Elfenkrieg
denken, denn sonst konnte sie nicht tapfer sein. Womöglich würde er sie in ihrem neuen Leben finden und ihr von dieser Existenz erzählen. Vielleicht würde auch Eamon nach ihr suchen.
»Vinae, ich bitte dich.«
»Ich sage die Wahrheit, Fürst Daeron! Ich wollte Euch vergiften! Tötet mich und lasst es ein Ende nehmen.«
»Nein.« Seine Hand umfasste ihren Arm wie ein Schraubstock. Er zog sie in Richtung des Stuhls. Vinae blickte noch einmal auf die Fesseln, die Nadeln und Zangen und versuchte, sich zu befreien. Würde sie standhalten? Würde sie tatsächlich nichts verraten?
Mit aller Kraft versuchte sie, sich Daerons Griff zu entwinden, doch er zerrte sie gnadenlos durch den Raum.
»Ich bitte Euch«, kam es mit überschlagender Stimme aus ihrer Kehle. Sie würde nicht genügend Kraft haben. Sie würde nicht durchhalten. »Ich sage die Wahrheit, Fürst Daeron, bitte! Wenn Euch etwas an mir liegt, tut mir das nicht an.«
»Sag mir, wen du schützt.«
»Niemanden! Bitte, Fürst Daeron, ich flehe Euch an, beschert mir einen schnellen Tod, tut das nicht.«
Doch er drückte sie bereits auf den Stuhl nieder. All ihre Versuche, sich zu wehren, wurden von ihm und Veresil erstickt. Vinaes Atem ging rasend schnell und zischte, als ließe jemand die Luft aus einem Ballon. Aus ihren aufgerissenen Augen sah sie all das schwarze Blut auf dem Holz des Stuhls kleben, die Kerben der Fingernägel, die sich darin eingegraben hatten.
»Fürst Daeron, bitte!« Ihr Körper begann zu zittern, ihre Zähne klapperten, als die Wachen die Gurte der Armlehnen um ihre Handgelenke schnallten und so festzogen, dass es ihr das Blut abschnürte. Immer noch versuchte sie, den vielen Griffen zu entkommen, warf sich hin und her, doch da packte jemand ihren Kopf, und im nächsten Moment wurden auch Gurte um ihre Stirn und ihr Kinn geführt, die sie absolut bewegungsunfähig machten. Ein weiterer Gurt um ihren Hals und einer um ihren Brustkorb verhinderten die kleinste Regung.
Bei Daeron reden sie alle ... Immer wieder hörte sie die Stimme ihrer Mutter in ihrem Kopf. Als sie zu Meara hinüberspähte, traf sie nichts als Kälte. Mit ausdruckslosem Gesicht sah ihre Mutter zu, wie Vinae gefesselt wurde. Menavor stand daneben mit seinem ewigen Lächeln der Genugtuung, das sie ihm am liebsten aus dem Gesicht geschlagen hätte, doch noch gab sie nicht auf. »Fürst Menavor«, versuchte sie es weiterhin. »Ihr wisst, ich spreche die Wahrheit. Haltet Euren Bruder auf, ich habe gestanden, mehr braucht Ihr nicht.«
»Lass ihm die Freude«, meinte der silberhaarige Fürst lakonisch. »Er würde sich ewig grämen, wäre er nicht sicher, ob du ihn wirklich hast töten wollen. Was wirklich abscheulich wäre.«
Vinae wollte zu einer Erwiderung ansetzen, doch da wurde sie plötzlich mit einem schmutzigen, nach Metall und Salz schmeckenden Tuch geknebelt. Ihre Augen drohten aus den Höhlen zu springen, als sich Daeron ihr gegenüber auf einem Hocker niederließ, eine schmale Phiole in der Hand, aus der eine Nadel ragte.
Bei Daeron reden sie alle.
Langsam näherte sich die Nadel ihrem Gesicht, ihren Augen. Mit aller Kraft und der Macht der Verzweiflung versuchte Vinae,sich wegzudrehen, ihm zu entgehen, doch die Gurte saßen zu fest.
»Halte still, sonst wird es noch schlimmer.«
Ein Wimmern entrang sich ihrer Kehle, doch dieses mündete in einem schrillen Schrei, der sonderbar fremd klang und nicht von ihr stammen konnte. Und doch wusste Vinae irgendwoher, dass sie für diese fürchterlichen Laute verantwortlich war.
Die Nadel schob sich an ihrem Augapfel vorbei, neben der Schläfe, immer tiefer in ihren Kopf und schien ihr den Verstand zu rauben. Sie hörte wie aus weiter Ferne Daerons murmelnde Worte, die wohl beruhigend wirken sollten, doch der Schmerz drohte sie besinnungslos werden zu lassen.
Deutlich spürte sie das kalte Metall der Nadel in ihrem Kopf, und eine brennende Flüssigkeit, die sich davon ausbreitete, ihr Gehirn befiel wie ein Parasit und es zu zerstören versuchte. Ihr Körper zuckte, soweit es ihm durch die Fesseln möglich war, der Knebel verhinderte, dass sie sich auf die Zunge biss, doch jeder Muskel ihres Körpers schien kurz vorm Zerreißen.
Bei Daeron reden sie alle, kam ihr erneut in den Sinn, und als Vinae dachte, es würde nicht mehr schlimmer kommen können, folgte die nächste Nadel am anderen Auge, und auch von dort breitete sich die ätzende Flüssigkeit in ihrem Kopf aus.
Ein seifiger Geschmack breitete sich in
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