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Elfenkind

Elfenkind

Titel: Elfenkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inka-Gabriela Schmidt
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doch noch gar nicht begreifen konnte, dass sie alle wirklich tot sein sollten.
    Aliénor hatte das Bedürfnis zu schreien. Ihr Magen verkrampfte sich. Alle tot? Nein, das konnte nicht sein. Ihr Gehirn war wie gelähmt. Ihre Tränen flossen heftiger und sie fingerte mit zittriger Hand ein Taschentuch aus der Schublade ihres Nachtischchens.
    Bis sie plötzlich ein nicht weniger erschreckender Gedanke erstarren ließ: Wenn alle tot waren, die in der Gruft gefeiert hatten – was war dann mit ihr? Wieso war sie nicht unter den Toten, sondern lag in ihrem Bett?
    «Aliénor. Du bist von Lara abgeholt worden. Wohin seid ihr danach gefahren, was habt ihr den ganzen Abend über gemacht?»
    Lara? Oh, mein Gott, was war mit ihr? Wie gelähmt musste ihr Gehirn sein, dass sie nicht als erstes an ihre Freundin gedacht hatte?
    Aliénor starrte Geoffrey an. «Lara?», schluchzte sie, unfähig eine sinnvolle Frage zu formulieren.
    Ihr Vater schaute sie an, ohne die Miene zu verziehen, was ihr alles sagte, was sie wissen musste.
    «Nein! Nicht Lara! Nein!» Aliénor warf sich herum und fiel bäuchlings auf das Bett. «Nein, nein. Das darf einfach nicht sein …»
    Verzweifelt schlug sie ihre Fäuste auf die Bettdecke. Minutenlang wurde ihr Körper von hilflosen Schluchzern geschüttelt. Am liebsten hätte sie sich die Decke über den Kopf gezogen und wäre einfach so hier liegengeblieben. Aber sie hatte den Männern in ihrem Zimmer schon zu viel ihres Innersten enthüllt. Also riss sie sich schließlich zusammen und setzte sich langsam wieder auf.
    Sie wünschte sich, ihre Mutter wäre bei ihr. Sie hätte ihr zwar vermutlich nicht gegen Geoffrey beigestanden, da sie sich niemals gegen ihren Mann aufgelehnt hätte, aber es wäre schön gewesen, jemanden im Zimmer zu haben, der ihr Liebe und Mitgefühl entgegenbrachte. Stattdessen war nur Geoffrey da, unnahbar wie immer, und dieser Ryad, der ihr zwar nicht feindlich gesonnen schien, aber den sie nicht kannte und der ihr offensichtlich auch keinen Trost schenken wollte.
    «Aber wieso?», brachte sie schließlich heraus. «Wie konnte das passieren?»
    «Die Ermittlungen laufen. Mehr kann ich dir im Augenblick nicht sagen. Denk nach. Jedes Detail kann wichtig sein.»
    Aliénor schüttelte hilflos den Kopf. Ihre Nase war zugeschwollen und ihre Augen drohten schon wieder überzulaufen. Es war so entsetzlich. Sie würde die anderen nie wieder sehen, nie wieder mit Lara lachen, ihrer besten Freundin.
    «Ich weiß es nicht, Papa. Ich weiß gar nichts mehr», schluchzte sie. «Ich … ich erinnere mich nur, dass wir getrunken und getanzt haben, mehr nicht.»
    Sie wischte sich über die Augen und schaute ihren Vater an, dann den anderen Mann, der wieder seine Position an der Tür eingenommen hatte.
    Du wirst dich an nichts erinnern …
    Aliénor erschrak. Warum schoss ihr dieser Satz durch den Kopf? Es war auch nicht nur so, als ob sie den Satz gedacht hätte. Es war, als wäre er gesprochen worden. Ganz nah, direkt in ihr Ohr. Es fühlte sich an, als hätte sie nur Watte im Kopf, als verlangsamten sich die Gedanken mehr und mehr, bis sie völlig zum Stillstand kämen. Nur dieser eine Satz hatte eine glasklare Präsenz in ihrem Geist.
    Geoffrey stand auf und ging zur Tür.
    «Wenn dir noch was einfällt, ruf mich sofort an, hörst du?»
    Aliénor nickte mechanisch.
    Geoffrey verließ das Zimmer ohne weiteres Wort und ohne sich noch einmal umzusehen. Ryad, der immer noch an der Tür stand, warf ihr einen langen, beinahe besorgt wirkenden Blick zu. Fast dachte Aliénor, dass er ihr etwas sagen wollte. Doch dann brüllte ihr Vater schon vom Fuß der Treppe seinen Namen und er ging, ohne noch etwas gesagt zu haben.
    Wenige Sekunden später erinnerte nichts mehr an die Anwesenheit der Männer in ihrem Zimmer. Alles sah genauso aus wie vorher.
    Und doch war alles anders und würde auch nie mehr so sein wie zuvor.

10
    Das Handy, das zwischen den Papieren auf seinem Schreibtisch lag, bewegte sich vibrierend über die Platte. Endlich. Das war hoffentlich die SMS, auf die Frédéric bereits seit Stunden wartete.
    Er wusste, dass seine Kontaktperson andere Dinge zu tun hatte, als ihn ständig auf dem Laufenden zu halten, aber diesmal war es für ihn persönlich wichtig, und das Warten war ihm daher wirklich schwer gefallen. Natürlich musste d’Or vorsichtig sein. Sein Vorgesetzter durfte auf keinen Fall erfahren, dass er mit einem Vampir in Kontakt stand.
    Wie sein Adressat mit den Nachrichten von ihm

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