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Elfenkind

Elfenkind

Titel: Elfenkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inka-Gabriela Schmidt
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mit geschwungener Lehne und rot-golden gestreiftem Brokatbezug, ein mit einem schweren, roten Überwurf versehenes Bett, das so groß war, dass vermutlich drei Personen bequem darin Platz gefunden hätten. Darüber ein Himmel aus schimmernder roter Seide.
    Aliénor konnte es kaum fassen. Das Zimmer war ein Traum, besser als jedes Nobelhotel. Sie drehte und drehte sich, um alles zu sehen.
    Die Wände waren mit einer roten Stofftapete bezogen, deren eingewebte Muster im Kerzenschein schimmerten. Selbst die Decke war rot gestrichen, wie ein Blick nach oben verriet. Dennoch wirkte die Farbe nicht erdrückend oder langweilig. Goldene Linien, marmorierte Halbsäulen und diverse goldfarbene Accessoires bildeten genügend Kontraste für das Auge. Der Eindruck, den das Zimmer hinterließ, war sinnlich und edel. Ob wohl alle Zimmer des Schlosses so exquisit eingerichtet waren?
    Links und rechts des Bettes war jeweils eine Tapetentür dezent in der Wand eingelassen.
    «Darf ich?», fragte Aliénor, Frédéric einen kurzen Blick zuwerfend. Sie fühlte, wie ihre Flügelspitzen vor Neugierde und Aufregung vibrierten.
    Frédéric lächelte amüsiert, als sähe er einem zehnjährigen Kind zu, wie es seine Geburtstagsgeschenke auspackt, und nickte.
    Vorsichtig legte sie ihre Hand auf den goldenen Türgriff und öffnete die Tür mit Bedacht.
    «Wow!»
    Das angrenzende Bad geizte ebenfalls nicht an Platz, vor allem aber nicht an Prunk. Es war völlig in Weiß und Gold gehalten. Die Badewanne in der Form eines Schwanenkörpers stand frei in der Mitte des Raumes und ruhte auf zwei goldenen, geschwungenen Füßen. Der ebenfalls goldene Schwanenhals war zur Wanne hin gedreht und diente als Brause. Kostbare Fläschchen mit Badeölen und anderen Ingredienzien standen auf einem kleinen Beistelltisch bereit. Offenbar war alles für eventuelle Überraschungsgäste vorbereitet.
    «Nun?», fragte Frédéric, der im Türrahmen stehen geblieben war. «Denkst du, du hältst es hier ein paar Tage aus, um dich von all dem Stress zu erholen, ehe du weiterreist?»
    «Ich denke schon», erwiderte sie und versuchte gar nicht, ihr strahlendes Lächeln zu unterdrücken.
    «Würden Mademoiselle jetzt gerne etwas essen?», fragte Bertrand, als sie ins Schlafzimmer zurückkamen.
    Frédéric sah sie an. «Verzeih, daran hatte ich gar nicht gedacht. Du hast bestimmt Hunger. Was möchtest du?»
    «Ich weiß nicht … ich … es ist ein wenig schwierig, seit ich …»
    Am liebsten hätte sie sich für ihr Herumgestottere geohrfeigt. Natürlich war sie hungrig, andererseits protestierte ihr Magen allein bei dem Gedanken an normales Essen, und sie wollte nicht unhöflich erscheinen, wenn man ihr etwas brachte und sie es dann vielleicht nicht essen könnte.
    «Erlauben Sie mir, Sie mit etwas zu überraschen, Mademoiselle? Ich bin mir sicher, wir können etwas finden, was Ihnen schmecken wird.»
    Bertrands Stimme klang überaus sanft und Aliénor beruhigte sich. Seine Augen ruhten beinahe mit Bewunderung auf ihren Flügeln. Vielleicht würde das hier doch nicht so schwer werden.
    «Ja, bitte», erwiderte sie. «Aber machen Sie sich bitte keine Umstände.»
    Bertrand lächelte nur leicht. «Ich bitte Sie, Mademoiselle. Dafür sind wir ja da.» Mit einer kleinen Verbeugung verschwand er lautlos durch die Tür.
    «Ich muss jetzt auch gehen. Wenn du etwas brauchst, klingle einfach.» Frédéric deutete auf einen Klingelzug, der neben dem Bett an der Wand hing.
    Aliénors Freude über die neue Umgebung schwand. Mit Frédéric an ihrer Seite war es einfach gewesen. Aber sie vermutete, dass ohne ihn die großen Räume in ihrer Pracht einsam und einschüchternd wirken würden.
    «Kannst du nicht noch ein wenig bleiben?», fragte sie.
    Er schüttelte den Kopf. «Das geht leider nicht. Wir sehen uns morgen Abend. Iss ein wenig, schlaf. Ruh dich einfach aus. Wenn etwas ist, wende dich an Bertrand. Er wird sich um alles kümmern.»
    Er ging einen Schritt auf sie zu, und wieder hatte sie wie schon zu Hause das Gefühl, dass er sie eigentlich berühren – vielleicht sogar küssen? – wollte. Doch auch jetzt hielt er sich zurück.
    «Fais des beaux rêves», flüsterte er, lächelte ihr noch einmal zu und trat dann aus der Tür.
    Kurz darauf klopfte es und Bertrand brachte ein silbernes Tablett herein, das er auf einem runden Tischchen abstellte. Auf dem Tablett befanden sich kleine Porzellanschüsseln, mit einem passenden Deckel verschlossen, sowie mehrere Kristallgläser mit

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