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Elfenherz

Titel: Elfenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Black
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als wäre Vals Haut das passende Futteral.
    »Also«, sagte Lolli, »mit Drogen ist es so, dass die Dinge sich verschieben, nach links oder rechts kippen, zur Seite, verkehrt herum stehen, aber mit Nimmer kannst du noch jemanden mit auf den Kopf stellen. Womit sonst würde das gehen?«
    Val hatte noch nie richtig über ihre Ellbogenbeuge nachgedacht, aber jetzt fühlte sie sich so verletzlich an wie ihr Handgelenk und ihre Kehle. Sie rieb über den blauen Fleck, den die Nadel verursacht hatte. Es war nur wenig Blut ausgetreten. »Keine Ahnung. Wahrscheinlich mit nichts.«
    Lolli nickte, als wäre sie mit der Antwort zufrieden. Als sie eine neue Portion Nimmer aufkochte, wurde Val vom Klang des Feuers abgelenkt, vom Gefühl, ihre eigenen Adern wänden sich wie Schlangen unter ihrer Haut.
    »Ich... », setzte Val an, aber der Rausch schmolz ihre Knochen. Die Welt wurde zu Honig, dickflüssig, gemächlich und süß. Sie wusste nicht mehr, was sie sagen wollte, und dachte einen Augenblick lang, sie würde ihre Wörter für immer verlieren. Und wenn ihr nie wieder etwas einfiele?
    »Deine Adern trinken die Magie«, sagte Lolli. Ihre Stimme kam aus weiter Ferne. »Jetzt kannst du alles machen.«
    Feuer brannte in Val und vertrieb alle Kälte und die Schmerzen im Magen, an der Blase am Fuß und in ihren verkrampften Schultermuskeln. Ihre Angst verebbte,
verdrängt von Macht. Die Macht pulsierte in ihr, fröhlich und voller Tatendrang, öffnete Vals Selbst wie eine Trickbox und fand ihre geheimsten Verletzungen, ihre Wut und Verwirrung. Die Macht flüsterte mit zornigen Zungen auf sie ein, versprach kommenden Triumph.
    »Merkst du es? Nichts tut mehr weh«, sagte Lolli. Sie nahm ihren Finger und drehte, bis es knackte; der Knöchel und der Finger waren wieder eingerenkt.
    Alles sah zu klar aus, zu hell. Val verlor sich in den Mustern des Schmutzes auf dem Bürgersteig, in den Versprechungen der bonbonfarbenen Neonreklame, in dem Duft von einer fernen Pfeife, von Abgasen, von siedendem Öl. Alles war seltsam und schön und schäumte geradezu über vor Möglichkeiten.
    Lolli grinste wie ein Schakal. »Ich will dir was zeigen.«
    Das Feuer fraß sich durch die Innenseiten von Vals Armen, aber es war köstlich, als flute Licht durch sie. Sie hatte ein schwankendes Gefühl, als wäre sie nicht aufzuhalten.
    »Ist das immer so?«, fragte Val, obwohl ihr ein entfernter Teil ihres Verstandes sagte, dass Lolli unmöglich wissen konnte, was Val fühlte.
    »Ja«, erwiderte Lolli. »Oh ja!«
    Lolli führte sie über die Straße und näherte sich einem Asiaten mit grau melierter Kurzhaarfrisur, der ihnen entgegenkam. Erst stutzte er, als sie auf ihn zukamen, aber dann entspannte er sich sichtlich.
    »Ich hätte gern etwas Geld«, sagte Lolli.

    Lächelnd griff der Mann in die Jackentasche und holte seine Brieftasche heraus. Er entnahm ihr mehrere Zwanzigerscheine und fragte: »Reicht das?« Seine Stimme klang komisch; sanft und verzaubert.
    Lolli beugte sich vor und gab ihm ein Küsschen auf die Wange. »Vielen Dank.«
    Val spürte den Wind, der vom Hudson blies, aber die durchdringende Kälte konnte ihr jetzt nichts mehr anhaben. Selbst die eisigste Bö war zärtlich zu ihr. »Wie hast du ihn dazu gebracht?«, fragte sie verwundert.
    »Er wollte es«, erwiderte Lolli. »Sie alle wollen uns geben, was wir gerne hätten.«
    Während sie weitergingen, gab ihnen jeder das, worum sie baten. Eine Frau in einem bestickten Rock gab ihnen ihre letzte Zigarette, ein junger Typ mit einer Baseballkappe überreichte ihnen wortlos seine Jacke und eine Frau in einem bronzefarbenen Trench zog auf der Stelle ihre glitzernden goldenen Kreolen von den Ohren.
    Lolli griff in eine Mülltonne und fischte Bananenschalen, nasses Papier, schleimiges Brot und Becher mit abgestandenem Wasser heraus. »Sieh her«, forderte sie Val auf.
    In ihren Händen verwandelte sich der Abfall in feine schokoladenbraune Muffins und Val streckte gierig die Hand danach aus.
    »Nein«, sagte Lolli. »Die sind für Sie.« Sie gab einem alten Mann einen Muffin, der ihn im Vorbeigehen herunterschlang wie ein Tier und gleich noch einen wollte, und noch einen, als wäre es das beste Essen auf der Welt.

    Val lachte, nicht nur angesichts seiner Freude, sondern auch, weil sie so viel Macht über ihn hatten. Sie nahm einen Stein und verwandelte ihn in einen Cracker. Den aß der Mann auch noch und leckte Vals Finger ab, um auch ja keinen Krümel zu verschwenden. Seine Zunge kitzelte, Val

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