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Elfenkrieg

Elfenkrieg

Titel: Elfenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Qunaj
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glaubte, wusste sie auch die Antwort auf seine Frage.
    Sie packte ihn an den Schultern und drehte ihn zu sich herum, so dass er gezwungen war, sie anzusehen. »Was uns bleibt?«, fragte sie ihn beinahe schon flüsternd, als wären ihre Worte heilig, ein Geheimnis, das der Wind hoch oben in den Ästen der Bäume verbarg. »Um das zu wissen, Eamon, musstdu nur deine Augen öffnen. Wir alle kämpfen unsere eigenen Kämpfe, tragen unsere eigenen Wunden, wir sind in unserem Schmerz allein, aber genau dadurch sind wir doch eine Gemeinschaft, oder etwa nicht? Es gibt immer noch ein Band, das uns alle zusammenhält, sei es die Familie, die Freundschaft ...« Sie lehnte sich weiter vor, bis sie seinen Atem auf ihren Lippen spüren konnte.
    Wachsam erwiderte er ihren Blick mit seinen winterblauen Augen, in denen sie ertrinken konnte wie in einem kalten Meer.
    »Egal, wie kalt es ist«, fuhr sie daher fort, ohne ihren sehnsuchtsvollen Blick von ihm zu nehmen. »Wir können die Wärme immer noch beieinander finden, in der Liebe, der Leidenschaft ...«
    »Ach, Aurün«, seufzte er und legte seine Hand an ihre Wange, leicht, als hielte er einen zerbrechlichen Kristall. »Ich weiß nicht, was du von mir willst. Was ich selbst von mir erwarte, was ich will. Diese Welt bringt mich aus dem Gleichgewicht.«
    »Dann halte dich an jemandem fest.« Sie zögerte nur einen winzigen Moment lang, fürchtete die Zurückweisung, doch dann überbrückte sie das letzte Stück, welches sie noch von Durst und Ertrinken gleichermaßen trennte, und Eamon kam ihr entgegen.
    Seine Lippen berührten kaum die ihren, da strömte das Eiswasser gleichzeitig mit Feuer durch ihren Körper und entlockte ihr ein tiefes Seufzen der Erleichterung. In dem Drang, endlich mehr von ihm zu spüren, ihr schmerzhaftes Sehnen zu stillen, öffnete sie ihren Mund und schloss ihre Hände um sein Hemd, als fürchtete sie schon jetzt, er könnte ihr wieder entgleiten. Sie wollte ihn festhalten, niemals wieder hergeben so wie damals vor so unbeschreibbar langer Zeit. Er schien ihr so fremd, der Kuss so neu, und doch war da dieses leise Erkennen einerlängst vergangenen Flamme, die langsam wiederbelebt wurde. Und als auch er den Kuss vertiefte und sie an sich zog, wusste sie instinktiv, dass er jetzt ihr gehörte. Seine Hände gruben sich in ihr dichtes Haar, pressten sie an sich, während die wenigen Sonnenstrahlen, welche zwischen dem Geäst ihres Baldachins drangen, ihr Gesicht und ihren Körper wärmten.
    Sacht wie die Berührung eines Mirins legten sich seine Hände auf ihre Wangen und schoben sie plötzlich zurück. Aurün brauchte einige Herzschläge lang, bis sie ihre Augen öffnen konnte, und als sich ihre Lider schließlich schwerfällig hoben, hätte sie sie am liebsten wieder geschlossen.
    Er musste nichts sagen, seine Augen sprachen Bände. Eine Entschuldigung lag darin, Bedauern, und das leise Kopfschütteln, als er seine Hände von ihr nahm, ließ den warmen Ball in ihrem Bauch zu einem Eisklotz werden.
    »Aurün«, begann er voller Reue. Sie fiel aus ihrer knienden Position zurück auf ihre Fersen und konnte ihn nur anstarren. Sie war sich doch so sicher gewesen, er war bei ihr gewesen, oder etwa nicht? Was hielt ihn nur von ihr fern? Wo war er? Sein Herz, seine Seele? Wer hatte sie ihm geraubt?
    Eamon öffnete noch einmal seinen Mund und holte Atem, er setzte zu einer Entschuldigung an, schüttelte dann jedoch nur den Kopf, erhob sich und verschwand in die Höhle.
    Aurün blickte hoch in das Gitternetz aus Licht und Schatten, das sich warm auf ihr Gesicht legte. Der Himmel schien so unendlich weit weg, während sie hier auf der kalten Erde saß, die Freiheit und der Frieden schienen unerreichbar.

    »Versteckst du dich vor Ardemir?«, fragte Aurün, als sie Vinae verlassen und allein auf einem umgestürzten Baumstamm sitzen sah. Die Nacht war längst hereingebrochen und wurde vonden Stimmen der Jäger und Gejagten erfüllt, die sich zu diesen Stunden aus ihren Höhlen wagten. Der zunehmende Mond zeigte zwischen den schwarzen Silhouetten der Bäume unbarmherzig die verstreichende Zeit bis zu Vinaes Rückkehr nach Acre. »Oder versteckst du dich vor Eamon?«
    Ein halbes Lächeln erschien im schmalen Gesicht der Magierin, als sich Aurün neben ihr niederließ und ihren Umhang zurechtrückte.
    »Wohl vor beiden«, antwortete die junge Frau und blickte wieder in den Wald, von wo hier und da ein Rascheln oder Knacken zu vernehmen war. »Sie sind nicht sonderlich

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