Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elfenkind

Elfenkind

Titel: Elfenkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inka-Gabriela Schmidt
Vom Netzwerk:
Überwachungskameras und den ganzen technischen Möglichkeiten, ist die Gefahr zu groß, irgendwann entdeckt zu werden. Das Blut kommt deshalb meistens von Blutbanken.»
    Hmm. Also so richtig gut, fand sie das nicht. Immerhin war es so, dass Menschen das Blut selbst dringend brauchten, aber vermutlich war das trotzdem besser, als wenn Vampire in wilder Raserei über die ahnungs- und hilflose Bevölkerung herfielen. Aber darüber konnte sie später noch genauer nachdenken. Erstmal brauchte sie mehr Informationen.
    «Sprich weiter», sagte sie also. «Wie ernährst du dich, wenn nicht von menschlichem Blut?»
    «Ich gehöre zu den Suchern , einer Gruppe von Kriegern, die auserwählt wurden, eine besondere Aufgabe zu erfüllen. Wir nähren uns vom Blut der virgines sanguinum , das ist eine – sagen wir mal – eine Art geistlicher Vampirkaste.»
    Aliénor schwirrte der Kopf. Jede Antwort, die er ihr gab, warf neue Fragen auf. Aber gut, es war eine ganz neue Welt, die sich ihr hier eröffnete. Sie musste sich wohl darauf einstellen, einige Zeit zu brauchen, um alles zu durchschauen.
    Also am besten mal an einer Stelle anfangen. «Krieger?», fragte sie also. «Gegen wen kämpft ihr?»
    « In den letzten Hundert Jahren ist unsere Gesellschaft auseinandergebrochen. Es gibt ein paar unter uns, die sich nicht an unsere Gesetze halten. Wir nennen sie die Unreinen. Sie denken, dass Vampire besser als die Menschen sind, eine höhere Entwicklungsstufe, homo vampiris . Und das gibt ihnen in ihren Augen das Recht, Jagd auf Menschen zu machen, zu quälen und zu töten. Dein Vater weiß, dass die Morde im Dom und viele andere ungeklärte Morde, auf das Konto von Vampiren gehen. Aber er weiß vermutlich nicht, dass sie ausschließlich von eben diesen Unreinen begangen werden.»
    Aliénor runzelte die Stirn. «Mein Vater? Was hat denn mein Vater damit zu tun?»
    Frédéric warf ihr über den Rückspiegel einen schnellen Blick zu. «Was weißt du darüber, was dein Vater tagtäglich macht?»
    Aliénor zuckte mit den Schultern. «Nicht viel. Er gehört irgend so einer Spezialeinheit an. Aber er redet nicht wirklich darüber. Schon gar nicht mit mir.»
    Frédéric nickte. «Ich verstehe. Dann wird es dich überraschen zu hören, dass dein Vater und seine Einheit keine normalen Polizisten sind.»
    Ein ungutes Gefühl machte sich in Aliénors Magengrube breit. «Was meinst du damit?»
    Frédérics Stimme klang kalt. «Sie jagen uns.»
    Auch wenn sie schon geahnt hatte, was kommen würde, weigerte Aliénor sich noch, es einfach so hinzunehmen. «Uns? Und was meinst du mit jagen?»
    «Dein Vater verabscheut alles, was nicht menschlich ist. Es ist in seinen Augen anormal. Elfen, Werwölfe, Vampire – seine Spezialeinheit tut alles, um uns zu vernichten. Dein Vater ist ein sehr erfolgreicher Vampirjäger. Der Beste in ganz Europa.» Frédérics Stimme klang sanft, als täte es ihm leid, dass er es ihr sagen müsste.
    Hieß das, er würde auch sie kaltblütig umbringen, wenn sie ihm noch einmal unter die Augen kommen würde? Aber warum hatte er sie dann überhaupt adoptiert? Was hatte er mit ihr vorgehabt? Sie konnte nicht in diese Richtung weiterdenken. «Was würde er machen, wenn er dir begegnete?», flüsterte sie kaum hörbar.
    «Willst du das wirklich genau wissen?»
    Es half nichts die Augen vor den Tatsachen zu verschließen, so gern sie das auch getan hätte. Sie nickte.
    «Er würde versuchen, mich zu töten.»
    «Und könnte er das?»
    «Vampirjäger verwenden Spezialmunition. Es gibt nur weniges, was uns umbringt. Sonnenlicht oder eben diese Spezialmunition. Und köpfen natürlich. Glücklicherweise ist die Guillotine aus der Mode gekommen.»
    Das beantwortete nicht ihre Frage. «Könnte er dich töten?», wiederholte sie also.
    Frédérics Blick traf den ihren im Rückspiegel. «Ich würde es lieber nicht darauf ankommen lassen wollen.»
    Und dennoch war er drauf und dran gewesen ihr Zimmer zu verlassen, um es mit ihrem Vater aufzunehmen. Aliénor schwieg. Zu viele Informationen wirbelten in ihrem Kopf. Sie würde einige Zeit brauchen, um das alles zu durchdenken. Sie schloss die Augen und ließ den Kopf seitlich gegen die Kopfstütze sinken. Sie wünschte, sie könnte einfach einschlafen und für einen Moment alles vergessen.
    Doch sie konnte keine Ruhe finden. Ihr fielen so viele Dinge ein, die früher passiert waren. Ihr ganzes Leben schien sich neu zu sortieren.
    Und da war noch etwas anderes, was ihr keine Ruhe ließ. Ihre

Weitere Kostenlose Bücher