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Elfenherz

Titel: Elfenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Black
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Vals
Rucksack, biss die Zähne nicht mehr so aufeinander, dass seine Gesichtsmuskeln zuckten.
    Er klappte das Handy zusammen. »Der Akku ist gleich leer.«
    Val nickte. »Was hat sie gesagt?«
    »Daves Zustand ist kritisch. Lolli hat sich verpisst. Sie kam mit dem Krankenhaus nicht klar, kann den Geruch nicht ausstehen oder so was. Sie machen Ruth die Hölle heiß, weil sie ihnen nicht sagt, was Dave genommen hat. Außerdem darf sie ihn nicht besuchen, weil sie nicht zur Familie gehört.«
    Val fummelte an einer zerrissenen Ecke des Plastiksitzes und atmete schwer durch geweitete Nasenlöcher. Noch mehr Wut auf den Berg von Wut, der ihr jetzt schon unerträglich erschien. »Vielleicht könntest du... »
    »Ich kann gar nichts tun.« Luis sah aus dem Fenster. »Er schafft es nicht, oder?«
    »Doch«, sagte Val mit fester Stimme. Sie konnte Ravus retten, Ravus konnte Dave retten. Wie schwarze Dominosteine, in Schlangenlinien aufgestellt, und das Wichtigste war, dass sie nicht umfiel.
    Als sie ihre eigenen Hände betrachtete, rissig und dreckig, fiel es ihr schwer zu glauben, dass sie damit jemanden retten konnte.
    Ihre Gedanken schweiften zum Nimmer in ihrem Rucksack. Es versprach, in ihren Adern zu singen, lockte damit, sie schneller, stärker und gewandter zu machen, als sie war. Sie würde keine Dummheiten damit machen. Sie würde
nicht wie Dave enden. Nur einen kleinen Schuss. Nur einmal am Tag. Sie brauchte es jetzt, um sich zusammenzureißen, um sich Mabry zu stellen, um all die Wut und Trauer zu etwas Größerem als sie selbst zu bündeln.
    Luis machte es sich auf seinem Sitz ihr gegenüber gemütlich und legte sich hin, so gut es ging, mit geschlossenen Augen, verschränkten Armen und dem Kopf auf ihrem Rucksack. Er lehnte an dem Metallrand des Zugfensters und würde gar nicht merken, wenn sie kurz auf die Toilette ginge.
    Val stand auf, aber etwas erregte ihre Aufmerksamkeit. Die Stoffhülle war verrutscht und enthüllte eine kleine Stelle des gläsernen Schwertes, das in der Sonne ätherisch schimmerte. Sie musste an die Eiszapfen im Haar von Ravus’ Mutter denken.
    Balance. Wie ein gutes Schwert. Die perfekte Balance. Sie konnte sich selbst nicht trauen, wenn Nimmer durch ihre Adern rauschte, sie zu höchsten Höhen aufschwang, dann wieder ablenkte, sie träumerisch machte oder fokussierte. Aus dem Gleichgewicht brachte. Ohne Balance. Sie wusste nicht, wie lange sie es noch aushielt, es nicht zu nehmen, aber sie wollte es noch ein wenig hinauszögern. Vielleicht danach noch ein wenig länger. Val biss sich auf die Lippe und marschierte weiter durch den Waggon.
    Luis und sie stiegen an der Long-Branch-Station aus und drängten auf das Betongleis, kaum dass sich die Türen öffneten. In der Nähe warteten ein paar Taxen mit gelben Kappen auf dem Dach.

    »Was sollen wir jetzt machen?«, fragte Luis. »Wo zum Teufel sind wir hier?«
    »Wir gehen zu mir nach Hause«, sagte Val. Sie hielt das Schwert am Heft gepackt, legte die eingewickelte Klinge an ihre Schulter und ging los. »Wir brauchen ein Auto.«

    Das Backsteinhaus sah kleiner aus als in Vals Erinnerung. Der Rasen war braun und voller Blätter, die Bäume schwarz und kahl. Der rote Miata ihrer Mutter parkte davor auf der Straße, obwohl sie bei der Arbeit hätte sein müssen. Zusammengeknüllte Taschentücher und leere Kaffeebecher vermüllten das Armaturenbrett. Val runzelte die Stirn. Das passte nicht zu ihrer Mutter. Als Val die Fliegengittertür öffnete, fühlte sie sich wie in einer Traumlandschaft. Alles war gleichzeitig fremd und vertraut. Die Haustür war nicht abgeschlossen, der Fernseher im Wohnzimmer lief nicht. Obwohl es schon nach zwölf war, herrschte Dunkelheit im Haus.
    Es machte Val nervös, in demselben Zimmer zu sein, wo sie Tom mit ihrer Mutter gesehen hatte, aber noch seltsamer kam es ihr vor, wie klein es war. Irgendwie war der Raum in ihrer Erinnerung gewachsen, bis er so groß war, dass sie sich nicht mehr hatte vorstellen können, hindurch zu ihrem eigenen Zimmer zu gehen.
    Val nahm das Schwert von ihrer Schulter und ließ den Rucksack aufs Sofa fallen. »Mom?«, rief sie leise. Niemand antwortete.
    »Nimm einfach die Schlüssel«, sagte Luis. »Bitte lieber um Vergebung, als um Erlaubnis.«

    Val hatte schon halb den Kopf nach hinten gedreht, um zurückzufauchen, als sie eine Bewegung auf der Treppe bemerkte.
    »Val«, sagte ihre Mutter und rannte die Treppe hinunter. Doch auf dem untersten Absatz blieb sie stehen. Ihre Augen

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