück schmecken lassen sollst.«
    »Genau genommen habe ich das nicht gesagt«, sagte Brack.
    Pia zog es vor, darauf gar nichts mehr zu erwidern. Allmählich drohte die Sache wirklich kompliziert zu werden. Offensichtlich verstand weder Alica, was Brack sagte, noch umgekehrt Brack etwas von dem, was Alica sagte, ihre jeweiligen Antworten darauf aber sehr wohl. Vielleicht hatte Alica ja doch recht, und das alles hier war nur eine Halluzination. Wenn das stimmte, musste ihre Fantasie wirklich durchgeknallt sein.
    Sie griff zu, und das Frühstück stellte sich zwar als weit einfacher als das verspätete Abendessen von gestern heraus, auf seine Art aber mindestens ebenso köstlich. Alica funkelte abwechselnd sie, Brack und die beiden Männer am Nebentisch mit verschiedenen Abstufungen von Feindseligkeit an, begann dann aber ebenfalls zu essen, und als Letzter griff auch Brack selbst zu. Sie frühstückten schweigend und ausgiebig, was zu einem Gutteil daran lag, dass das Essen so ausgezeichnet war. Pia vermisste ein wenig den starken Kaffee, den sie normalerweise brauchte, um richtig wach zu werden, aber das war auch der einzige (winzige) Wermutstropfen. Schließlich lehnte sie sich rundum zufrieden zurück und erinnerte sich gerade noch rechtzeitig daran, nicht auf einem Stuhl zu sitzen, sondern auf einem lehnenlosen Hocker, und brachte das Kunststück fertig, nicht hintenüberzufallen.
    »Das war wirklich köstlich«, sagte sie. »Ich danke dir. Aber allmählich meldet sich mein schlechtes Gewissen.«
    »Wieso?«
    »Wir können nicht dafür bezahlen«, erinnerte Pia.
    »Ist das klug, ihn auch noch mit der Nase darauf zu stoßen?«, fragte Alica.
    »Was sagt deine Freundin?«, fragte Brack und antwortete gleich selbst. Anscheinend eine Angewohnheit von ihm. »Ach ja, ich weiß. Nichts.« Er schmunzelte. »Aber wenn es dich beruhigt: Es spielt keine Rolle. Die Geschäfte gehen zwar schlecht, aber eine Schale Milch für zwei hilflose Frauen habe ich immer noch übrig.«
    Irgendwie hörte sich das für Pia so an, als spräche er von zwei streunenden Katzen, die sich in sein Haus verirrt hatten, und sie konnte selbst spüren, wie ihr Lächeln um mehrere Grade abkühlte.
    »Was habt ihr jetzt vor?«, fragte Brack.
    Von hier verschwinden, so schnell es geht, dachte Pia. Bevor

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