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Elfenkind

Elfenkind

Titel: Elfenkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inka-Gabriela Schmidt
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persönlich wichtig sind. Um deine Kleidung kümmern wir uns in den nächsten Tagen», fügte er forsch hinzu, um ganz klar zu machen, dass er ihr keine Wahl lassen würde.
    Aliénor sah ihn einen Augenblick an und nickte dann. Sie griff nach ihrer Sporttasche und füllte sie mit einigen Slips, einer Jeans und ein paar Socken.
    «Mein Deo und noch ein paar Sachen sind im Bad. Da komm ich jetzt nicht dran», sagte sie.
    «Kaufen wir neu», meinte er kurz und griff nach seinem Handy. Wenn er sie mitnahm, brauchte er ein Auto. Nach kurzem Nachdenken rief er d’Or an. Sie sprachen kurz und verabredeten, sich wenige Straßen entfernt vom Haus der Boux’ zu treffen. Frédéric hatte ihm weder gesagt, dass er Aliénor dabei haben würde, noch dass er vorhatte, sein Auto zu leihen. Das hätte nur zu einer unnötigen Diskussion geführt.
    Ein wenig Kosmetik, ihr Tagebuch und ihr Portemonnaie landeten in der Tasche, dann war Aliénor fertig. Sie setzte sich an ihren Schreibtisch, um ein paar Zeilen an ihre Mutter zu hinterlassen. Nach kurzem Überlegen legte sie noch ihr Handy dazu.
    «Ich will nicht, dass Geoffrey mich darüber findet», erklärte sie. «Und wer soll mich noch darauf anrufen?» Sie schluckte hart und für einen Moment schimmerten wieder Tränen in ihren Augen. Doch sie fing sich sofort wieder. «Wenn ich Glück habe, findet wirklich meine Mutter den Brief und das Handy zuerst und behält es. Dann hätte ich wenigstens eine Möglichkeit, sie heimlich zu kontaktieren. Einen Versuch ist es wert, oder?»
    Mit einem nicht gerade überzeugenden Lächeln auf den Lippen stand sie auf. «Fertig. Die Tür ist leider abgeschlossen. Ich weiß nicht …»
    Bevor sie noch zu Ende sprechen konnte, hatte er sich schon den Gurt ihrer Tasche quer über die Schulter geschlungen und sie hochgehoben. Ihr überraschtes Quietschen wurde zu einem Schrei, als er mit ihr in den Armen aus dem offenen Fenster sprang.
    Okay, das hätte er vermutlich besser durchdenken sollen. Andererseits war es kaum in Frage gekommen, die Vordertür zu nehmen, und Zeit für lange Erklärungen hatten sie jetzt auch nicht. Und was hätte er auch sagen sollen?
    Ach, übrigens, ich bin ein Vampir und wir springen jetzt mal eben aus dem Fenster. Aber keine Angst, das ist kein Problem.
    Nicht sehr überzeugend. Dann lieber so.
    Aliénor klammerte sich mit zusammengekniffenen Augen an ihn, und er konnte spüren, wie ihr Herz raste. Nachdem er butterweich auf dem Rasen vor ihrem Fenster gelandet war, blieb er also einen Augenblick still stehen, um ihr die Gelegenheit zu geben, sich ein wenig zu beruhigen.
    Schließlich ließ ihr Todesgriff etwas nach und sie öffnete die Augen. Sie starrte ihn an und wäre sie eine Comicfigur gewesen, hätte ohne Zweifel ein riesiges Fragezeichen über ihrem Kopf gestanden.
    «Wie …? Was …?», stotterte sie.
    «Später», meinte er kurz. «Wir müssen hier erstmal weg.» Und damit stellte er sie wieder auf ihre eigenen Füße. Besser ihr jetzt nicht zu viel Zeit zum Nachdenken zu geben. Er nahm ihre Hand und zog sie entschlossen hinter sich her in Richtung hintere Gartenpforte.
    Nach wenigen Schritten hörte er sie leise fluchen. Er drehte sich um und bemerkte erst jetzt, dass sie gar keine Schuhe anhatte. Unwillig zog er die Augenbrauen hoch.
    Sie sagte nichts, sondern erwiderte nur seinen Blick mit ebenfalls hochgezogenen Augenbrauen, als wollte sie sagen, dass das Ganze kaum ihre Schuld wäre. Das stimmte vermutlich sogar. Er hatte jedenfalls nicht daran gedacht, welche mitzunehmen, und sie hatte kaum Zeit gehabt, ihn aufzuhalten, um sich welche anzuziehen.
    Nun gut, sie würden auf keinen Fall zurückgehen und außerdem war es ihm gar nicht so unrecht, eine Entschuldigung zu haben, sie wieder in die Arme zu nehmen. Sie war so klein und leicht, dass es nicht einmal seiner übernatürlichen Vampirkraft bedurft hätte, sie noch deutlich weiter zu tragen. Mühelos hob er sie hoch und trat durch eine Gartenpforte auf die kleine Seitenstraße hinter dem Haus.
    Zuerst hielt sie sich steif in seinen Armen, doch dann entspannte sie sich. Sie rutschte ein wenig hin und her und er blickte zu ihr hinunter. Sie sah ihn mit ihren großen grünen Augen an und er glaubte Überraschung und noch etwas anderes in ihrem Blick zu sehen, von dem er sich nicht ganz sicher war, was es bedeutete. Aber wenn er es richtig interpretierte …
    Plötzlich errötete sie und wandte den Blick ab.
    Er hatte es richtig interpretiert. Gut.
    Eine ältere

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