Elfenkrieg
begeistert von meiner Entscheidung.«
»Sie werden es hinnehmen müssen«, meinte Aurün mit einem leisen Stich der Eifersucht in ihrer Brust, für den sie sich sogleich verabscheute. Sie mochte diese neue Freundin, und Vinae konnte nun wirklich nichts für Eamons seltsame Neigungen. »Eamon meint, dich beschützen zu müssen. So ist er immer schon gewesen.«
»Ich brauche keinen Beschützer. Ich habe lange genug auf mich allein gestellt in Acre überlebt, und das werde ich auch weiterhin.«
»Das musst du mir nicht sagen.«
Vinae warf ihr einen Blick von der Seite zu. »Nein, denn du weißt, was es heißt zu kämpfen – sich für eine Sache einzusetzen, egal, was es kostet. Du bist eine Königin.«
Beinahe hätte Aurün aufgelacht. »Eine Königin, ja. Über ein versklavtes Volk.«
»Wir werden sie finden. Die Priesterin wird erwachen, ich weiß es.«
»Ihr habt ihr das Halsband abgenommen?«
Vinae nickte. »Eamon und Nevliin waren dabei, für den Fall, dass sie aufwacht und uns ... nun ja, töten will, aber selbstnachdem ich sie geheilt hatte, kam sie nicht zu sich. Jetzt trägt sie das Halsband wieder, um die Magie abzuschirmen, aber sie ist gesund.«
»Dann gibt es vielleicht tatsächlich Hoffnung für mein Volk.«
Eine zarte Hand legte sich auf ihre. »Die gibt es«, sagte Vinae mit solcher Überzeugung, als gäbe es wirklich keinen Zweifel daran. »Wir werden alles dafür tun, wir kämpfen auf derselben Seite, du bist nicht allein.«
Aurün lächelte dankbar und zugleich erstaunt. »Du siehst viel für dein Alter«, sagte sie nicht ohne jeden Zweifel. Es war ihr unangenehm, sollten ihr die Gefühle tatsächlich so leicht anzusehen sein, und Vinae bestätigte ihren Verdacht.
»Du liebst Eamon«, sprach sie frei heraus. »Ich sehe es dir an, in jeder Sekunde, in der du bei ihm bist – doch keine Angst. Niemand sonst weiß es. Ich ... kenne einfach nur, sagen wir, die Symptome.«
»Weil du Ardemir liebst?«
Der eben noch so zuversichtliche Blick schweifte wieder in die Ferne. »Er liebt mich nicht – nicht so wie ich ihn.«
»Das glaube ich nicht, auch ich erkenne die Symptome.«
Vinae lachte etwas verzweifelt. »Glaube mir, Freundin. Ich habe zuverlässige Quellen. Ardemir will mich einfach nicht an Daeron hergeben, das ist alles. Das hat nichts mit Liebe zu tun.« Sie blickte auf ihre Hände. »Er sagt, er akzeptiert meine Entscheidung und wird sich von Acre fernhalten.«
»Glaubst du das etwa nicht?«
»Ich hoffe es. Und auch wieder nicht. Ich weiß nicht.« Plötzlich war Vinae ihre Jugend noch deutlich anzusehen, ihre verborgenen Träume, die stets von der Verantwortung überschattet wurden, ihr Sehnen, das Aurün nur zu gut verstehen konnte.
»Auch Eamon liebt mich nicht«, sagte sie schließlich, was Vinae wieder aufblicken ließ. »Ich weiß nicht, wieso er sich mir nicht hingeben kann, er ...« Frustriert von all den letzten Wochen schlug sie die Faust auf ihr Knie. »Ich bin keines dieser zarten, hilfsbedürftigen Wesen«, sagte sie und ignorierte die amüsiert hochgezogene Augenbraue ihrer Zuhörerin. »Sieh mich an! Ich bin eine Drachenelfe und Eamon ebenbürtig, und damit kann er nichts anfangen. Mit ihm ist es immer dasselbe. Er wird von diesen kleinen, zerbrechlichen Elflein angezogen, wie Vanora es damals war, wie es deine Mutter ist ...« Sie schluckte. »Wie du es bist.«
»Wie ich ...« Vinaes Augen wurden riesig und schienen wie schwarze Höhlen in der Dunkelheit. Sie sah in Richtung Höhle, wo die anderen die Priesterin bewachten und wieder zurück zu Aurün. »Du weißt es nicht«, hauchte sie schließlich voller Schrecken.
Aurün horchte auf. »Was weiß ich nicht?«
Sosehr sich Vinae vorhin noch nach frischer Luft und der Kühle der Nacht gesehnt hatte, so freudig ging sie zurück in die von einem Feuer verrauchte Höhle. Sie wusste nicht, ob es ein Fehler gewesen war, Aurün von ihrer Beziehung zu Eamon zu erzählen, doch andererseits hatte sie die Elfe, welche ihr eine Freundin geworden war, auch nicht anlügen können. Es war ihr schleierhaft, wie Aurün in all dem Trubel hatte entgehen können, dass Vinae Eamons Tochter war, denn eigentlich war Vinae davon ausgegangen, dass es jeder außer ihr selbst gewusst hatte. Dem war offensichtlich nicht so, denn Aurün war der Schrecken ins Gesicht geschrieben gewesen. Schweigend hatte sie Vinaes Erklärungen gelauscht und war dabei immer blasser geworden. Der leise Schimmer ihrer Haut schien verlorengegangen zu sein, und
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