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Elfenblut

Elfenblut

Titel: Elfenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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weil du seine Sprache beherrschst und ich …« Alica brach mitten im Satz ab und sah plötzlich ein bisschen erschrocken aus. »... nicht?«, murmelte sie.
    »Er spricht keine fremde Sprache«, bestätigte Pia. »Du verstehst ihn nur nicht. Und er dich nicht.«
    »Das ist doch lächerlich«, sagte Alica. »Und außerdem völlig unmöglich.«
    »So wie das da?« Pia deutete auf das Fenster, aber Alica weigerte sich beharrlich, auch nur in die ungefähre Richtung zu sehen.
    »Weißt du, was?«, fragte sie. »Das interessiert mich nicht. Dieser ganze verrückte Kram hier interessiert mich nicht. Ich will zurück, und das sofort!«
    Pia musste an die unheimliche Gestalt unten auf der Straße denken und pflichtete ihr in Gedanken bei. »Sagst du mir auch, wie?«, fragte sie.
    »Auf demselben Weg, auf dem wir gekommen sind«, antwortete Alica. Sie machte eine wedelnde Geste zur Zimmerdecke hinauf. »Das hätten wir schon gestern Abend machen sollen. Und jetzt erzähl mir bitte nicht, dass dort irgendwelche Verrückten mit Bärten und langen Messern auf uns warten, das weiß ich nämlich selbst. Aber sie sind mir allemal lieber als das hier.«
    »Ihre langen Messer auch?«
    »Du hast immer noch die Pistole, oder?«, schnappte Alica. »Wenn du dich nicht traust zu schießen, dann gib sie mir. Ich habe da weniger Hemmungen.«
    Sie sprach es nicht aus, aber Pia überhörte keineswegs das, was sie eigentlich damit sagen wollte: Sie wären gar nicht hier, wenn sie die Waffe benutzt und sich die Kerle damit vom Leib gehalten hätte.
    Und auch damit hatte sie recht.
    »Versuchen wir es«, sagte Pia.
    Sie verließen das Zimmer, eilten die Treppe hinauf und blieben nebeneinander und wie vom Donner gerührt stehen, als sie den Heuboden betraten.
    Alles war so wie in der vergangenen Nacht. Durch die Ritzen der zusammengebundenen Strohballen drang genug Licht herein, um Einzelheiten zu erkennen. Das Heu war da, das ihren Sturz aufgefangen hatte, die gewaltigen Dachbalken und das Stroh darüber … nur das Loch, durch das sie hereingefallen waren, gab es nicht mehr. Das Dach war vollkommen unbeschädigt.
    »Eins muss man diesem Brack lassen«, murmelte Alica mit belegter Stimme. »Er ist schnell.«
    Pia antwortete nicht einmal darauf. Sie wussten beide, dass Brack das Dach nicht repariert hatte. Die Strohballen waren uralt und schmutzig. Staubverklebte Spinnweben bildeten einen grauen Baldachin über ihren Köpfen. Nirgendwo war eine Beschädigung zu sehen oder eine kürzlich geflickte Stelle. In diesem Dach hatte es niemals ein Loch gegeben.
    »Das ist vollkommen unmöglich«, sagte Alica.
    »Ich weiß«, sagte Pia.
    »Und wenn es unmöglich ist, muss es folglich eine andere Erklärung geben«, fuhr Alica ungerührt fort. »Sie haben uns erwischt. Der Killer hat uns beide erledigt, und wir sind tot, und das hier ist die Hölle.«
    Der Gedanke, die komplette Ewigkeit zusammen mit Alica verbringen zu sollen, kam Pias Vorstellung von der Hölle schon ziemlich nahe, aber nachdem sie einen Augenblick darüber nachgedacht hatte, schüttelte sie dennoch den Kopf.
    »Dann habe ich mir den Schädel eingeschlagen, und ich liege im Krankenhaus oder in der Gosse und fantasiere mir das alles hier nur zusammen«, sagte Alica.
    »Wenn das hier nur eine Halluzination ist, wieso erleben wir sie dann beide?«, fragte Pia.
    »Tun wir ja gar nicht«, antwortete Alica ernsthaft. »Das hier ist meine Halluzination, und du gehörst dazu.«
    »Oder du zu meiner.«
    Alica sah sie ein bisschen betroffen an und machte ein noch nachdenklicheres Gesicht. »Dann gibt es nur noch eine Erklärung«, sagte sie. »Du bist eine Hexe. Du hast uns hergezaubert. Also zaubere uns gefälligst wieder zurück.«
    Hinter ihnen polterten schwere Schritte die Treppe herauf. Es war Brack, der schnaubend erst einmal innehielt und gegen den Türrahmen gelehnt nach Atem rang. »Da … seid ihr … ja«, stieß er kurzatmig hervor. »Ich habe euch überall gesucht. Was wollt ihr hier oben?«
    Er legte den Kopf in den Nacken und nickte dann. »Ah ja, ich verstehe. Ihr seid ja vom Himmel gefallen, und jetzt sucht ihr einen Weg zurück.«
    »So ungefähr«, antwortete Pia verdutzt.
    »Aber lasst euch bloß nicht einfallen, mir etwa ein Loch ins Dach zu machen«, fuhr Brack todernst fort. In seinen Augen funkelte es jedoch amüsiert. »Und jetzt kommt nach unten. Ich habe das Frühstück vorbereitet.«
    »Was hat er gesagt?«, fragte Alica.
    »Nichts«, antwortete Pia. »Lass uns

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