Elfenkrieg
zaghaftes Nicken war seine Antwort, was ihren Griff um seinen Arm nur noch verstärkte.
»Bist du denn wahnsinnig?« Schnell sah sie sich nach Wachen oder anderen Lauschenden um, doch sie waren allein – noch. »Wem?«, fragte sie schließlich, darum bemüht, einen kühlen Kopf zu bewahren. »Wem hast du es ins Essen gemischt?«
Nefgáld wich ihrem Blick aus. »Allen«, antwortete er ihr, was Vinaes Hand kraftlos herabsinken ließ.
»Du Narr!«, zischte sie und schlug ihm gegen die Brust. »Was hast du dir dabei gedacht?«
»Warum?« Die Panik seiner Stimme schlug in Zorn um. »Was kümmert es dich? Sei froh, dass ich Daeron für dich loswerde. Du hättest niemals Ruhe vor ihm, und ...«
»Das hat dich nicht zu interessieren.« Vinae strich sich seufzend eine Strähne aus dem Gesicht. »Los«, sagte sie schließlich. »Geh in mein Gemach und warte dort. Rühr dich nicht vom Fleck, hast du verstanden?«
»Was hast du vor?«
»Verschwinde, Nefgáld! Geh und warte auf mich.« Sie gab ihm keine Möglichkeit mehr zur Widerrede und rannte sofortden Korridor hinab in Richtung Speisesaal. Die Bediensteten waren noch nicht allzu lange weg, vielleicht konnte sie sie noch einholen, ehe sie den Speisesaal erreichten. Vinae wollte gar nicht daran denken, was geschah, wenn die vergifteten Suppen serviert wurden. Weniger fürchtete sie eine Vergiftung der Fürsten – das war eher unwahrscheinlich. Vielmehr lag die Gefahr darin, dass das Gift sofort entdeckt und die gesamte Küchenmannschaft hingerichtet wurde. Was hatte sich dieser dumme Bengel nur dabei gedacht? Auf solche Weise Rache zu üben! Jeder in der Küche wusste doch, dass ein Giftanschlag niemals zum Ziel führen würde. Wie konnte Nefgáld nur denken, den Meister der Gifte auf solch eine Weise zu töten?
Immer wieder über den Rocksaum stolpernd, rannte Vinae die Treppen hoch in das nächste Geschoss, stürmte um die Ecke und sah das offene Tor zum Saal. Sie wusste, es gab dort noch einen Vorraum, wo die Speisen von ihren Warmhaltebehältern befreit wurden. Ihre letzte Möglichkeit bestand darin, die Bediensteten dort im Vorraum aufzuhalten, doch es war zu spät.
Mit den Händen am Tor Halt suchend, taumelte sie in den Raum und blickte durch die weit offenen Türen in den Speisesaal. Die Fürsten und ihre Mutter, welche da drin von Wachen flankiert zusammenstanden und heftig diskutierten, fuhren sofort zu der hereinstürzenden Elfe herum.
Eine Ewigkeit schien zu vergehen, ehe sich Fürst Menavor rührte und auf Vinae zukam.
»Na, wenn das nicht eine Überraschung ist«, gurrte er voller Triumph. »Hast du befürchtet, zu spät zum Abendessen zu kommen, meine Liebe?«
Vinae brachte kein Wort heraus und sah lediglich an ihm vorbei zur Tafel, wo die Suppenteller bereits auf ihren Plätzenstanden. Der Vorkoster lag reglos daneben, unbeachtet von dieser Versammlung.
»Du hast die ganze Aufregung versäumt«, meinte Menavor weiter. »Freu dich über deine Unpünktlichkeit. Sie hat dich vor ...«, er wandte sich um und deutete mit einer fast schon angewiderten Handbewegung zu dem Vorkoster, »... dem da bewahrt.«
»Vinae?«, mischte sich nun auch noch Daeron ein. »Erklärst du mir, was du hier willst?«
»Ich ...« Noch einmal sah sie zu den Suppentellern und zurück zu den Bediensteten, welche von Wachen in eine Ecke gedrängt worden waren. »Ich ...«
»Ist das denn nicht offensichtlich?«, ließ sich Menavor lachend vernehmen. »Sie ist hungrig, unsere Vinae, und wollte uns Gesellschaft leisten.« Er winkte den Wachen. »Sperrt das Gesinde hier ein und schickt nach einem dieser dummen Richter der Königin. Wir haben hier einige Hinrichtungen zu vollziehen.«
»Nein!« Endlich kam wieder Regung in Vinae. »Sie können nichts dafür!«
Menavor wandte sich ihr mit nachsichtigem Lächeln zu. »Natürlich wird der eine oder andere dabei sein, der an diesem schändlichen Attentat nicht beteiligt war, aber Vinae, du kennst das Gesinde doch. Keiner wird den anderen verraten. Die halten zusammen, und so sollen sie auch zusammen sterben.«
»Denk an den armen Elfen, der da liegt«, fügte ihre Mutter hinzu. »Ein Unschuldiger wurde von seinesgleichen ermordet. Greifen wir jetzt nicht hart durch, wird so etwas immer wieder geschehen.«
»Aber ...« Panik verdrehte ihre Sinne, ließ ihren Kopf rauschen. »Sie waren es nicht«, brachte sie schließlich heraus. »Ich ... ich war es.«
Alle, wie sie so dastanden, starrten sie an, einzig Menavor
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