Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elfenkrieg

Elfenkrieg

Titel: Elfenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Qunaj
Vom Netzwerk:
verletzen.
    »Nein, mein Lieber«, sagte sie, während sie auf ihn hinabblickte. »Die Klinge ist nicht für Euch bestimmt.«
    Mit wallenden Schleiern drehte sie sich um und schritt mitder Klinge in der Hand auf den See zu. Dort kniete sie nieder, und was sie dann machte, konnte Vinae nicht erkennen. Es schien ihr, als legte sie den Dolch vor sich nieder und tat dann gar nichts. Irgendetwas musste sie jedoch machen, denn der See begann plötzlich zu sprudeln, Dampfwolken stiegen hoch und verbreiteten sich wie eine schwächere Form des Nebels in der Halle, kondensierten auf ihrer Haut und verströmten Hitze.
    Vinae warf einen Blick zu ihrer Mutter, doch die beobachtete, genauso unfähig, etwas zu unternehmen, das Geschehen am See.
    »Komm raus, komm raus«, hörte sie die singende Stimme der Priesterin, »bevor ich dich hole.«
    Vinae konzentrierte sich auf die wallende Oberfläche des Sees, doch es regte sich nichts. Blieb nur zu hoffen, dass das Wasser nicht so heiß war, wie es wirkte, denn sonst konnte das Orakel kaum noch leben.
    Doch kaum hatte sich dieser Gedanke in ihren Kopf geschlichen, drang ein schriller Schrei durch die Halle.
    Die Priesterin hob ihre Hände an ihre Seiten, und Nebel tanzte auf den offenen Handflächen. Wie eine Verlängerung der Arme tauchten graue Schlingen davon in den See ein und brachten das Orakel zutage. Kreischend und sich windend, wurde die nackte Frau von den nebligen Klauen aus dem Wasser gezogen und neben der Priesterin zu Boden geschleudert.
    Die Priesterin erhob sich und schritt auf das zitternde, zusammengerollte Bündel zu. Das silberfarbene Haar des Orakels bedeckte zum Großteil den grün schimmernden Frauenkörper, von Brandwunden war nichts zu erkennen.
    Mit der fürchterlichen Ahnung der nahenden Katastrophe versuchte Vinae, den Blick ihrer Mutter einzufangen, um irgendetwas zu unternehmen, dem Orakel zu helfen, doch Meara sah nicht zu ihr hin.
    Noch einmal rief Vinae die Magie des Wassers, versuchte, den Zauber des Nebels zu brechen, doch es gelang ihr nicht. Vor ihr lag das Orakel, dem sie ab ihrem hundertsten Geburtstag hatte dienen wollen, eine zarte, zerbrechliche Gestalt, die durch den Schleier der Realität die Wege des Schicksals erkennen konnte, und jetzt sollte sie vor ihren Augen getötet werden.
    Einen Moment lang wünschte sie sich Gregoran herbei, damit dieser die Priesterin aufhielt, doch dann hätten sie keine Möglichkeit mehr, das Drachenherz zurückzuerlangen.
    So musste Vinae tatenlos zusehen, wie der Nebel auch das Orakel gefangen hielt und die grünen Augen der Frau voller Entsetzen zu der Priesterin aufblickten. Diese ging mit dem blendend glühenden Dolch in der Hand neben ihr auf die Knie und hielt ihn ihr vor das Gesicht.
    Auch das Orakel war zu keinem Schrei fähig, doch der Schmerz in ihren Augen brüllte lauter, als es jeder Ton hätte tun können. Die Klinge strahlte immer heller, während im Blick des Orakels Nebel tanzte, der langsam auf den Dolch überfloss.
    So erhielten die Priesterinnen also das Wissen der Orakel. Die Frauen wurden von der glühenden Klinge geblendet, und alles, was sich in ihnen befand, wurde wie in einen Spiegel aufgenommen.
    All das dauerte nur wenige Momente, und kaum versiegte der graue Strom zwischen den Augen des Orakels und der Klinge, brach auch der Blick der Frau. Sie starrte die Priesterin immer noch an, und es war nicht zu sagen, ob noch Leben in ihr übrig war. Vermutlich ja, denn die Priesterin ließ den Dolch plötzlich in ihrer Hand kreisen und zog ihn einmal schnell von links nach rechts. Das Blut schoss förmlich aus der Kehle des Orakels und benetzte das silberne Haar und den nackten Körperauf dem weißen Stein. Und dann war es schon vorbei. Nur noch einzelne pulsierende Blutströme drangen aus der Wunde; das Orakel war tot.
    Vinae fühlte ihr Herz heiß werden, als liege es im Feuer. Dies war das Orakel von Averdun gewesen, eines der bedeutsamsten Orakel Elvions, und nun war es tot. Getötet mit solcher Leichtigkeit, dass es Vinae unvorstellbar war, wie irgendetwas die Macht der Nebelpriester aufhalten können sollte.
    Ihr Leben würde vielleicht nicht lange genug dauern, um sich weitere Gedanken darüber zu machen, denn schon erhob sich die Priesterin wieder und sah sich in der Halle um.
    »Nun«, sagte sie, den Dolch in ihrer Hand hin und her schwenkend. »Was soll ich mit euch machen?« Sie kam vom See in die Mitte des Saals, von wo sie zwischen ihren drei Gefangenen hin und her sah. »Da

Weitere Kostenlose Bücher