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Elfenherz

Titel: Elfenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Black
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aber er hob die Hand.
    »Ich weiß, dass du sehr tapfer bist«, sagte er.
    »Oder dumm.«
    » Und dumm. Tapfer und dumm.« Ravus lächelte, aber dann verblasste sein Lächeln. »Doch nichts kann dich daran hindern, fürchterlich zu sein, wenn du erst gelernt hast, wie es geht.«

8
    Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie abends
wir trinken sie mittags und morgens wir trinken
sie nachts
wir trinken und trinken
    PAUL CELAN, TODESFUGE

    D ave, Lolli und Luis saßen auf einer Decke in dem Betonpark. Vor sich hatten sie eine Auswahl von Daves Fundstücken ausgebreitet. Unter dem Stoff ragte Pappe hervor, die gegen die Kälte isolieren sollte, die ihnen von unten in die Knochen drang. Dave hatte den Kopf in Lollis Schoß gelegt und sie rubbelte seine Dreadlocks und drehte und zupfte an den Haarwurzeln. Dann machte sie eine Pause, klaubte etwas aus seinem Haar, zerdrückte es mit den Fingernägeln und tauchte die Finger in glitschiges Wachs aus einer Dose, die neben ihrem Bein stand. Dave öffnete die Augen, um sie gleich wieder vor Wonne zu schließen.
    Lolli strich mit ihrem schmutzigen, vor Kälte rot angelaufenen Flip-Flop-Fuß über Luis’ Oberschenkel. Vor ihm lag ein aufgeschlagenes Buch, das er trotz der einbrechenden Dunkelheit mit zusammengekniffenen Augen zu lesen versuchte.

    »Hey ihr«, sagte Val, plötzlich schüchtern, als sie auf sie zuging. Als wäre sie wieder eine Fremde, nur weil sie zwei, drei Tage fort gewesen war.
    »Val!« Lolli schob Dave von ihrem Schoß und stand auf. Er musste sich auf die Ellbogen stützen, damit sein Kopf nicht auf das Pflaster knallte. Sie rannte zu Val und schlang die Arme um sie.
    »Hey, meine Haare!«, schrie Dave.
    Val umarmte Lolli und spürte eine Welle der Erleichterung, als sie ungewaschene Anziehsachen, Schweiß und Zigaretten inhalierte.
    »Luis hat uns erzählt, was passiert ist. Du bist verrückt .« Lolli lächelte, als wäre das ein großes Lob.
    Vals Blick zuckte zu Luis, der mit einem Grinsen von seinem Buch aufschaute, sodass er plötzlich richtig gut aussah. Er schüttelte den Kopf. »Sie ist wirklich verrückt. Musste sich unbedingt mit einem Ungeheuer anlegen. Ihr seid alle durchgeknallt.«
    Val verbeugte sich förmlich und nickte ihnen allen zu, bevor sie sich zu ihnen auf die Decke setzte.
    »Durchgeknallter Luis wohl eher«, sagte Lolli und kickte ihren Flip-Flop in seine Richtung.
    »Luis der Einäugige«, sagte Dave.
    Luis grinste fies. »Läusebirne Dave.«
    »Prinzessin Luis«, sagte Dave. »Prinz Eisenherz.«
    Val lachte und erinnerte sich daran, wie Dave sie zum ersten Mal so genannt hatte. »Wie wäre es mit Dämon Dave?«

    Luis beugte sich zu ihnen herüber und nahm Dave in den Schwitzkasten, bis sie beide über die Decke kugelten, und sagte: »Wie wär’s mit Babybruder? Babybruder Dave?«
    »Hey«, rief Lolli. »Und was ist mit mir? Ich möchte auch eine Prinzessin sein, genau wie Luis.«
    Da hörten die Brüder auf zu kämpfen und lachten. Val lehnte sich auf Decke und Pappe zurück; trotz der Jacke bekam sie wegen der kalten Luft eine Gänsehaut auf den Armen. New Jersey war weit weg und Schule ein seltsames, schwachsinniges Ritual. Sie lächelte zufrieden.
    »Luis hat gesagt, dass irgendwer denkt, wir würden die Elfen vergiften«, sagte Lolli mit einem fragenden Unterton. Sie legte sich eine weitere Decke um die Schultern und griff wieder nach dem Haarwachs.
    »Oder Ravus«, sagte Val. »Ravus hat angedeutet, dass er mit den Lieferungen aufhören will. Er glaubt, es wäre zu gefährlich für uns.«
    »Als wäre ihm das nicht scheißegal«, sagte Luis. »Ich wette, er hat die volle Dankeschön-Show für dich abgezogen, aber für ihn bist du immer noch eine Ratte, Val. Nur eine Ratte, die mal was gut gemacht hat.«
    »Ich weiß«, log Val.
    »Wenn er möchte, dass wir keine Lieferungen mehr austragen, will er vor allem seinen eigenen Arsch retten.« Irgendetwas lag in Luis’ Blick, als er das sagte, vielleicht die Art, an ihr vorbeizusehen, ins Leere, sodass sie sich fragte, ob er selbst hundertprozentig überzeugt war.

    »Das mit dem Gift kann nur Ravus gewesen sein«, sagte Dave. »Die Drecksarbeit durften wir für ihn erledigen. Wir wussten ja nicht, was wir geliefert haben.«
    Val drehte sich zu ihm um. »Das glaube ich nicht. Als ich da war, kam diese Frau mit den Ziegenfüßen, Mabry, zu Besuch. Ravus sagte etwas darüber, dass er der Königin vom Seligen Hof schreiben wollte. Also, ich denke, wenn der Hof eine Art Gang ist,

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