Elfenkrieg
wich.
Gregoran konnte es in die Länge ziehen, stellte Vinae erstaunt und entsetzt zugleich fest. Er konnte in nur einem Lidschlag töten, das Leben aber auch langsam hinausfließen lassen.
»Tut es nicht«, flehte sie und kam vor den beiden zum Stehen. »Ich bitte Euch, Gregoran, lasst ihn leben. Bitte!«
»Es waren vierundachtzig.« Gregoran deutete mit dem Kopf zu dem toten Elfen zu seinen Füßen. »Die Leben von vierundachtzig Elfen nahm ich mir – für jedes Jahr im Verlies eines. Doch der hier ...« Er hob die Hand des Elfen, der sich kaum noch auf den Beinen halten konnte, noch etwas höher. »Er hat uns sprechen hören, schöne Seele. Er würde dich verraten.«
Vinaes Kehle zog sich zu. »Nichts hat er gehört!«, schrie sie in ihrer Verzweiflung über die Schuld, die sie befiel. »Er hat nichts gesehen.« Sie packte den halbtoten Elfen an den Armen, um ihn zu stützen. In dem Moment, in dem sie ihn jedoch berührte, stockte ihr der Atem. Sie wollte nach Luft schnappen, doch es gelang ihr nicht. Der Kristall an ihrer Brust leuchtete auf. Mit aller Konzentration versuchte sie, die Finger von dem Elfen zu lösen, als Gregoran ihn plötzlich so heftig von sich stieß, dass sie alle beide zu Boden fielen und der Krieger sie unter sich begrub.
»Tu das nie wieder!«, brüllte Gregoran über ihr. »Der Kristall schützt dich nur bedingt!«
Vinae hob den Kopf und sah Gregoran durch den Vorhang ihres nach vorn gefallenen Haars an. Mit aller Kraft stemmte sie den Körper des mittlerweile toten Elfen von sich und kam, ohne den Blick von dem Dämon zu nehmen, auf die Beine.
»Was soll das heißen?«, fragte sie und umschloss den Kristall erneut mit ihrer Hand. »Der Kristall schützt mich.«
»Meine Kraft wird davon nicht aufgehalten, Vinae.« Gregoran deutete zu dem toten Elfen. »Ich kann dein Leben nicht mit einer Berührung nehmen. Es würde länger dauern. Stunden, vielleicht Tage, aber der Kristall kann nicht alle Kraft aufhalten. Irgendwann ...«
»Und die Seelen?«, fragte sie. »Nehmt Ihr sie auch?«
»Du weißt, das kann ich nicht mehr. Nicht nach dem, was deine Mutter getan hat.«
»Das einzig Richtige, scheint mir, was sie je in ihrem Leben getan hat.«
Gregoran schüttelte den Kopf, beinahe bedauernd. »Du sprichst von Dingen, von denen du nichts verstehst«, sagte er und trat über den einen Toten hinweg. »Lass sie mich dir erklären, Vinae. Lass mich dir erklären, wer ich bin.«
»Nein.« Sie ging rückwärts von ihm fort. Ihr Körper handelte von selbst, denn sie wusste ja, dass sie nicht weglaufen konnte. »Ich will nichts davon hören. Verschwindet einfach, und kommt nie wieder. Ich habe Euch befreit. Und jetzt geht.«
»Ich will dir nichts Böses, Vinae.«
»Ach nein?« Sie blieb stehen und ließ den Kristall los. »Wenn Ihr mir tatsächlich nichts Böses wollt«, sagte sie flehend, »dann geht – so weit weg wie nur irgend möglich. Geht einfach und lasst Acre vergessen, dass Ihr jemals hier gewesen seid.«
»Das kann ich nicht.«
»Wieso?« Ihre Stimme sank zu einem Flüstern herab. Das Gold seiner Augen schimmerte matt.
»Zusammen sind wir stärker«, antwortete Gregoran zu ihrer Überraschung. »Du bist eine Thesalis, mächtig. Ich binein Dämon, wie du mir vorzuhalten beliebst. Wir können uns behilflich sein, denn wir haben gemeinsame Feinde. Deshalb hör mich an, schöne Seele.«
»Nein.« Vinae schüttelte ihren Kopf. »Mich interessiert nicht, was Ihr zu sagen habt. Ich arbeite mit keinem Dämon zusammen.«
»Auch nicht, wenn ich dir sage, was es mit den Nebelgestalten auf sich hat?«
Vinae erstarrte und hatte Mühe, ihren teilnahmslosen Ausdruck aufrechtzuerhalten. Das war ein Trick, sagte sie sich. Er wollte sie zu einer Unachtsamkeit verführen. Doch andererseits hatte er tatsächlich Möglichkeiten gehabt, sie zu vernichten, und sie nicht genutzt.
»Wenn ich Euch anhöre«, sprach sie schließlich zu ihrer eigenen Überraschung diese gefährlichen Worte aus, »wenn ich in Erwägung ziehe, Euch zuzuhören, werdet Ihr mir jede Frage beantworten?«
Gregoran verzog seine Lippen zu einem Lächeln und nickte. Seine Augen mit den schmalen Pupillen vermochten es immer noch, ihren Verstand zu vernebeln. »Ich habe dir stets die Wahrheit gesagt«, antwortete er und trat näher, ohne dass Vinae diesmal zurückwich. »Ich war immer ehrlich zu dir, und so soll es auch bleiben.«
Vinae schluckte und zögerte einige Augenblicke lang. Sie versuchte, sich nicht ansehen zu
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