Elfenkrieg
Anwesenheit zu stören. »Was sollte Euer Erscheinen bei unserer Hochzeit?«
»Ich wollte Vinae holen«, kam sofort die lakonische Antwort. Ardemir blickte an Daeron vorbei ins Leere. Er schien sich nicht gegen Daeron wehren zu können, und als Vinae klar wurde, dass er jede Frage wahrheitsgemäß beantworten würde, spürte sie Panik in sich aufsteigen.
»Wieso?«, fragte Daeron.
»Um sie von der Hochzeit abzuhalten.« Ardemir schien nicht zu sich zu finden. »Weil sie schon mein ist«, antwortete er ohne jedes Gefühl in der Stimme, und doch riss Vinae genauso wie Daeron die Augen auf. Unwillkürlich fasste sie ans Treppengeländer und hielt sich dort fest. Es war die Wahrheit. Sie war sein, war es immer schon gewesen.
Daeron schien sie überhaupt nicht wahrzunehmen, und der kurze Schock über diese Eröffnung schien wieder verflogen, als er fortfuhr. »Was habt Ihr mit ihr zu schaffen, um so etwas zu behaupten?«, fragte er, und da spürte Vinae das Unheil bereits wie eine Riesenwelle anrollen.
»Ich kenne sie ihr Leben lang«, antwortete Ardemir. »Wir sehen uns regelmäßig und sind seit jeher Freunde.«
»Regelmäßig?« Daeron warf Vinae einen flüchtigen Blick zu. »Aus welchem Grund?«
»Vinae übergibt mir Informationen über das Fürstentum für die Königin. Sie ...«
»Nein, Ardemir!« Vinae eilte auf ihn zu, doch da packte Daeron ihren Arm und schob sie hinter sich.
»Rede!«, forderte er Ardemir auf, und der begann zu erzählen, von jeder kleinen Information, die sie an Ardemir und damit an die Königin weitergegeben hatte. Er erzählte von ihren Bemühungen, die Fürsten zu hintergehen und den Leuten der Siedlungen zu helfen, von ihren Diebstählen der Gifte und den Befreiungen von Gefangenen. Und dann kam er zu dem Grogon. Vinae meinte, auf der Stelle tot umfallen zu müssen.
»Sie berichtete uns auch von den Drachen, welche in den Verliesen gefangen sind, und später auch von dem Grogon, der dort unten eingesperrt war. Nachdem sie ihn befreit hatte, kam sie mit ihm nach Averdun, um mit ihm gegen die Nebelpriester zu kämpfen. Es war ihre Idee.«
»Nachdem sie ihn befreit hatte«, wiederholte Daeron mit einer Ruhe, die nichts Gutes bedeuten konnte.
»Fürst Daeron«, begann Vinae, doch der hob nur seine Hand und ließ sie sofort wieder verstummen.
»Was meint Ihr, Ardemir«, fragte er. »Wieso hätte sie so etwas tun sollen? Wieso sollte sie beinahe hundert Elfenleben opfern, um diesen Dämon zu befreien?«
Ardemir sah immer noch geradeaus zwischen Daeron und Vinae hindurch. »Ich weiß es nicht«, antwortete er. »Doch es schien eine Liebschaft zwischen den beiden gegeben zu haben.«
Der Griff um Vinaes Hand zog sich zu wie ein Schraubstock. »Ardemir«, flüsterte sie atemlos und fragte sich, ob er tief in seinem Inneren wohl wusste, was er da eben angerichtet hatte.
»Und was ist mit Euch?«, stellte Daeron dann plötzlich einenoch viel gefährlichere Frage. »Ihr sagtet, sie wäre Euer. War sie auch wirklich Euer? Gab es, oder gibt es auch zwischen euch beiden eine Liebschaft?«
»Daeron ...« Vinae versuchte, seine Finger von ihrem Arm zu lösen, versuchte, ihn zu sich umzudrehen, damit sie vernünftig mit ihm reden konnte, doch er ließ sich von ihr nicht beirren, durchbohrte Ardemir weiter mit seinem Blick.
»Ja«, antwortete Ardemir mit seiner eintönigen Stimme. »Sie war mein. Einmal.«
»Wann?« Daeron zerquetschte beinahe ihren Arm.
»Nach der Hochzeit«, erwiderte er.
Vinae hätte beinahe ihr Gleichgewicht verloren, als Daeron sie völlig unerwartet losließ, als hätte er sich an ihr verbrannt.
Einige Momente lang geschah gar nichts. Ardemir blickte immer noch seelenlos vor sich hin, Daeron starrte ihn an, und Vinae überlegte fieberhaft, wie sie sich und Ardemir aus dieser Situation retten konnte. Fliehen wäre wohl das Beste, doch Ardemir würde Daeron gehorchen, solange dieser Bann anhielt.
»Zuerst ein Dämon«, flüsterte Daeron gedankenvoll. »Und dann ein Drache.«
Sein Handrücken traf Vinae so unterwartet und mit solcher Wucht, dass sie von den Füßen gerissen wurde und auf die Treppe gegen das Geländer prallte. Helle Lichter tanzten einen Moment lang vor ihren Augen. Warmes Blut floss ihre Wange hinab.
»Ich bin Gift?«, schrie Daeron. Niemals zuvor hatte Vinae ihn wirklich brüllen gehört. »Du elende Schlange nennst mich einen Mörder?« Sein Fuß trat gegen die Treppe, nur eine Haaresbreite von ihr entfernt. »Du bist hier das Gift, so dass ich
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