Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elfenkrieg

Elfenkrieg

Titel: Elfenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Qunaj
Vom Netzwerk:
Gefolgsleute waren wie immer unberührt geblieben. Eine Gnade, auf die Eamon nach dem Gespräch in Lurness nicht mehr zu hoffen gewagt hatte, doch anscheinend gaben die Nebelgestalten die Bekehrung der Elfen doch noch nicht völlig auf.
    Der Drache hatte sich schnell, von einem Beruhigungspfeil verwundet, davongeschleppt, ohne größeren Schaden anzurichten, doch der Tempel war auch ohne sein Zutun tot und leer.
    Die Bestattungsfeuer am Tempelplatz brannten die gesamte Nacht hindurch, und obwohl Eamon nach diesem ersten Kampf seit dem Wiedervereinigungskrieg niedergeschlagen und vor allem wütend war und sich verloren fühlte, spürte er doch die Erleichterung. Nicht einmal der Gestank der verbrennenden Körper, der Geruch des Blutes der Verwundeten oder die düsteren Gesichter der Ritter konnten seine plötzliche Glückseligkeit verhindern.
    Nicht, solange er Vinae betrachten konnte, die mit Ardemir zusammen auf der Treppe zum Tempel saß und mit ihm sprach. Eamon wusste nicht, ob er jemals solche Angst gehabt hatte wie in jenen Momenten, da Vinae blutend in seinen Armen gelegen hatte. In einem Moment gewann er eine Tochter, und imnächsten wäre sie ihm beinahe entrissen worden – noch ehe er die Möglichkeit gehabt hatte, sich ihr zu offenbaren.
    Eamon wusste auch nicht, ob er jemals den Drang verspürt hatte, Meara Thesalis vor Dankbarkeit in die Arme zu schließen und sie zu küssen.
    Sie hatte Vinae gerettet, sie geheilt, und das im allerletzten Moment. Eine durchgeschnittene Kehle tötete schnell, doch Meara hatte nicht gezögert. Das Entsetzen in ihren Augen hatte bewiesen, wie sehr sie ihre Tochter liebte, und auch wenn sofort nach der Heilung wieder Gleichgültigkeit auf ihren Zügen gelegen hatte, waren Eamon die Liebe und Sorge darin nicht entgangen.
    Es war ein fremdartiges Gefühl, mit dem er die Magierin betrachtete, und auch, wenn er immer schon gewusst hatte, dass selbst in ihr Güte verborgen war, versetzte ihn die Erkenntnis darüber in Aufruhr. Beinahe ein Jahrhundert lang verfolgte sie ihn nun schon in seinen Gedanken, suchte ihn in seinen Träumen heim und erinnerte ihn an jene Nacht, da Vinae gezeugt worden war. Und jetzt war er wieder hier und wusste nicht, wie er sich verhalten, wie er fühlen sollte. Meara war sein Feind, doch jetzt kämpften sie Seite an Seite, auch wenn Eamon immer bewusst blieb, dass ihr nicht zu trauen war. Sie verfolgte ihr eigenes Ziel, gemeinsam mit den Sonnentaler Fürsten; ihre Zusammenarbeit würde nur so lange dauern, wie es ihrem Zweck diente. Und doch ...
    Vanoras Auftritt hingegen ließ Eamon zu seiner Überraschung verblüffend kalt. Er konnte in ihr nicht mehr das Mädchen von einst sehen; nein, er hatte lediglich eine Nebelpriesterin vor sich gehabt. Sie sah zwar aus wie Vanora, aber alles, was er an ihr geliebt hatte, war fort, tot und vergraben, und alles in Eamon sträubte sich dagegen, in der Priesterin nach Gemeinsamkeiten mit Vanora zu suchen. Er hatte versucht,sie aus dieser bösartigen Hülle zu locken, doch da war nichts mehr in ihr. Eamon durfte in ihr nicht das liebenswürdige Mädchen von einst sehen, das an den Steilklippen auf ihn gewartet hatte, denn sonst könnte er sie nicht bekämpfen.
    Und wenn ihm diese Trennung der beiden unterschiedlichen Frauen schon so schwerfiel, wäre sie für Nevliin unmöglich. Nevliin musste von der Priesterin ferngehalten werden, koste es, was es wolle.
    »Das war heute ein interessanter Kampf.«
    Eamon drehte sich nicht um und blickte weiterhin zum Feuer in der Mitte des Platzes, wo die Priesterinnen und Tempelwachen auf einem Scheiterhaufen aufgebahrt lagen. Ihre Körper wurden eins mit den Elementen, kehrten zurück zum Ursprung. Das Feuer verwandelte die fleischlichen Hüllen in Staub, den der Wind zurück in die See und die Erde trug. Die letzte Reise.
    »Ich kann deine Wunde auch heilen.«
    Eamon stieß sich von der Mauerwand am Rande des Tempelplatzes ab und sah zur Seite. Mearas weißes Kleid wurde im Schein der Flammen erleuchtet, und auch die Bänder in ihrem dunklen Haar schienen zu glühen. Schon einmal hatte er sie so gesehen, vom Feuer des Kamins beleuchtet, und wohin das geführt hatte, sah er nur allzu bildlich vor sich. Zu genau wusste er noch, wie sich dieser zarte Körper unter seinen Händen angefühlt hatte. Da er fürchtete, seine Gedanken könnten ihm ins Gesicht geschrieben sein, wandte er sich schnell wieder ab.
    »Nur ein Kratzer«, brachte er aus der vom Rauch trockenen Kehle hervor.

Weitere Kostenlose Bücher