Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elfenkind

Elfenkind

Titel: Elfenkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inka-Gabriela Schmidt
Vom Netzwerk:
Frau kam ihnen mit einem kleinen Hund an der Leine entgegen. Er seufzte innerlich. Es war offensichtlich zuviel zu hoffen gewesen, dass sie niemandem begegnen würden. Auch Aliénor hatte sie jetzt wohl bemerkt, denn sie hielt den Atem an. In der Tat konnten sie kaum noch auffälliger sein: eine junge Frau mit nackten Füßen und steifen, nicht entfalteten Flügeln, die alles andere als nach Fasching aussahen, und ein großer, komplett schwarz gekleideter Mann, der sie trug.
    Der Hund merkte auf, als er Frédérics Schritte hörte, schnüffelte in ihre Richtung und begann, leise zu knurren. Die Frau beugte sich besorgt zu ihm herunter. «Molli, was ist denn los?»
    Er hatte den Eindruck, dass Aliénor kurz davor war, etwas zu der Frau zu sagen, und drückte sie warnend an sich. Sie schloss den Mund wieder und sah ungläubig zu, wie sie unbehelligt an der Frau vorbeigingen, die sie überhaupt nicht zu bemerken schien.
    Der Hund knurrte weiter und bellte sie kurz an, wie um zu sagen, dass sie ihn nicht so leicht täuschen konnten.
    Aliénor richtete sich in Frédérics Armen auf, um über seine Schulter zurückzublicken. «Warst du das?», flüsterte sie.
    Er nickte. «Die Frau hat uns nicht gesehen, ich habe ihren Blick verschleiert. Sie ist alt und unkonzentriert, bei ihr ist das ganz einfach. Aber bei Tieren funktioniert das nicht. Hunde haben eine besonders sensible Wahrnehmung.»
    Aliénor sagte erst einmal nichts zu dieser Erklärung, aber er vermutete, dass sie das später noch ausführlich nachholen würde.
    Kurz darauf bogen sie in die Straße ein, die er als Treffpunkt mit d’Or ausgemacht hatte. Der wie immer ganz in schwarz gekleidete Hüne wartete schon in seinem großen, natürlich schwarzen BMW. Frédéric fühlte, wie Aliénor vor Überraschung die Luft einzog, als d’Or ausstieg. Sie verkrampfte sich in seinen Armen und versuchte, sich loszumachen.
    «Still», sagte er ihr leise. «Er ist ein Freund.»
    Sie starrte ihn an, nicht sicher, ob sie ihm trauen konnte. Aber dann musste sie wohl zu dem Schluss gekommen sein, dass er sie kaum mit so viel Aufwand mitgenommen hätte, nur um sie dann wieder ihrem Vater auszuliefern, und entspannte sich wieder etwas.
    Auch d’Or schien, nach der Schnelligkeit, mit der er aus dem Auto kam, und der Heftigkeit, mit der er die Autotür hinter sich zuschlug, erkannt zu haben, wen genau Frédéric da in den Armen hielt. Wutentbrannt kam er auf ihn zu.
    Frédéric stellte Aliénor behutsam auf die Füße. «Warte hier», flüsterte er und ging dem anderen Mann entgegen.
    «Das kann doch wohl nicht Ihr Ernst sein! In was wollen Sie mich hier hineinziehen?», grollte d’Or schon aus mehreren Metern Entfernung.
    «Es tut mir leid, aber das war die beste Lösung», entgegnete Frédéric ruhig, als er schließlich vor ihm stand. Die Straße war verlassen und wurde nicht häufig benutzt. Aber er hielt es trotzdem kaum für sinnvoll, sich hier auf eine lautstarke Auseinandersetzung einzulassen.
    «Die beste Lösung für wen?», konterte d’Or grimmig.
    «Sie müssen zugeben, dass ich sie kaum bei ihm lassen konnte», stellte Frédéric kalt fest. Er hatte weder die Zeit noch die Lust, sich mit den Befindlichkeiten dieses Mannes auseinanderzusetzen. Also streckte er ihm einfach die Hand entgegen. «Geben Sie mir Ihre Autoschlüssel.»
    «Bitte, was?», fragte d’Or einigermaßen entgeistert.
    «Ich werde Aliénor hier wegbringen. Dafür brauche ich ein Fahrzeug», erklärte Frédéric knapp.
    «Dann gehen Sie zu einem Autoverleih.»
    «Ich finde diese Lösung viel bequemer. Stellen Sie sich nicht so an, d’Or. Sie werden den Wagen in zwölf Stunden zurückbekommen.»
    Der andere Mann sah ihn für einen langen Moment an und reichte ihm dann die Autoschlüssel.
    «Zwölf Stunden, M. le Duc.»
    Aber Frédéric hörte ihm schon gar nicht mehr zu. Er trat zurück zu Aliénor und nahm sie wieder in seine Arme. In wenigen Schritten hatte er sie zum Auto hinübergetragen. D’Or öffnete ihnen mit düsterem Gesichtsausdruck die Beifahrertür und hielt sie auf.
    Frédéric hatte sich schon nach vorne gebeugt, um Aliénor ins Auto zu setzen, als ihm etwas auffiel. «Es gibt ein kleines Problem.»
    «Und das wäre?», fragte Aliénor, die sich leicht atemlos anhörte.
    «Wie willst du mit deinen Flügeln im Auto sitzen?» Er neigte den Kopf, um auf sie hinunter zu sehen, und sah, dass ihr Blick auf seinen Lippen, die direkt über ihrem Gesicht schwebten, ruhte. Hitze durchflutete

Weitere Kostenlose Bücher