Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elfenkrieg

Elfenkrieg

Titel: Elfenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Qunaj
Vom Netzwerk:
kommen bestimmt«, antwortete schließlich Eamon, den Blick ebenso auf den schlammigen Pfad zum Wald gerichtet, von wo aus sie mit den Nebelpriestern rechneten. »Wir haben die Nachricht zu jedem Tempel gebracht. Sie werden wissen, dass wir mit ihnen reden wollen. Sie werden kommen.«
    »Und wo ist unsere Geheimwaffe?«, blaffte Ardemir. »Wartet er im Trockenen, bis er zum Einsatz kommt?«
    »Er ist hier«, meinte Vinae ruhig, ohne sich darum zu kümmern, dass zumeist sie die Zielscheibe seiner untypischen Angriffe war.
    Liadans Ritter, die sich zwischen ihnen und dem Tempel aufhielten, wirkten äußerlich ruhig, auch wenn Aurün die Anspannung und Angst an ihnen deutlich wahrnahm. Sie waren die Besten Elvions, die Besten aus den einstigen Licht- und Schattenrittern, kampferprobt und abgebrüht, doch die letzten Wochen hatte ihnen allen eine Lehre erteilt.
    Auch Aurün fürchtete sich, besonders wenn sie daran dachte, wie knapp es beim letzten Mal für Vinae ausgegangen war. Aus diesem Grund trug sie auch einen Bogen und den Köcher Pfeile auf ihrem Rücken. Sie wusste: Konnten sie die Nebelpriesterin nicht ausschalten, half ihr diese Waffe auch nicht mehr, doch sollte es zum Kampf kommen, wollte sie nicht wehrlos sein. Und mit Pfeil und Bogen konnte sie wahrlich umgehen. Besser als Ardemir, hatte sie zu sagen gewagt, denn schließlichverschoss sie ihre Pfeile üblicherweise aus schwindelerregenden Höhen oder im Sturzflug von einem Drachen aus. Doch Ardemir hatte ihr nur einen Blick aus seinen düsteren Augen zugeworfen und war weitergegangen. Der alte Ardemir hätte sie zu einem Wettschießen aufgefordert, und so lange keine Ruhe gegeben, bis er sie in Grund und Boden geschossen hatte. Sie sollte noch einmal mit Eamon über ihn sprechen. In dieser Situation konnten sie sich keine labilen Gemüter leisten.
    Eine Bewegung zwischen den Bäumen erregte ihre Aufmerksamkeit. Sofort zog sich ihr Magen zusammen.
    »Sie sind es.«
    Tatsächlich, wie Nebel zwischen den Regentropfen schwebten sie aus dem Wald heraus in die Ebene, die sie vom Tempel trennte. Früher hatten hier Pferde gegrast, doch jetzt war freie Sicht geschaffen worden, und alle starrten sie zum schmalen Pfad neben den Koppeln, auf dem die Nebelpriester zu ihnen kamen. Im Gegensatz zu früher wurde ihr Auftritt nicht durch Nebel unterstützt, doch die grauen Gewänder der Frauen sorgten auch für eine gewisse Wirkung.
    Sie waren wenige, vielleicht zehn verschleierte Gestalten und genauso viele maskierte Krieger, die mit etwas Abstand folgten. Zwei Schritte voraus ging die Anführerin. Das goldene Haar wirkte wie ein Lichtblitz in dieser grauen Umgebung, und diesmal verdeckte der Schleier auch nicht ihr Gesicht. Der kühle Blick der Saphiraugen haftete einen Moment lang auf jedem von ihnen, und als Aurün davon getroffen wurde, spürte sie eisige Kälte ihren Nacken hinabrieseln.
    Gleich, musste sie sich immer wieder sagen, gleich ist es vorbei, und dieses Miststück würde für alles bezahlen, was sie ihrem Volk, ihrem Vater angetan hatte. Sie würde für jeden Tropfen Blut bezahlen, den sie Aurünliig und damit auch ihrselbst gestohlen hatte, auch wenn in diesem Punkt schon längere Zeit Ruhe herrschte.
    Vielleicht hatte die Priesterin genug, um das Herz zu kontrollieren, doch Aurün wollte es auch nicht auf einen Versuch ankommen lassen, wie es wäre, wenn doch noch mehr gebraucht werden würde.
    Zwei Schritte vor dieser ersten Linie aus vier bangen Gesichtern blieb die Anführerin stehen. Aurün spürte bei ihrem Anblick denselben Unwillen wie damals bei Vanora. Ein heißes Stechen in ihrer Brust, ein Nebel, der sich um ihren Kopf hüllte und sie nicht mehr klar denken ließ. Diese Frau verursachte nur Leid, und doch lag ihr jedermann zu Füßen. Sie verzauberte mit ihrer Schönheit und diesen Augen und hinterließ nichts als Wracks, die einst Elfen gewesen waren. Nevliin war doch der beste Beweis dafür.
    Aurün atmete tief durch. Es war nicht Vanora, die hier vor ihr stand, nicht die Frau, die Eamons Herz herausgerissen und darauf herumgetrampelt hatte. Es war eine andere, wenn diese auch nicht besser war. Im Gegenteil. Sie war noch hundertmal schlimmer, und trotzdem wurde sie wie eine heilige Erscheinung angestarrt.
    »Alle vollzählig«, meinte die Anführerin, wobei ihr belustigter Blick auf Vinae fiel. »Wie erfreulich.«
    Von Vinae ging in diesem Moment eine solch deutliche Angst aus, dass sie bestimmt jeder und nicht nur Aurün gespürt hatte.

Weitere Kostenlose Bücher