Elfenkrieg
keine Magie anwenden, um sich davor zu schützen.
Ein Zischen hinter ihm ließ ihn herumfahren. Vanoras Schleier hatten Feuer gefangen, und schon brannte ihre gesamte Gestalt lichterloh.
Nevliin ließ das Schwert sinken. Er hatte sie schon einmal brennen sehen, und jetzt würde er tatsächlich mit ihr gemeinsam gehen – wenn sein Weg auch nicht zu den Sternen, sondern in ein neues Leben führen würde.
Das freilaufende Pferd war das Erste, was Vinae an Unheimlichkeiten auf ihrem Rückweg begegnete. Zumal es die Sonnentaler Blutschlange auf der Satteldecke trug und die Zügel nach hinten geschlagen waren, so, als wäre der Reiter heruntergefallen.
Eigentlich hätte ihr dies einen Hinweis darauf geben sollen, nicht mehr weit von ihrem Ziel Acre entfernt zu sein, doch mittlerweile war ihr Orientierungssinn ohnehin wieder halbwegs zurückgekehrt.
Vinae hätte nicht sagen können, wie lange sie bereits unterwegs war. Eine Ewigkeit hatte sie allein schon gebraucht, um aus dem Moor herauszufinden, und als der Wald endlich lichter und der Boden fester geworden war, hatte sie nicht weit entfernt im Südosten einen gigantischen Berg erblickt. Ein dunkles Ungetüm, das sich dem Himmel entgegengestreckt hatte, und da war ihr klar gewesen, dass sie Lurness in der Ferne sah – die Hauptstadt Elvions, die sich rund um den Drachenfelsen ausgebreitet hatte. Diese Erkenntnis hatte sie wiederum zu der Ansicht geführt, sich im Irrwischmoor zu befinden, und daher hatte sie sich stets nach Westen gehalten, um auf halbwegs gerader Linie zurück ins Sonnental zu gelangen. Die Elfen in den Dörfern und Städten auf ihrem Weg hatten ihr diese Annahme auch bestätigt und sie stets freundlich mit Essen, Trinken oder einem Schlafplatz versorgt. Selbst bei einer Koboldfamilie war Vinae eine Nacht lang untergekommen.
Es war eine ruhige Reise durch das einstige Schattenreich gewesen, das sie bisher nie zuvor besucht hatte, doch so friedlich ihre Umgebung auch gewirkt hatte, so zerstört fühlte sie sich in ihrem Inneren.
Sie konnte nicht begreifen, wie sie das hatte tun können. Wie sie Daeron, wie sie Ardemir hatte hintergehen können.
Die magische Barriere ermöglichte Ardemir einzig einen Weg, und der führte ihn direkt nach Lurness, denn Vinae nahm an, dort könne er sich einen Schlüssel für ein Weltentor beschaffen und sich auf die Suche nach Eamon, der Priesterin und den anderen begeben. Natürlich war der Zeitraum der Wirkung dieser Barriere begrenzt, doch immerhin hatte ihr die Magie einen genügend großen Vorsprung verschafft. Sie hätte unmöglich noch einen Augenblick länger bei Ardemir bleiben können, denn sonst wäre sie nie nach Acre zurückgegangen. Sie wäre an Ardemirs Seite geblieben und hätte sich der Liebe hingegeben, ohne auch nur einen weiteren Gedanken an Acre oder das Drachenproblem zu verschwenden. Doch es herrschte Krieg, wenn auch nicht so offen ausgetragen wie damals im Wiedervereinigungskampf. Sie konnte es sich nicht leisten, ihrem Herzen nachzugeben, und Ardemir genauso wenig. Er durfte ebenfalls keine Zeit verlieren, und hätte sie ihn sich nicht vom Leib gehalten, wäre es ihm zu leicht gelungen, sie wieder in seinen Bann zu locken und darin festzuhalten.
Im Moment spielten all diese Gedanken ohnehin keine Rolle, denn der Krieg schien Vinae eingeholt zu haben.
Ein weiteres reiterloses Pferd kam ihr aus dem nahen Wald entgegengelaufen, und obwohl dieser Weg von ihrer Route abwich, lief sie darauf zu und tauchte schon bald in die goldene Welt der Buchen und Eschen ein. Ein Trampelpfad führte in die Dunkelheit des Waldes. Bis auf das Rauschen der Blätter und das hin und wieder ertönende Gezwitscher eines Vogelswar nichts zu hören, doch irgendetwas musste dort vor sich gehen.
Darauf bedacht, kein Geräusch zu verursachen und sich auf jede fremde Bewegung zu konzentrieren, drang Vinae tiefer in den Wald ein. Sie hielt sich nahe am Pfad, vermied es jedoch, direkt darauf zu laufen, um nicht sofort von einer Reitertruppe entdeckt zu werden. Vielleicht waren es ja auch Suchtrupps, die von Daeron nach ihr ausgesandt worden waren, doch genauso gut konnten hinter jedem Baum die Nebelpriester lauern.
Plötzlich durchschnitt das Wiehern eines Pferdes die Luft wie ein Pfeil. Beinahe hätte Vinae in ihrer Anspannung aufgeschrien, sie konnte jedoch gerade noch rechtzeitig die Hand auf den Mund pressen.
Das Tosen ihres Blutes in den Ohren, lauschte sie auf weitere Geräusche und vernahm das ungleichmäßige
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